Betroffene hören - Missbrauch verhindern! Ein Projekt des Bistums


„Betroffene hören – Missbrauch verhindern“ ist ein Projekt im Bistum Limburg überschrieben, das Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz ziehen und eine neue Kultur des Hinsehens im Bistum etablieren soll. Damit sollen sexualisierte Gewalt bestmöglich verhindert, Vertuschung und Bagatellisierung unmöglich gemacht, die Aufklärung von Verdachtsfällen und Taten sichergestellt, Verantwortliche benannt und Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Auch die kirchenspezifischen systemischen Faktoren, die sexuellen Missbrauch und den Schutz der Täter begünstigt haben, sollen herausgearbeitet und verändert werden.
Zentrales Dokument der Projektplanung
Die Organisation des Projekts ist im zentralen Planungsdokument festgehalten. Es enthält neben einer Erläuterung der Ziele auch einen Projektstrukturplan, Hinweise zur Projektkultur- und kommunikation sowie eine Risikobetrachtung.
Die Genese
Bischof Georg Bätzing hatte erste Schritte dazu bereits im November 2018 eingeleitet, wenige Wochen nach der Präsentation der so genannten MHG-Studie. Vorläufige Pläne für das Projekt stellte er im April gemeinsam mit dem Diözesansynodalrat, dem obersten Laiengremium im Bistum, vor. Daraufhin hat eine Vorbereitungsgruppe das Projekt ausgearbeitet, Arbeitsgruppen besetzt und konkrete Ziele formuliert, die im Juli einer Resonanzgruppe aus Vertretern wichtiger Gremien im Bistum präsentiert wurden.
Zusätzliches Teilprojekt soll Qualität nachhaltig sichern
Mit der Leitung wurden Dr. Dewi Suharjanto, Ethikerin im Frankfurter Haus am Dom, sowie der Organisationsberater Stefan Andres beauftragt. Für die externe Qualitätssicherung konnte die Anwältin Claudia Burgsmüller (Wiesbaden) gewonnen werden, die langjährige Erfahrung bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals an der Odenwaldschule und anderen Einrichtungen hat. Sie kontrolliert das Projekt mit einem Blick von außen und bewertet die Schritte zur Umsetzung.
Die ursprüngliche Absicht, die Aufarbeitung im Bistum Limburg in insgesamt acht Teilprojekten anzugehen, wurde um eine neunte Gruppe erweitert, die sich bereits im laufenden Prozess um nachhaltige Qualitätssicherung bemüht. So soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse der Teilprojekte nicht verpuffen, sondern im gesamten Bistum umgesetzt und gelebt werden. Alle Teilprojekte bestehen aus jeweils höchstens acht Expertinnen und Experten; angestrebt wird eine Besetzung je zur Hälfte aus dem Bistum und von außerhalb. Die Leitung obliegt externen Fachleuten. Auch mehrere Betroffene haben sich bereiterklärt, an dem Projekt mitzuarbeiten.
Auftaktveranstaltung im September - Bilanz im Juni 2020
Neben einer bereits in Auftrag gegebenen unabhängigen Untersuchung aller Personalakten durch externe Fachleute (Teilprojekt 1) will das Bistum die Aus- und Weiterbildung von Seelsorgern in der Diözese überarbeiten (TP2), deren Begleitung mit Personalführungskonzepten verbessern (TP 3), sowie die Informationsabläufe innerhalb des Bistums und die Öffentlichkeitsarbeit des Bistums überprüfen (TP4). Darüber hinaus wird sich das Bistum mit den systemischen Faktoren, die Missbrauch in der katholischen Kirche begünstigen, beschäftigen: Klerikale Machtstrukturen müssten aufgebrochen (TP 5), die Rolle von Frauen und Männern in der Kirche analysiert (TP6) und die Auseinandersetzung mit der katholischen Sexualmoral forciert werden (TP7). In diesem Kontext soll auch eine Neubewertung von Homosexualität erfolgen. Zudem werden kirchenrechtliche Konsequenzen und eine Gewaltenunterscheidung diskutiert (TP8).
Bis Juni 2020 haben die Teilprojektgruppen Zeit, konkrete Maßnahmen zu entwickeln und zu implementieren, damit die vom Bischof und der Präsidentin der Diözesanversammlung, Ingeborg Schillai, geforderte neue Kultur des Hinsehens Platz greifen kann.