Bunt, dialogisch und glaubensstark
Das Bistum Limburg hat 62 neue Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Bischof Dr. Georg Bätzing hat ihnen am Tag der Religionspädagogik in der Limburger Kreuzwoche am Dienstag, 11. September die Missio Canonica, die bischöfliche Sendung zum erteilen des Religionsunterrichts in Schulen im Bistum Limburg, überreicht.
In seiner Predigt erinnerte der Bischof an die Anfänge des christlichen Glaubens auf dem heutigen Gebiet des Bistums Limburg. Er blickte auf das Leben der drei Trierer Bischöfe Eucharius, Valerius und Maternus, die Schüler des Apostels Petrus waren und im dritten Jahrhundert an Rhein, Mosel und Lahn wirkten. Als Maternus auf einer Missionsreise starb, kehrten seine Gefährten nach Rom zurück. Der Legende nach übergab Petrus ihnen dort seinen Stab, durch dessen Kraft Maternus wieder ins Leben zurückgeholt werden konnte. Bei der Gründung des Bistums Limburg 1827 schenkte Herzog Wilhelm I. diesen Stab zusammen mit der Limburger Staurothek der Diözese. Der Stab zählt damit zu den bedeutendsten Kunstschätzen des Limburger Diözesanmuseums.
Staffelholz der Glaubensweitergabe
Mit Blick auf diese Legende sei der Petrusstab eine Art Staffelholz, das vom Anfang des christlichen Glaubens bis zur Gegenwart weitergegeben werde. Bei der Bischofsweihe wird dieser Stab jedem neuen Bischof von Limburg überreicht. Dadurch wird deutlich, das sie in der Nachfolge Christi und dem Apostel Paulus stehen. „Die Verleihung der bischöflichen Sendung und der Gedenktag der drei Trierer Bischöfe passen gut zusammen. Sie stehen auch in der Nachfolge. Sie sind voller Elan, voller Glaubenskraft, voll Kompetenz und Professionalität und wollen mit ihrem Dienst dazu beitragen, dass Menschen zum Leben kommen“, sagte Bischof Georg. In Anlehnung an die Namen der drei Bischöfe wünschte der Bischof den neuen Religionslehrerinnen und Religionslehrern Freundlichkeit und Dankbarkeit (Eucharius), Stärke und Verlässlichkeit (Valerius) sowie Mütterlichkeit, Väterlichkeit und Fürsorglichkeit (Maternus). Freundlichkeit und Dankbarkeit seien Grundeigenschaften des Glaubens. Stärke und Verlässlichkeit seien wichtig für das Miteinander mit Schülern und dem Umgang mit ihren Anfragen. Und eine gesunde Sorge um die Schülerinnen und Schüler gehöre existenziell zur Berufung von Lehrerinnen und Lehrer.
Vor dem festlichen Gottesdienst im Dom trafen sich die mehr als 230 Religionspädagoginnen und Religionspädagogen zum thematischen Austausch in der Stadthalle. Zum ersten Mal in der Geschichte des Thementags gab es keinen Impulsvortrag oder Referat, sondern ein Format, das ganz auf Dialog und Austausch angelegt war. „Der Tag heute hat die große Chance eines Dialogs. Vielleicht wächst im Zwischen, das als eigene Qualität aus dem Gespräch von ich und du entsteht, ein Neues, eine Tiefendimension unserer Wirklichkeit“, sagte Andreas von Erdmann, Dezernent für Schule und Bildung im Bistum Limburg.
Religionsunterricht muss sich Nützlichkeitsdenken widersetzen
Bischof Georg und Professor Dr. Bernd Trocholepczy von der Universität Frankfurt stellten sich den Fragen der Moderatoren Christiane Krüger-Blum und Thorsten Klug. Dabei wurde schnell deutlich, dass sowohl der universitäre Blickwinkel des Wissenschaftlers als auch der pastorale Blickwinkel des Bischofs in einem wichtigen Punkt übereinstimmen: Die Veränderung der Sozialgestalt der Kirche lasse klare Chancen erkennen und dies nicht zuletzt für den Religionsunterricht. „Schule will Bildung. Viele wollen das heute nicht mehr. Sie wollen Nützlichkeit. Das greift zu kurz. Das setzt unter Druck. Religionsunterricht muss sich diesem Denken widersetzen. Er muss den ganzen Menschen im Blick haben“, forderte der Bischof. Genau diesen Blick wünschen sich junge Studierende, die Religionslehrerinnen und Religionslehrer werden wollen. „Wir haben Studentinnen und Studenten gefragt und erfahren, dass sie sich Raum für das pädagogische Arbeiten wünschen. Sie wollen einen offenen unverzweckten Raum für die Arbeit mit Menschen haben“, so Trocholepczy.
Nach dem Interview waren die Teilnehmer des Tages gefordert. An 18 unterschiedlichen Thementischen konnten sie beim World-Cafe miteinander ins Gespräch kommen und sich über Perspektiven, Grenzen und Wünsche des Religionsunterrichts austauschen. Dabei ging es immer wieder auch um Aufbruch und um das „Mehr als du siehst“ der Kirchenentwicklung im Bistum Limburg.