Klarheit und Zusammenhalt
Der Wunsch nach Veränderung und die Freude daran, den Weg zu einer neuen Struktur und vor allem einer neuen Kultur im Bistum Limburg mitzugehen, war beim Gremientag im Transformationsprozess klar hör- und erlebbar. Zum ersten Mal kamen die vier Diözesangremien, Dezernentenkonferenz (Deko), Diözesansynodalrat (DSR), Plenarkonferenz (Pleko) und Priesterrat (PR), zusammen, um sich kennenzulernen und gemeinsam zu beraten. Bei dem digitalen Treffen waren etwa 80 Vertreterinnen und Vertreter dabei und entwickelten gemeinsam ein Verständnis über zentrale Begriffe aus dem Transformationsprozess. So ist nun viel klarer, was unter Subsidiarität, Leitung, Strategie und Wirkungsmessung im Kontext des Prozesses zu verstehen ist.
Große Zustimmung für überarbeitete Leitlinien
Intensiv waren die Diskussionen über die zehn Leitlinien als Prüfkriterien für den Trafo. Als sogenannte Leitplanken waren sie bereits im Transformationsprogramm handlungsleitend und dienten als Kriterien für die Entwicklung der verschiedenen Modelle, die es nun zu beraten gilt. Formuliert wurden sie damals aus den Rückmeldungen zahlreicher Dialoge mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Nutzerinnen und Nutzern. In der Vorbereitung auf den Trafokongress am 29. und 30. Oktober 2021 wurden die Leitplanken umformuliert und zu Leitlinien weiterentwickelt. Mit Blick auf die zahlreichen Rückmeldungen beim Kongress hat ein Subteam der AG Inhalte die Leitlinien erneut bearbeitet. Diese Bearbeitung hat sich gelohnt, denn die Gremienmitglieder waren sich einig, dass die Formulierungen deutlich gewonnen haben. Insgesamt 84 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder stimmten beim Gremientag dafür, mit den Leitlinien als Prüfkriterien für die künftigen Strukturen im Bistum Limburg zu arbeiten. 16 Prozent enthielten sich. Gegenstimmen gab es nicht. Die Leitlinien sind gleichsam der „TÜV“ für die Zukunftsfähigkeit des Bistums und für die Umsetzung der Haltungen der Kirchenentwicklung auf allen Ebenen des Bistums. Sie sind dabei kein Leitbild, sondern ein Arbeitsinstrument im Trafo.
Arbeitsauftrag für Handlungsfeld geklärt
Mit 91 Prozent (3 Prozent nein und 6 Prozent Enthaltungen) stimmten die Vertreterinnen und Vertreter für den Vorschlag zur Weiterarbeit im Handlungsfeld Kuriale und synodale Beratungs- und Entscheidungsprozesse. Aus jedem der vier Diözesangremien soll eine Vertreterin oder ein Vertreter im Projektteam mitarbeiten. Sie werden vom jeweiligen Gremium benannt. Hinzu kommt eine Vertretung aus dem Diözesankirchensteuerrat. Mitarbeiten wird auch der Leiter der Abteilung Kirchliches Recht. Weitere Expertise kann hinzugezogen werden. Ziel ist es, die Beratungs- und Entscheidungsprozesse im Bistum effizienter und schlanker zu machen. Mehrfachberatungen sollen vermieden werden. Die Beratungs- und Entscheidungsgremien sollen geschlechtergerechter und diverser aufgestellt werden und es soll ein ausgeglichenes Verhältnis von Ehren- zu Hauptamt geben. Bis Oktober soll eine Beratungsvorlage zu diesem Handlungsfeld vorliegen. Entscheidungen sollen bis Ende November getroffen sein.
Weitergearbeitet wird zudem an den Modellen für die Struktur des Bischöflichen Ordinariats und für die künftige Regionalstruktur des Bistums. Hierfür wurden inhaltliche und organisatorische Weichen beim Gremientag gestellt. Hohe Zustimmung gab es von den Vertreterinnen und Vertretern auch für den neuen Zeitplan im Trafo, der Beratung und Entscheidung in den vier Diözesangremien bis zum Jahresende möglich macht. Zudem soll es am 25. Juni einen zweiten Gremientag geben.
Resonanzen auf den Gremientag
Der Gremientag war ein Meilenstein auf dem Weg zu einer neuen Struktur und Kultur im Bistum Limburg. Die Zufriedenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war insgesamt sehr hoch. Für Mirjam Rex aus dem DSR hat der Gremientag an vielen Punkten Ungleichzeitigkeit aufgelöst und Klarheit gebracht. Sie hätte sich natürlich noch mehr Austausch und vertiefte Beratung gewünscht. „Der Trafo ist komplex. Für Ehrenamtliche ist es nicht immer leicht, allen Punkten zu folgen. Daher habe ich den Chat genutzt, um die Punkte und die Kritik, die mir wichtig waren, weiterzugeben“, sagt Rex. Sie hofft nun auf die Weiterarbeit in den Handlungsfeldern und Arbeitsgruppen. Beim zweiten Gremientag wird sie wieder gerne dabei sein. „Vielleicht gibt es bis dahin weitere Klarheit und viel Konkretes über das beraten werden kann“, so Mirjam Rex.
Sehr positiv blickt Pfarrer Christian Fahl auf den Gremientag zurück. Er ist Bezirksdekan im katholischen Bezirk Lahn-Dill-Eder und Mitglied in der Pleko. „Ich bin dankbar für die gemeinsame Diskussion und Beratung“, berichtet Fahl. Für ihn sind die Leitlinien schon gut erlebbar gewesen. Er sagt: „Ich habe heute Teamgefühl, Wir-Gefühl, gemeinsame Beratung und Augenhöhe gespürt“. Fahl lobt den Trafo und die bisherigen Schritte auf dem Weg zu neuen Strukturen und zur neuen Kultur. „Viele können sich einbringen und sind beteiligt. Das stärkt und hilft, dass der Weg gelingen kann“, sagt Fahl.
Karl Weber ist seit Januar Diözesancaritasdirektor in der Doppelspitze und Mitglied in der Deko. Er blickt noch mit der Außenperspektive auf den Trafo. „Ich habe wohltuend nüchterne, sachgerechte Beratung erlebt. Der Gremientag war sehr gut vorbereitet, sehr strukturiert“, lobt Weber. Er habe erneut erkannt, dass Beteiligung und Beratung Zeit brauchen. Darauf reagiere nun auch der aktualisierte Zeitplan, der dem Trafo mehr Zeit gebe. „Besonders gefreut hat mich, dass wir bei den Leitlinien den Aspekt der Solidarität zusammen mit der Subsidiarität denken“, so Weber. Er sieht in den Leitlinien eine sehr gute Grundlage für die Aushandlungsprozesse, die nun beginnen werden. Da sei das Bistum Limburg auf einem sehr guten Weg.
Dass der Trafo viele beteiligt, lobt auch Pfarrer Frank Schindling. Er ist Mitglied im Priesterrat. „Der Gremientag hat gezeigt, dass wir im Bistum gut in einen Austausch kommen können und Veränderung wollen. Das stimmt mich sehr positiv“, so Schindling. Dennoch sieht er noch viel Arbeit auf den Transformationsprozess zukommen. „Wir müssen noch konkreter, noch präziser und differenzierter werden“, sagt der Seelsorger.
So geht es im Trafo weiter
Nach dem positiven Votum des Gremientages werden Deko, Pleko, PR und DSR in den kommenden Wochen verbindliche Beschlüsse zu den Leitlinien treffen. Zeitnah wird ein detaillierter Vorschlag zur neuen Struktur im Bischöflichen Ordinariat und der Mittleren Ebene vorgelegt werden. Bis Ende Sommer soll dann die abschließende Beratung und Beschlussfassung dieses Modells in den Diözesangremien erfolgen. Im Handlungsfeld Kuriale und synodale Beratungs- und Entscheidungsprozesse wird eine abschließende Beratung und Entscheidung bis zum Jahresende erfolgen. Danach wird die Phase 3 im Transformationsprozess (Umsetzung der BO-Struktur) beginnen. Aktuell befindet sich der grundlegende Veränderungsprozess im Bistum in der Phase 2. In dieser Phase werden die Modelle aus den Handlungsfeldern in den dafür zuständigen Gremien beraten. Alle Entscheidungen werden in den vier Diözesangremien, so wie sie die geltenden Ordnungen und Satzungen des Bistums vorsehen, getroffen.