Die Menschen | Interviews Ehemalige dieses geliebte Hobby zum Beruf machen zu können. Es waren prägende Jahre im Chor, die mich mit wunderbarer Musik in Verbindung gebracht haben und eine tolle Zeit mit Freundinnen und dem gesamten Chor, in der wir viele besondere Momente geteilt haben. SINGEN… …bedeutet für dich? Was macht das Instrument Stimme so besonders? Für mich bedeutet Singen ein großes Glück! Es ist ein sehr körperlich und seelisch erfülltes Tun, das mich außerdem mit großen Werken der Musikliteratur in Verbindung gebracht hat. Das Eintauchen in Dimen- sionen anderer Künstler, nämlich der Komponisten, er- lebe ich als absolutes Privileg. Was für ein Reichtum tut sich da immer wieder auf! Das Singen an sich wirft einen sehr auf die eigene Persönlichkeit zurück, man kann sich selbst nicht ausweichen. Es frappiert mich immer wieder zu erleben, wie einzigartig die menschliche Stimme ist und dass man Stimmen oft in den ersten beiden Tönen einer Phrase erkennen kann.Die Stimmen zeigen immer die individuelle Schönheit des Menschen. DIE PANDEMIE… …trifft die ganze Kunst- und Kulturszene. Wie geht es Dir damit? Welche Auswirkungen, glaubst du, hat sie momen- tan und in der Zukunft? Ja, auch für mich war das eine absolute Vollbremsung. Ich war zu Beginn des Lockdown noch in Bogota, um ein Kon- zert zu singen, und bin mit dem nächsten Flieger zurück. Aber, wie bei anderem auch, gerade im Verzicht erkennt man, was wertvoll und besonders ist. Und bei ganz vielen Menschen blieb das Bedürfnis nach Kunst und Kultur. Ich fand es oft bewundernswert, was die Kirchen oder Konzert- veranstalter möglich gemacht haben, um doch das Ein oder Andere auf die Beine zu stellen. Ein richtiges Vorwärtsstür- men gab es ja mit den neuen Medien. Es gab online Unter- richt, Online- und Streaming-Konzerte. Was für ein Glück, dass wir auf das zurückgreifen konnten. Mich persönlich traf die Pandemie am Ende meiner Karriere und ich dachte mir, so wird das dann also mal werden… Sehr leid tat es mir für die jungen Kollegen, die endlich durchstarten wollen. Ich bin, was die Zukunft der Kulturszene betrifft, nicht ängstlich. Das Leben ändert sich immer und Dinge von Wert bleiben, da sie den Menschen im Innersten berühren. SOCIAL MEDIA… …ist heute wichtiger denn je. Welche Bedeutung haben diese Medien für deine Karriere? Welche Kanäle nutzt du haupt- sächlich? Erreichst Du damit auch eine jüngere Zielgruppe? Da ich definitiv nicht zu den digital natives zähle, habe ich diesen Aspekt meiner Karriere immer eher vernachläs- sigt… Es dauerte lange, bis ich eine eigene Website hatte. Und noch länger dauerte es, bis ich mal zu Instagram kam und es ist eher so, dass ich es nutze um zu sehen, was bei den jüngeren Kollegen so läuft. Aber als Instrument der Vernetzung ist es schon genial. Ansonsten halte ich Kon- takt zu den Jungen durch meine Arbeit als Dozentin an der Hochschule für Musik in Trossingen oder durch meine Arbeit als Stimmbildnerin bei der Mädchenkantorei Basel oder dem Kinderchor Paradies hier in Konstanz. ERINNERUNGEN… …an besondere Ereignisse gibt es bestimmt jede Menge. Was ist dir als das besondere Chor-/ Konzerterlebnis im Gedächtnis geblieben? Immer wieder besondere Gottesdienste in „meinem Lim- burger Dom“, tolle Konzertreisen - vorwiegend nach Ita- lien - erste, sehr aufregende Auftritte als Solistin, eine sehr prägende und intensive Chor- und Pilgerreise nach Israel. Es fällt mir schwer, aus der Fülle etwas Besonderes hervorzuheben. Letztlich das gemeinsame Erleben von Mu- sik, das uns über uns hinaus und ganz zu dem Anderen führt. DIE ZUKUNFT… … was wünschst du der Mädchenkantorei? Dass es der Mädchenkantorei immer wieder ermöglicht wird, all diese wertvollen gemeinsamen Erfahrungen an Jüngere weiter zu geben. Möge es ein schützendes und er- haltendes Wertschätzen dessen geben, was die Mädchen- kantorei ausmacht und es ihr ermöglicht, auch in Zukunft das Lob Gottes zum Wohle der Menschen zu singen. Denn wie sagte schon Luther: Wer singt, betet doppelt! _81