Keine vergessene Zeit
So wird Geschichte erlebbar – Dr. Klaus Riemer, Jahrgang 1931, hat bei einer Abendveranstaltung am Donnerstag, 24. Juni, des Zeitzeugenprojektes des Bistums Limburg von seinen Erlebnissen im zweiten Weltkrieg erzählt. Für drei weitere Abendveranstaltungen mit anderen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können sich Interessierte noch über zeitzeugen.bistumlimburg.de anmelden. Das diesjährige Projekt steht unter dem Titel „Erwäget die Jahre vergangener Generationen“.
Viele Jahre lebte er getrennt von seinen Eltern in fremden Ländern, ohne zu wissen, ob sie noch am Leben waren. Klaus Riemer ist in der Zeit der Nationalsozialisten aufgewachsen und erzählte in der Videokonferenz, wie diese Zeit ihn geprägt hat. 1940 floh er im Zuge der Kinderlandverschickung mit seiner Schule aus Berlin zuerst nach Ahlbeck an der Ostsee, anschließend nach Zakopane im Süden Polens. „Dort hatten wir eine gut Zeit, die polnischen Kinder haben uns das Skifahren beigebracht und wir haben kaum etwas von Krieg und Bomben mitbekommen“, so Riemer im Gespräch. Das änderte sich, als die Klasse weiter in die Tschechoslowakei floh. Dort brach nicht nur jeder Kontakt mit seinen Eltern ab, den er vorher gut gepflegt hatte, er wurde auch 1944 als Volkssturmmann eingezogen. Riemer war damals 14 Jahre alt. „Wir sollten die Wälder nach britischen Fallschirmjägern durchsuchen. Ich war froh, dass wir keinen Feindkontakt hatten, so nannte man es damals, denn wir hatten keine militärische Ausbildung und auch keinerlei Waffen“, erzählte er.
Letztendlich kam Dr. Klaus Riemer nach Österreich und konnte als Küchenhilfe für amerikanische Soldaten arbeiten. Sie waren es auch, die Riemer das erste Mal Bilder aus dem Konzentrationslager in Dachau zeigten. „Das waren Bilder, die ich niemals vergessen werde. Jede Nacht träumte ich von den Leichenbergen auf den Bildern.“ Dass seine Freundin und Nachbarin aus der Berliner Kindheit auch ins Gas geschickt wurde, erfuhr er erst zwei Jahre nach Kriegsende.
26 digitale Veranstaltungen mit neun Zeitzeuginnen und Zeitzeugen finden in Kooperation mit dem Maximilian-Kolbe-Werk Freiburg und der Diözese Mainz in den zwei Wochen vom 21. Juni bis zum 9. Juli statt und klären so über Rassismus und Antisemitismus auf. Neben den vier Abendveranstaltungen für interessierte Einzelpersonen, kommen Schulklassen und Lerngruppen mit den Shoah-Überlebenden und Opfern des Nazi-Regimes in Kontakt und können dort ihre Fragen stellen.