Das Leben hinter Gittern sichtbar machen
Das Leben hinter Gittern bleibt vielfach verborgen. Menschen, die eine Strafe verbüßen, sind oft unsichtbar. Die Gefängnisseelsorge im Bistum Limburg möchte das ändern und mit dem „Tag der Gefangenen“ am Sonntag, den 14. Juli 2024, auf die Situation von Inhaftierten aufmerksam machen.
Die Wahrheit liegt dazwischen
„Menschen urteilen häufig schnell und vermeintlich einfach, indem sie die Dinge entweder positiv oder negativ bewerten. Die Wahrheit liegt allerdings oft dazwischen“, erklärt Christiane Weber-Lehr, Gefängnisseelsorgerin in der Frauenhaftanstalt in Frankfurt Preungesheim. Das gelte auch für die Perspektive auf Strafgefangene, sagt Weber-Lehr. „Rechtskräftig verurteilt und hinter Gittern ist die Bewertung eigentlich ganz klar: schuldig! Doch die Taten haben immer eine Geschichte und dass diese Menschen aus ihren Fehlern lernen können und eine zweite Chance verdient haben, wird häufig außer Acht gelassen.“
Suche nach Wegen zurück in die Gesellschaft
Als Seelsorgende sind sie und ihre Kolleginnen und Kollegen Ansprechpersonen für sowohl die Inhaftierten als auch die Bediensteten. „Wir begegnen täglich menschlicher Not, der Thematisierung von Schuld und der Suche nach Wegen zurück in die Gesellschaft“, berichtet die Gefängnisseelsorgerin.
Gedenktag
Der Gedenktag, der im Jahr 2010 von Papst Franziskus ins Leben gerufen wurde, wird seitdem an vielen Orten begangenen. In mehreren Justizvollzugsanstalten (JVAs) des Bistums werden an diesem Tag Gottesdienste zum Thema gefeiert. Den Pfarreien werden zu diesem Tag Gottesdienstbausteine angeboten, um die Menschen hinter Gittern in ihr Gebet einzubeziehen. Zudem gibt es Berichte, die das Leben im Gefängnis veranschaulichen sollen, von der Kita in der JVA über den Gefangenenchor bis hin zum Projekt Hundetraining, bei dem Gefangene der JVA Limburg alle zwei Wochen mit den Hunden des Malteser Besuchs- und Begleitungsdienstes trainieren können.
Die Würde des Menschen im Fokus
Anlässlich des Gedenktages werden am 14. Juli in zwei JVAs, in der Frauenhaftanstalt in Frankfurt und dem Jugendvollzug in Wiesbaden, jeweils eine Königinnen- und eine Königs-Skulptur des Bonner Künstlers Ralf Knoblauch einziehen. Die Figuren aus Holz mit goldener Krone und geschlossenen Augen repräsentieren die Einzigartigkeit jedes Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion. Sie sollen dazu anregen, die existenziellen menschlichen Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Anerkennung, Arbeit und sozialen Beziehungen wertzuschätzen. Die Figuren sollen verdeutlichen, dass die menschliche Würde unzerstörbar ist, trotz aller Schuld auch in den JVAs.
Gefängnisseelsorge im Bistum Limburg
Auf dem Gebiet des Bistums Limburg gibt es sechs Justizvollzugsanstalten in Frankfurt, Wiesbaden, Limburg und Diez mit unterschiedlichen Vollzugsformen von der Untersuchungshaft über die Strafhaft bis zur Sicherungsverwahrung. Die Seelsorgenden bieten Begleitung an, ohne zu bewerten, und versuchen, menschliche Not zu lindern. In Zusammenarbeit mit ökumenischen Partnern organisieren sie regelmäßige Gottesdienste sowie Einzel- und Gruppengespräche. Zudem unterstützen sie die Inhaftierten dabei, den Kontakt zu ihren Familien und Angehörigen zu halten und begleiten sie zu Ausgängen, wie etwa Beerdigungen.
Informationen und Vorlagen
Weitere Informationen zur Gefängnisseelsorge im Bistum Limburg und zum Tag der Gefangenen gibt es unter gefaengnisseelsorge.bistumlimburg.de. Dort gibt es auch Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten sowie Hinweise zur Gestaltung von Gottesdiensten anlässlich des Tages der Gefangenen.