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Limburg/Dortmund, 25.06.2018

Demografie-Brillen für alle

Das Projekt „Demografische Entwicklung im Bistum Limburg" fragt, was dieser Wandel für die Kirche und für die Seelsorge bedeutet. Und wünscht sich Demografie-Brillen für alle.

Eine „Demografie-Brille“ für alle. Für Pfarreien, Einrichtungen, Verbände, Haupt- und Ehrenamtliche und für die Verwaltung der Diözese. Das wünscht sich Projektkoordinatorin Dr. Sonja Sailer-Pfister. Die Theologin begleitet das Projekt „Demografische Entwicklung im Bistum Limburg - Wandel gestalten". Zentral ist dabei die Frage, was der demografische Wandel für die Kirche und für die Seelsorge bedeutet. Und zwar speziell für die Diözese Limburg.

Nach der Erhebung des Ist-Zustands mit einer groß angelegten Online-Befragung der Pfarreien, Einrichtungen und Verbände im vergangenen Jahr, nach deren Auswertung und einem Workshop-Tag beginnt nun die zweite Projektphase: Es gilt Handlungsstrategien zu entwickeln und abzustimmen, sich aktiv zu vernetzen und alle Akteure für das Thema zu sensibilisieren. Ideen gibt es schon: „Demografie-Checks“ für Pfarreien und Einrichtungen sind genauso im Gespräch wie der  Einsatz von „Demografie-Lotsen“ vor Ort, erklärt Sailer-Pfister. Ziel sei es, das Thema ins Spiel zu bringen, welche Konsequenzen daraus gezogen würden, könnten nur die Verantwortlichen vor Ort für und in den konkreten Kontexten entscheiden.

Steuerungsgruppe für Vernetzung und Anwaltschaft

„Jetzt müssen Handlungsstrategien abschließend beraten und in einem nächsten Schritt umgesetzt werden“, so Sailer-Pfister. Dafür wurde eine Steuerungsgruppe mit Vertretern aller Dezernate des Bischöflichen Ordinariats gegründet. „Dabei steht Vernetzung an erster Stelle, vor allem auch mit dem Team der Kirchenentwicklung“, erklärt die Projektkoordinatorin. Denn es gebe eine große thematische Schnittmenge. Die Mitglieder der Steuerungsgruppe seien zudem wichtige Multiplikatoren, denn Demografie als Querschnittsthema brauche eine breite Anwaltschaft.

„Darüber hinaus ist Ziel des Projekts, den demografischen Blick – also die Demografie-Brille – in die verschiedensten Prozesse und Projekte der Diözese zu implementieren. Demografie-Checks könnten dabei ein mögliches Handwerkszeug sein“, erklärt Sailer-Pfister. Beim Themenfeld Arbeitgeber könne man zum Beispiel schauen, ob es eine Altersstruktur-Analyse gibt. Oder fragen, wie die Personalentwicklung und -akquise für künftige Herausforderungen aufgestellt ist. Beim Thema Immobilien arbeite man bereits mit dem zuständigen Dezernat zusammen. Dabei werde geschaut, welche Auswirkungen der demografische Wandel auf das Immobilienmanagement der Kirche haben wird und wie man diesem Wandel begegnet.

Ressourcen, Ehrenamt und Kirche als Arbeitgeber

Bei einem Workshop im Frühjahr mit der Forschungsgesellschaft Gerontologie der TU Dortmund (FfG), die das Projekt wissenschaftlich begleitet, wurde zum einen die Idee der „Demographie-Lotsen“ vorgestellt und diskutiert, zum anderen mögliche Fragen und Inhalte für Demografie-Checks im Bistum erarbeitet. Die entsprechend qualifizierten Lotsen sollen unter anderem für das Thema sensibilisieren, Projekte aus der Demografie-Perspektive begleiten und einen Maßnahmenplan unterstützen. Für die Demografie-Checks wurden folgende Themenfelder diskutiert: Ressourcen, Kommunikation & Vernetzung, Diakonische Perspektive/Sorgende Gemeinde, Liturgie & Spiritualität, Ehrenamt und Kirche als Arbeitgeber.

Bei der Online-Befragung wurden 578 Fragebögen ausgewertet. Dabei entfiel der Großteil auf Rückmeldungen aus Pfarreien (72 Prozent), gefolgt von Einrichtungen (13 Prozent) und Verbänden (7 Prozent) und Sonstigen (8 Prozent). Ermittelt wurde, welche Maßnahmen die Teilnehmer bei verschiedenen Themenfelder als sinnvoll erachten: Zum Beispiel beim Thema Ehrenamt, auch jüngere Ehrenamtliche gewinnen zu wollen, Ehrenamtliche weitere Aufgaben übernehmen zu lassen oder sie systematisch zu schulen und zu begleiten. Bei der Auswertung insgesamt haben sich folgende Empfehlungen herauskristallisiert: Interessen von Ehrenamtlichen ernster nehmen, Generationen besser verbinden, die Kirche öffnen, ohne den Kern zu verprellen, sich um Ältere kümmern, bei der Gestaltung von Lebensübergängen helfen und den demografischen Wandel als Chance für Spiritualität betrachten.

 

Hintergrund: Was verändert sich?

Im Fokus aller demografischer Betrachtung liege die gesellschaftliche Zusammensetzung: eine steigende Zahl von Menschen im Rentenalter, so genannte „Best ager“, eine Zielgruppe, die für das Ehrenamt von zentraler Bedeutung sei, dann eine steigende Zahl von Hochaltrigen und pflegebedürftigen Menschen und eine geringere Zahl junger Menschen, erläutert Sailer-Pfister. Sie selbst hat sich wissenschaftlich bereits intensiv mit dem Thema  „Alternde Gesellschaft“ und die gesellschaftlichen Auswirkungen des demografischen Wandels auseinandergesetzt. Dazu komme die Migration, die die gesellschaftliche Zusammensetzung verändere. Das betrifft auch die Zahl der Katholiken im Bistum Limburg insgesamt. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Zahlen von 1990 mit gut 780.000 Katholiken und 2016 mit 630.000 weiter sinken auf schätzungsweise 350.000 im Jahr 2050.

Hintergrund: Das Projekt

Die Leitung des Mitte 2016 gestarteten Projekts liegt bei Generalvikar Wolfgang Rösch und Dezernentin Dr. Beate Gilles. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Forschungsgesellschaft Gerontologie der TU Dortmund mit Professor Dr. Christoph Strünck und Anja Gieseking. Die FfG hat bereits einige Kommunen wissenschaftlich begleitet, die sich mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Weitere Informationen zum Projekt „Demografieentwicklung im Bistum Limburg - Wandel gestalten" gibt es bei Dr. Sonja Sailer-Pfister unter der Telefonnummer 06431-295-374 oder unter Demografie@bistumBistumLimburglimburg.de. Auf der Internetseite www.lebensalter.bistumlimburg.de gibt es ebenfalls Informationen zum Projekt.

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