Altstadtführung mit Händen und Blindenstock
Mit den Händen die Sandsteinblöcke abtasten, rissiges Holz spüren oder den Bembel aus Stein fühlen, aber nicht sehen: Eine Führung durch die Neue Frankfurter Altstadt für blinde und sehbehinderte Menschen öffnet den Blick für ganz besondere Details. Während die Entstehung des neuen Viertels, der Abriss des Technischen Rathauses, die Geschichte der alten Gässchen und traditionsreichen Häuser gut erzählt werden kann, müssen die zierlichen Madonnen an den Hausecken beschrieben, alte Inschriften vorgelesen und eine Karte vom Rathaus Römer in Blindenschrift herumgereicht werden.
Die besondere Führung war der Höhepunkt einer Feier, die am Vormittag des 26. Juni im Kaiserdom St. Bartholomäus mit einem Festgottesdienst ihren Anfang genommen hatte. Das Katholische Blindenwerk Hessen feierte an diesem Mittwoch sein 50-jähriges Bestehen. In den drei Bistümern Limburg, Fulda und Mainz steht es blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen seit 1969 zur Seite. Religiöse Bildungsarbeit und Freizeitgestaltung bei Einkehrtagen und Veranstaltungen sowie die Eingliederung Betroffener in die Pfarrgemeinden gehören zu den vorrangigen Zielen der Gemeinschaft, die gut 1.000 Blinde und Sehbehinderte in den drei Diözesen anspricht.Mehr als 40 von ihnen hatten sich zu Gottesdienst, Mittagessen und Altstadtführung angemeldet, trotz Sommerhitze und oftmals fortgeschrittenem Alter, ließen sie es sich nicht nehmen, die Neue Altstadt unter dem Motto „Frankfurt begreifen“ zu erkunden.
50 Jahre Katholisches Blindenwerk
Das Deutsche Katholische Blindenwerk (DKBW) ebenso wie seine acht regionalen Werke setzt sich seit 50 Jahren dafür ein, blinden, hochgradig sehbehinderten und taubblinden Menschen eine angemessene Stellung in der Gesellschaft zu sichern. Ein wesentlicher Teil der Arbeit besteht außerdem darin, blinden Menschen in anderen Erdteilen zu helfen, die dort in keiner Weise Förderung erfahren. Eine große Anzahl von gemeinnützigen Projekten wird weltweit finanziell unterstützt. Dabei finanzieren die Blindenwerke ihre Arbeit ausschließlich über Spenden, Vermächtnisse und Erbschaften. Von staatlichen oder kirchlichen Institutionen gibt es keine finanzielle Unterstützung. Alle Arbeit wird als Selbsthilfe ehrenamtlich geleistet. Die Vorstände des DKBW und der regionalen Blindenwerke bestehen aus blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen.