"Wir fragen: Was braucht das kirchliche Personal der Zukunft?"
Der berufsbegleitende Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen geht in die zweite Runde; Immatrikulationen sind vom 1. Juli bis 25. September 2024 möglich. Der Bachelorstudiengang war zum Wintersemester 2023/2024 mit über 30 Studierenden erfolgreich gestartet. Die Regelstudienzeit beträgt acht Semester bei berufsbegleitenden Studierenden, wobei die Studiendauer in Vollzeit verkürzt werden kann. Der Bachelorabschluss ist staatlich anerkannt und zugleich qualifizierend für den Beruf der Gemeindereferentin oder des Gemeinderefenten. Zudem richtet sich der Studiengang insbesondere an Nicht-TheologInnen im kirchlichen Dienst und alle theologisch Interessierten. Das Studium ist primär digital organisiert; zu Beginn und am Ende des Semesters gibt es dreitägige Präsenzphasen. Es gibt eine zweisemestrige Einführungsphase und eine Vertiefungsphase, die in vier Dimensionen gegliedert ist. Neben dem Abschluss des gesamten Studiengangs können über die Absolvierung der Einführungsphase und die Dimensionen der Vertiefungsphase Zertifikate erworben werden. Die Immatrikulation ist möglich für alle Personen mit allgemeiner Hochschulreife und Fachholschulreife sowie für Personen mit Meisterprüfung oder einem mittleren Schulabschluss in Verbindung mit einem qualifizierten Abschluss einer mindestens dreijährigen anerkannten Berufsausbildung.
Der Studiengang wird im Wintersemester 2024/2025 erneut mit dem ersten Studienjahr starten. Immatrikulationen sind bis 25. September 2024 möglich unter: https://www.sankt-georgen.de/studium/immatrikulation/vollimmatrikulation/. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite des Studiengangs www.kirchliche-praxis.de.
Im Interview erklärt Hochschulrektor Prof. Thomas Meckel Hintergründe des Studiengangs und erläutert die inhaltliche und formale Gestaltung.
Prof. Meckel, wie kam es zu der Entwicklung des Studiengangs „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“? Welche Zielgruppen wollen Sie mit dem Studiengang erreichen?
Der Studiengang antwortet mit seiner berufsbegleitenden Konzeption auf die kirchliche Situation bzw. die Situation kirchlichen Personals, da sich immer mehr Personen, die schon ein Berufsleben hinter sich haben, für eine Tätigkeit in der Kirche entscheiden. Daher haben wir den Studiengang berufsbegleitend konzipiert. Er antwortet aber auch auf die Situation, dass es immer mehr Nicht-TheologInnen im kirchlichen Dienst gibt, die sich theologisch weiter- und fortbilden möchten.
Vor dem Hintergrund, dass TheologInnen und Nicht-TheologInnen jetzt und auch in der Zukunft verstärkt zusammenarbeiten, zeigt sich schon in der Konzeption des Studiengangs, dass die Zusammenarbeit und Kooperation verschiedener Berufsgruppen im Studiengang bereits immanent angelegt ist. Durch den Studiengang ist es gelungen, dass an der Hochschule Sankt Georgen alle pastorale Berufe gemeinsam ausgebildet werden (Priester, Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten).
Mit dem Studiengang ist dreierlei verbunden: Erstens qualifiziert der Bachelorstudiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ für den pastoralen Beruf der GemeindereferentInnen und Gemeindereferenten. Zweitens ermöglicht er einen Bachelorabschluss für Nicht-TheologInnen und Nicht-TheologInnen. Drittens lassen sich einzelne Dimensionen des Studiengangs in Form von Zertifikatsstudien belegen.
In welchen Dimensionen kann man den Studiengang denn studieren? Wie kam es zur Erarbeitung der einzelnen Dimensionen?
In den Gesprächen mit den Trägerdiözesen stand zum einen die Frage auf: Was braucht das kirchliche Personal der Zukunft? Wir haben zum anderen geschaut, welche theologischen Kompetenzen werden in der Zukunft benötigt und welche Elemente der Profilierung der Hochschule Sankt Georgen den Studiengang mitprägen.
So gibt es eine Einführungsphase mit einer Einführung in den christlichen Glauben in Kooperation mit dem Berufungscampus, sowie einer Einführung in die Theologie unter den verschiedenen Dimensionen des Glaubens „Erinnern“, „Denken“, „Handeln“ und „Feiern“. Diese Einführungsphase dauert zwei Semester und sie kann auch als theologisches Orientierungsjahr im Sinne eines „Theologicums“ studiert werden. Die anderen Dimensionen der Vertiefungsphase sind in zwei bzw. drei Semestern studierbar und können auch als einzelnes Zertifikat studiert werden, sodass auch theologisch Interessierte, z.B. Ehrenamtliche, einzelne Dimensionen wie das theologische Orientierungsjahr studieren können.
Zu den Profilelementen der Hochschule gehört z.B. die Kenntnis des interreligiösen Dialogs und eine entsprechende Sprachfähigkeit. So stellt der interkulturelle und der interreligiöse Dialog eine Dimension des Studiengangs dar. Auf dem Campus befinden sich das Institut für Weltkirche und Mission und CIBEDO, die Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz mit der Aufgabe, den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Islam zu fördern, mit denen wir in dieser Dimension der Vertiefungsphase kooperieren.
Die Kirche ist auch in der säkularen Gesellschaft eine Akteurin im sozial-caritativen Bereich und erhebt ihre Stimme zu Fragen der Gerechtigkeit. Für die Sprachfähigkeit in der säkularen Gesellschaft ist es zudem von großer Bedeutung, wie adressatenorientierte religiöse Kommunikation gelingen kann. Deswegen gibt es im Studiengang eine Soziale / Gesellschaftliche Dimension.
In der aktuellen kirchlichen Situation stellt sich die Frage der gegenwärtigen und zukünftigen Kirchenentwicklung. Deswegen widmet sich der Studiengang in einer eigenen Dimension der Frage der Kirche in der säkularen Gesellschaft, der Frage von neuen kirchlichen Orten für das Wirken der Kirche sowie zukunftsträchtiger Konzepte der Kirchenentwicklung.
Warum sollten Studierende sich in Sankt Georgen in den Studiengang „Kirchliche Praxis in säkularer Gesellschaft“ immatrikulieren?
Zum einen aufgrund der verschiedenen Dimensionen des Studiengangs, weil in diesen aktuelle kirchliche und gesellschaftliche Fragen behandelt werden. Zum anderen, weil Sankt Georgen als kirchliche Ordenshochschule nicht nur in der Theorie des Leitbildes der Hochschule die Verknüpfung von Spiritualität und Wissenschaft verwirklicht, sondern auch in der Praxis und im Alltagsleben. Die Hochschule Sankt Georgen ist als Jesuitenhochschule auf dem Campus eng verknüpft mit dem Berufungscampus, dem Priesterseminar, dem Mentorat für geistliche Berufe sowie der Kommunität der Jesuiten.
So enthält der neue Studiengang auch Module, die die Existentielle / Spirituelle Dimension ausmachen, in denen wir verschiedenen Fragen nachgehen, wie beispielsweise: Welche Formen zeitgenössischer Spiritualität gibt es? Was meint Berufung? Was ist meine Aufgabe als Christ in der säkularen Gesellschaft?
Welche weiteren Besonderheiten machen das Profil des Studiengangs aus?
Die Antwort auf diese Frage hängt mit der Konzeptionsgeschichte des Studiengangs zusammen, denn wir haben im Rahmen der Studiengangsentwicklung nicht einfach eine Ableitung aus bestehenden Studiengängen konstruiert, sondern einen Studiengang mit genuin eigenständigen Lehrveranstaltungen, die für das berufsbegleitende Studium neu konzipiert wurden.
Zudem haben wir darauf geachtet, dass Module nicht einfach aneinandergereiht werden, sondern der Studiengang sich nach den eben genannten Dimensionen strukturiert. Da es sich um eine grundständige Konzeption handelt, die sich nicht aus anderen Studiengänge der Hochschule ableitet, haben wir in der Konzeption darauf geachtet, dass an verschiedensten Themen interdisziplinär gearbeitet wird. So sind die Module in der Regel interdisziplinär verschränkt, ohne nur die Perspektive eines einzelnen theologischen Fachs einzunehmen.
im Studiengang ist ein eigenes Modul zu Praxis und Praxisreflexion vorgesehen, in denen praktische Erfahrungen in Bildungseinrichtungen und an pastoralen Orten gesammelt und reflektiert werden. Uns war es besonders wichtig, Praxis und Theorie schon in der Studienphase miteinander zu verbinden. So enthalten einige Module Praxiselemente.
Wie kann man sich die berufsbegleitende Konzeption des Studiengangs konkret vorstellen?
Zum Anfang und zum Ende jedes Semesters wird es Präsenzphasen geben und ansonsten ist die Lehre digital organisiert. Diese Präsenzphasen ermöglichen die Begegnung zwischen den Studierenden der verschiedenen pastoralen Berufe. Dem trägt der Studiengang auch in seinen Prüfungsformen insbesondere durch lehrveranstaltungsbegleitende Formate Rechnung. Berufsbegleitend ist der Studiengang auf acht Semester angelegt, wer es schneller abschließen will, hat dazu die Möglichkeit.