Passion Christi ist kein Spiel
Die Leidensgeschichte Jesu ist nach den Worten von Weihbischof Dr. Thomas Löhr kein Spiel, sondern grausame Realität: „Jesus, gestern, spielt nicht Fußwaschung, sondern kniet am Boden und wäscht die Füße. Jesus, heute, spielt nicht Geißelung, Verspottung oder angenagelt werden. Was wir hörend miterleben ist die grausame Realität“, sagte Löhr am Karfreitag, 19. April, im Hohen Dom zu Limburg. Um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, kamen mehrere hundert Gläubige zusammen, um an das Leiden und Sterben Jesu Christi zu erinnern. Sie hörten die Leidensgeschichte Jesu, verehrten das heilige Kreuz und beteten für die Anliegen der Kirche und der Welt.
Der Karfreitag mache deutlich, dass Jesus, der Sohn Gottes ganz Mensch gewesen sei. Und als Mensch habe er ganz den Willen seines Vaters im Himmel erfüllen wollen. Der Wille der Welt sei ihm nicht wichtig gewesen, weil diese nach eigenen Regeln funktioniert habe. „Jesus war es wichtiger, Kranke zu heilen und Blinde und Aussätzige, als sich nur an die Gesetze und Vorschriften von Menschen zu halten“, sagte Löhr. Er habe Tote erweckt und sie ihren Familien zurückgegeben statt über Leichen zu gehen zum eigenen Vorteil. Er habe den Armen die Frohe Botschaft verkündet und sich nicht zum Freund und Komplizen der Mächtigen gemacht. Er habe gewusst, dass er nur so Menschen retten konnte. „Dafür riskierte er die Verurteilung. Einer, der ganz den Willen des Schöpfers tut, ist für die Geschöpfe unerträglich. Er opfert sich für uns. Er wird geopfert, damit eine gottlose Welt weiter funktioniert. Die Welt, die er so radikal in Frage stellt, muss ihn loswerden. Das ist doch logisch, eine grausame Logik, brutale Wirklichkeit. Aus Liebe zu uns Menschen geht Jesus in den Tod“, so der Weihbischof.
Als Glaubende stünden Christen und auch die Kirche immer in der Nachfolge Christi. Dies bedeute auch ein fester Teil der Leidensgeschichte Jesu zu sein. „Eine Kirche, die das lebt, muss auch Teil der Geschichte der Welt sein und kann sich nicht heraushalten. Eine Kultur des Todes beginnt in Hassmails und endet in Gewalt und Krieg. Jesus, der aus Liebe zu uns Menschen in den Tod geht, muss in dieser Welt von uns verkündet werden. Seine Liebe muss von uns gelebt werden“, so Löhr.
Kirche muss in der Welt sein
Er ging in seiner Predigt auch auf den Brand der Kathedrale Notre Dame in Paris ein. Das Gotteshaus sei das Herz von Paris, eine Erinnerung an die Geschichte Frankreichs und Europas und habe auch für Nichtglaubende eine große Bedeutung. Dabei sei die Kathedrale immer ein Ort der Geschichte des Glaubens. Die kleinen Leute, nicht so sehr die Reichen und Mächtigen, seien täglich dort gewesen mit ihren Sorgen, Nöten und ihrem Dank. Sie ließen dort ihre Kinder taufen, heirateten und trauerten dort. In der Zerstörung sei bewusst geworden, wie wichtig Kirchen für die Gesellschaft sind. Kirche gewinne dann an Bedeutung, wenn sie in der Welt sei und sich auf die Menschen einlasse. Wer um die Kathedrale Notre Dame trauere müsse auch an die brennenden Häuser, Kliniken und Kirchen in Aleppo und im Sudan denken und genauso die Tränen der Menschen dort spüren.
Es sei ein Glück, dass die Dornenkrone aus der brennenden Kathedrale gerettet worden sei. „Wenn wir als glaubende Gemeinschaft die Botschaft der Dornenkrone ernstnehmen, wären wir eine dienende Kirche, nah bei den Menschen, so wie Jesus es in seiner Passion ist“, sagte der Weihbischof. Dann stünde die Kirche heute nicht in der Krise, wie sie sie zurzeit erlebe.