Eine Bischofswohnung, eine Heilige und die Armut
Selbstgestrickte Strümpfe, ein erstaunlicher Tagebuch-Eintrag, immer wieder geflickte Hausschuhe: Das Diözesanmuseum in Limburg zeigt mit vielen und vielsagenden Exponaten die neue Ausstellung „Katharina Kasper und die Armut im Westerwald“. Die im Oktober vergangenen Jahres heiliggesprochene Gründerin der Dernbacher Schwestern und ihre Zeit sind Thema der neuen Schau, die bis zum 30. Juni zu sehen ist. Armut im Westerwald im 19. Jahrhundert bedeutete Hungersnöte, schwere Krankheiten und keine soziale Absicherung. Konkret heiße das, so der Museumsdirektor Professor Matthias Kloft, Schuhe immer wieder zu reparieren, sich als „Landgänger“ mit Musik oder als Landwirt neben seinem Beruf etwas dazuverdienen zu müssen. Zudem versuchten viele der Verelendung im Westerwald zu entkommen, indem sie nach Amerika auswanderten. Katharina Kasper, geboren 1820, selbst aus ärmlichen bäuerlichen Verhältnissen, ohne große Schulbildung, trat diesen Problemen entgegen.
Bildung für Mädchen und Krankenpflege
„Katharina war modern, fromm, intelligent und emanzipiert. Sie war aufgeschlossen gegenüber Neuem und hatte einen Blick für die Menschen“, umreißt der Museumsdirektor Professor Matthias Kloft die Persönlichkeit Kaspers. Und sie habe gehandelt, auf die Not reagiert. Nicht zufällig habe sie einen tätigen Orden gegründet. Ihrem Arbeitsethos entsprach es auch, dass sie den 30 Kilometer langen Fußmarsch nach Limburg zum damaligen Bischof Peter Blum nutzte, um zu stricken. Deshalb zeige die Ausstellung auch ihren Strickkorb und von ihr gestrickte Strümpfe. Kasper hatte es ungleich schwerer, die Erlaubnis, einen Orden zu gründen, einzuholen, da sie weder dem Adel noch dem höheren Bürgertum entstammte wie zu ihrer Zeit beispielsweise die Ordensgründerinnen Franziska Schervier oder Pauline von Mallinckrodt. „Ihr wichtigstes Vermächtnis ist sicher die Bildung für Mädchen“, so Kloft. Aber auch auf dem Gebiet der Krankenpflege, der Sorge um Alte, Kinder und Waisen hat sie viel geleistet. Viele Frauen schlossen sich Kasper an. Als sie 1898 starb, zählte der Orden 1725 Mitglieder.
Zu sehen ist neben vielen weiteren Exponaten, darunter Leihgaben aus Dernbach, Hachenburg und Montabaur, ein Tagebuch des späteren Bischofs von Limburg, Dominikus Willi. Aufgeschlagen ist die Seite, auf der er anlässlich der Beerdigung Katharina Kaspers geschrieben hat: „Ich habe die Verstorbene zweimal gesprochen und dabei gedacht, mit einer Person zu sprechen, die einst vielleicht heiliggesprochen wird.“
Ausstellung mit mehr als 200 Gästen eröffnet
Eröffnet wurde die Ausstellung am Dienstagabend, 16. April, mit mehr als 200 Gästen. „Die Ausstellung ist ein Nachklang der Heiligsprechung von Katharina Kasper im Oktober 2018. Es freut mich sehr, dass ihr Lebenszeugnis und Lebensbild auch heute noch Menschen zum Glauben bringt“, sagte Bischof Georg Bätzing. Mit der Eröffnung der Ausstellung übergab der Bischof auch die ehemalige Bischofswohnung an das Museum und seinen Direktor. „Alle Räume des Bischofshauses sind nun gut genutzt“, so Bätzing. Ein besonderes Anliegen war es Bätzing, dass die Kapelle im Bischofshaus über die neuen Räumlichkeiten des Museums nun für die Öffentlichkeit zugänglich ist. „Sie ist ein Ort des Gebetes, ein Ort der Stille und der Besinnung“, sagte der Bischof.
Dankbar für die neue Ausstellung zeigte sich auch Schwester Gonzalo Vakasseril, Generaloberin der Dernbacher Schwestern: „Es ist für uns eine große Freude, dass Katharina durch die Ausstellung weiter bekannt gemacht wird und ihr Zeugnis weitergeben wird“. Für sie ist Katharina ein großes Vorbild. „Katharina brauchte nur wenige Worte. Sie hat es vielmehr verstanden, pragmatisch zu handeln zum Wohle der Menschen“, sagte die Generaloberin und wünschte der Ausstellung ein großes Publikum.
Neue Museumsräume in ehemaliger Bischofswohnung
Kloft stellte bei der Eröffnung die neue Dauerausstellung zur Bistumsgeschichte in den Räumen der ehemaligen Bischofswohnung vor. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht. Mit der Vorgabe möglichst wenig umzubauen, nutzen wir das vorhandene Bücherregal im ehemaligen Arbeitszimmer von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst als Ausstellungsfläche“, erklärte Kloft. Die insgesamt 130 Fächer des Regals zeigen 130 Exponate aus fast 200 Jahren Bistumsgeschichte.
Öffnungszeiten & Kontakt
Dienstags bis samstags: 10:00 - 13:00 Uhr ǀ 14:00 - 17:00 Uhr/ sonn- und feiertags: 11:00 - 17:00 Uhr, montags Ruhetag (außer feiertags). Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zu sehen.
Kontakt: Diözesanmuseum und Domschatz Limburg/ Domstraße 12/ 65549 Limburg a. d. Lahn/ diözesanmuseum@ bistumlimburg .de, Tel.: 06431 295 482.