Vom Betreuten zum Akteur
Das Katholische Blindenwerk Hessen feiert sein 50-jähriges Bestehen: In den drei Bistümern Limburg, Fulda und Mainz steht es blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen seit 1969 zur Seite. Religiöse Bildungsarbeit und Freizeitgestaltung bei Einkehrtagen und Veranstaltungen sowie die Eingliederung Betroffener in die Pfarrgemeinden gehören zu den vorrangigen Zielen der Gemeinschaft, die gut 1.000 Blinde und Sehbehinderte in den drei Diözesen anspricht.
Als Vorsitzender fungiert seit dem Start 1969, als auch der Dachverband des Deutschen Katholischen Blindenwerks in Bonn gegründet wurde, der Frankfurter Jurist Hubert Roos. Für den mittlerweile 93-Jährigen, der sein Augenlicht im April 1945 verlor, als er als 18-jähriger Soldat auf eine Mine trat, war von Anfang an klar: „Wir wollten als Blinde nicht nur betreut und versorgt sein, sondern unser Leben selbst gestalten und aktiv werden.“ Er selbst ist für diesen Anspruch das beste Beispiel. Nach dem Krieg studierte er trotz seiner schweren Beeinträchtigung Jura in Frankfurt. Zusammen mit fünf anderen Kriegsblinden und der Hilfe von Kommilitonen absolvierte er das Studium mit Hilfe der wenigen Fachtexte, die es damals schon in Blindenschrift gab, und viel Zuhören und Lernen. Nach dem Referendariat begann er seine Karriere im Rechtsamt der Stadt Frankfurt, dem er in den letzten Berufsjahren als Leitender Magistratsdirektor vorstand.
Zum Jubiläum lädt das hessische Blindenwerk am Mittwoch, 26. Juni, um 11 Uhr zu einem Gottesdienst in den Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus. Um 14.30 Uhr folgt ein sehbehindertengerechter Stadtrundgang mit Führung durch die Neue Altstadt unter dem Motto „Frankfurt begreifen“.
Deutsches Katholisches Blindenwerk hilft weltweit
Das Deutsche Katholische Blindenwerk (DKBW) ebenso wie seine acht regionalen Werke setzt sich seit 50 Jahren dafür ein, blinden, hochgradig sehbehinderten und taubblinden Menschen eine angemessene Stellung in der Gesellschaft zu sichern. Ein wesentlicher Teil der Arbeit besteht außerdem darin, blinden Menschen in anderen Erdteilen zu helfen, die dort in keiner Weise Förderung erfahren. Eine große Anzahl von gemeinnützigen Projekten wird weltweit finanziell unterstützt. Dabei finanzieren die Blindenwerke ihre Arbeit ausschließlich über Spenden, Vermächtnisse und Erbschaften. Von staatlichen oder kirchlichen Institutionen gibt es keine finanzielle Unterstützung. Alle Arbeit wird als Selbsthilfe ehrenamtlich geleistet. Die Vorstände des DKBW und der regionalen Blindenwerke bestehen aus blinden und hochgradig sehbehinderten Menschen.