Es muss systemische Veränderungen in der Kirche geben
Als stark und authentisch hat Bischof Dr. Georg Bätzing die Reaktion des Münchener Kardinals Reinhard Marx auf das Missbrauchsgutachten der Kanzlei Westphal, Spilker und Wastl am Donnerstag, 27. Januar, wahrgenommen. Marx habe deutlich gemacht, dass er in einem Fall nicht auf die Betroffenen zugegangen sei und sich dies als moralische Schuld anrechne. Der Münchner Kardinal habe zudem deutlich gemacht, dass er nicht zurücktrete, sondern sein Amt und die damit verbundene Verantwortung nutzen möchte, um noch deutlicher als bisher an den Prozessen zu arbeiten, damit Betroffene gehört, gesehen und in den Mittelpunkt gestellt würden. Dies solle auch strukturell abgesichert werden. Marx wolle zudem Verantwortung übernehmen, damit die „dunkle Seite der Kirche“, wie es im Gutachten heißt, verändert werden könne.
Bätzing machte ganz klar deutlich, dass es systemische Veränderungen in der Kirche geben müsse. „Das Münchner Gutachten hat so wie die MHG-Studie gezeigt, dass es spezifische, systemische Ursachen für Missbrauch, für seine Vertuschung und den falschen Umgang damit in der katholischen Kirche gibt und diese verändert werden müssen“, sagte der Bischof von Limburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vor Journalisten. Die Bischöfe seien dazu bereit und hätten sich daher auf den synodalen Weg gemacht. Alle Faktoren seien dabei im Blick und sollten die Kirche in ein verändertes Handeln bringen.
Papst Benedikt soll zu klaren Aussage kommen
Die Zurückhaltung Marx mit Blick auf die Einlassungen des emeritierten Papstes sieht Bischof Bätzing darin begründet, dass die Rechtsanwälte ein Gutachten und kein Gerichtsurteil vorgelegt hätten. Jeder, der in diesem Gutachten vorkomme und genannt werde, müsse die Gelegenheit bekommen, persönlich Stellung zu beziehen. Papst Benedikt habe deutlich gemacht dies auch zu tun. „Ich hoffe nur und wünsche es mir von Herzen, dass Benedikt wahrgenommen hat, was seine unterschiedlichen Einlassungen bisher an Verwirrung und Empörung zurückgelassen haben. Ich wünsche ihm, dass er sich über seine Berater hinwegsetzt und zu einer klaren Aussage kommt“, so Bätzing.
Er könne den Wunsch nach schnelleren Veränderungen bei der Aufarbeitung und bei systemischen Fragen durchaus verstehen und es brauche in der gesamten katholischen Kirche mehr Anstrengungen, so Bätzing. Seit 2010 und 2018 habe sich jedoch viel getan. „Wir haben in der katholischen Kirche mit unseren Präventionsmaßnahmen mittlerweile einen Ort, der kaum sicherer sein kann für Kinder und Jugendliche in unserer Gesellschaft“, sagte der Bischof. Ordnungen seien verändert, neue Strukturen geschaffen sowie unabhängige Beiräte und Kommissionen gegründet worden. Missbrauch in der Kirche müsse verhindert werden. Daran werde kontinuierlich weitergearbeitet.
Das Statement unseres Bischofs im Video
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