Leben erst muss Leben geben
Bischof Georg Bätzing kostet es in diesem Jahr mehr Kraft als sonst, seinen Glauben an Ostern froh zu bekennen. „Die Stürme, in die wir als Kirche geraten sind, durch Versagen und persönliche Schuld, bleiben auch mir nicht in den Kleidern stecken. Viele sagen es ja, und ich spüre das auch: Dass die Kirche so fragwürdig geworden ist, das trifft ins Mark und geht bis an die Substanz des Glaubens“, sagte der Bischof in der Predigt zur Osternacht im Hohen Dom zu Limburg. Menschen zweifelten an der Existenz Gottes, an seiner Güte und an seinem Willen sich als Gott der Freiheit und des Erbarmens zu erweisen.
Angesichts dieser Situation hätte sich Bätzing in der Osternacht ein klares Bekenntnis der Zeugen der Auferstehung gewünscht. Aber die Frauen und Männer der ersten Stunde, von denen im Lukasevangelium berichtet werde, fänden am ersten Ostermorgen nicht zum Glauben. Dabei sei alles da. Das leere Grab und die göttlichen Boten. „Die ganze kostbare Auferstehungsbotschaft ist da. Sie wird den Frauen ausgerichtet, und die geben sie an die Apostel weiter. Aber sie löst nur Verwunderung, Erschrecken und Ratlosigkeit aus. Petrus lässt sich zwar bewegen, aufzustehen, zu laufen und sich ins Grab zu beugen. Aber auch das bleibt ohne Folgen. Sie glaubten ihnen nicht“, so Bätzing.
Der Glaube kann nicht gemacht werden
Die ersten Christen hätten es sich einfacher machen können. Mit einem starken Bekenntnis hätten sie gleich in den ersten Tagen viele Menschen hinter sich bringen können, denn Jerusalem war seinerzeit voll mit Pilgern. „Aber ich bin dankbar, dass sie nicht den leichten Weg gewählt haben und dass sie uns bis heute die Mühe des Glaubens an die Auferstehung zumuten“, so der Bischof. Es gebe keine Brücke zwischen Karfreitag und Ostern. Es gebe auch kein Kontinuum aus dem Leben, mit Argumenten der Vernunft oder wissenschaftlichen Belegen hin zum Osterglauben. Zeichen habe es genug gegeben, jedoch keinen Automatismus, der auch nur einen einzigen Menschen zum Glauben brachte. Und so sei es bis heute geblieben. „Wir können Kinder und junge Menschen noch so intensiv mit dem christlichen Glauben und unseren Traditionen in Verbindung bringen, die Katechese und der Religionsunterricht mögen noch so gut sein. Nichts davon kann das Wunder des Glaubens machen. Er bleibt wie die Auferstehung Jesu selbst ein völlig überraschendes unerwartetes Ereignis“, sagte Bätzing.
Das Blatt habe sich erst gewendet, als Christus sich den Jüngern als Lebendiger gezeigt habe. So bewahrheite sich der Osterglaube. Nur Leben könne Leben geben. Nur der Auferstandene könne den Glauben wecken, der ein ganzes bisheriges Leben womöglich auf den Kopf stelle und neu ausrichte. „Unser Glaube will sich entzünden können an Erfahrungen von lebendigen Zeuginnen und Zeugen. So wird er stark. So wachsen die Anzeichen, von denen die Emmausgeschichte und die übrigen Ostererzählungen wissen: tiefe Freude, ein brennendes Herz, Frieden und Lebendigkeit und Augen, die einem vor Staunen übergehen. Da ist der Glaube bereits am Werk“, so der Bischof.