Neues Jahr und neue Haltungen
Angesichts der vielen Herausforderungen, vor denen die katholische Kirche steht, plädiert Generalvikar Wolfgang Rösch für einen realistischen und optimistischen Blick auf das neue Jahr 2019. „Wir haben als Kirche den Menschen von heute etwas zu bieten. Wir haben eine Botschaft der Freude, der Liebe und der Hoffnung und diese Botschaft muss durch unsere und in unserer Arbeit spürbar und erlebbar sein“, sagte Rösch am Montag, 14. Januar, vor mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim traditionellen Neujahrsempfang des Bischöflichen Ordinariats.
Es braucht Umkehr in der Kirche
Kirche, da ist sich Rösch sicher, müsse und werde sich verändern und diese Veränderung gelte es zu gestalten. „Es braucht Umkehr in unserer Kirche. In vielem hat sie dem Evangelium nicht entsprochen“, sagte der Generalvikar auch mit Blick auf die MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch durch Kleriker in der katholischen Kirche. Es gelte deshalb, die Ergebnisse und die Empfehlungen dieser Studie zu beraten und umzusetzen. „Die Menschen, die sich uns anvertrauen, sollen in der Kirche Halt und einen sicheren Ort finden“, so Rösch. Die Kirche müsse zudem viel dafür tun, um Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu überwinden. Haltungen, die auch für die Kirchenentwicklung wichtig seien, könnten hierfür Hilfestellungen sein. „Wir müssen Teilhabe ermöglichen, wir müssen vertrauen können und vertrauenswürdig sein, wir brauchen Mut zum experimentieren und dazu, Innovationen zuzulassen. Und wir brauchen eine Fehlerfreundlichkeit“, sagte der Generalvikar. All diese Haltungen seien eng mit dem christlichen Menschenbild zu verbinden. Es gehe nicht um Macht oder ums Herrschen, sondern um eine Haltung des Dienens, der Selbstlosigkeit und der Zugewandtheit zu den Menschen.
Was ist der Mensch?
Im Mitarbeitergottesdienst vor dem Empfang griff Bischof Dr. Georg Bätzing in seiner Predigt die Frage auf, was der Mensch überhaupt ist. Die Antwort auf diese existenzielle Frage sei nicht leicht zu beantworten. Mit Blick auf das Lebenszeugnis von Alexander Gerst oder Asia Bibi werde deutlich, dass der Mensch „gläubig und bedroht, verwundbar und verletzend, mutig im Aufbruch und ängstlich zugleich, planend, gestaltend und doch so abhängig von Naturgewalten und Überraschungen“ sei. Er gebärde sich mächtig und sei doch so ohnmächtig. Mal leuchte er und mal sei es dunkel, wo er auftauche. Der Mensch sei ein Geheimnis und immer eine Entdeckung wert.
Eine Antwort auf die Frage, was der Mensch ist, gebe, so Bätzing, das Weihnachtsfest. Es brauche jedoch klare Augen, einen guten Verstand und ein waches Herz, um sie zu entdecken: „Jesu - das ist der Mensch! Ein hilfloses, fröhliches, lebensstrotzendes, armes, himmlisches Erdenkind – das ist der Mensch! Einmal im Jahr unübersehbar, wo wir sonst so leicht darüber hinwegsehen. Einmal im Mittelpunkt, wo wir sie sonst vermissen, die Kinder in unserer Gesellschaft“, sagte Bätzing.
Menschwerdung weitet Grenzen der Welt
Was Christen an Weihnachten feierten, sei in der Welt der Religionen einzigartig. Der Mensch stelle sich zwar häufig die Frage, woher er komme und mancher strebe über sich hinaus und suche die Grenzen der Welt zu übersteigen, doch im christlichen Glauben gehe die Bewegung umgekehrt. Da habe sich nämlich Gott bewegt und sei auf die Menschen zugekommen. „Da wollte er zeigen, was menschlich ist, indem er Mensch wurde, den „Karriereknick“ wagte und hinabstieg, hinunter bis auf den Grund, um allen nahe zu sein." Jesus, der Sohn Gottes, sei für jeden Menschen Mensch geworden und für jeden auf die Welt gekommen. Er habe Grenzen geweitet und Erlösung gebracht. Mit dieser Offenbarung könne man gut ins neue Jahr starten. „Weil Gott dich liebt, ist deine Liebe alles und ohne sie bist du nicht Mensch!“, so Bischof Bätzing.