Missionarisch Kirche sein – Christus selbst hat das seinen Jüngern mit dem sogenannten Mis- sionsbefehl (siehe Zitat rechts) im Matthäus- evangelium als Auftrag mitgegeben. Bei Ka- tholiken taucht der Begriff aber auffällig wenig auf. Während evangelische und freikirchliche Christen selbstverständlich von ihrer Missi- on und missionarischem Handeln sprechen, rümpfen sie vielfach die Nase. „Mission – das geht mir zu weit.“ Diese Erfahrung machten auch Kundschafter des Bistums Limburg auf den sechs Exkursionen, bei denen sie andere Formen von Kirche kennenlernten und sich In- spiration für den Weg der Kirchenentwicklung holten. Missionarische Projekte wie das Gebets- haus in Augsburg oder das Jesus-Projekt in Er- furt wurden kon trovers diskutiert, faszinierten die einen und befremdeten die anderen. Warum tun wir uns mit dem Begriff so schwer? Und wie lässt er sich heute verstehen? Wer nach neuen Wegen sucht, den Glauben mutig und selbstbewusst zur Sprache zu bringen, und über Kirchenentwicklung nachdenkt, kommt um eine aktualisierte Interpretation nicht herum. Einen Impuls dazu will NETZ geben. Wir haben zwei Menschen gefragt, was sie heute unter „Mission“ verstehen. Was verstehen Sie unter Mission? Schreiben Sie uns an netz-magazin@bistumlimburg.de. Wir freuen uns über jede Einsendung! Clemens Mann 24 QUERDENKEN HINAUS IN DIE WELT Mission – Mission possible – Geheimagent – im Auftrag der Queen – los geht’s! Ach nein. Noch mal: Mission – „Geht hinaus in alle Welt.“ – erzählen, taufen, taufen, taufen – los geht’s! Hmm. Noch einmal: Mission – „Geht hinaus in alle Welt!“ – nachfolgen – seid wie ich bei den Menschen – los geht’s?! Ich mag den Begriff „Mission“, also seinen Kern: „Mission“ bedeutet nämlich „Sendung“. Das musste ich mir aber freibuddeln und dabei geholfen hat mir die anglikanische Kirche. Sie hat 2004 die Frage nach dem Warum von Kirche gestellt und kam wieder darauf, dass sie von Jesus stammt und zu allen Menschen gesandt ist. Das klingt so: „Es ist nicht die Kirche Gottes, die einen missionarischen Auftrag in der Welt hat, vielmehr hat ein missionarischer Gott eine Kirche in der Welt.“ (mission-shaped church report) Mission so verstanden lässt uns einklinken in eine Bewegung, die Gott selbst angestoßen hat: Er hat alles geschaffen, kommt in die Welt, verkündet Barmherzigkeit, Leben in Fülle, Nächsten-Lie- be, hinterlässt den Geist, damit ER bei uns bleibt. Wir sind so ein Teil von Gott, aber auch ein Teil seiner eigenen Sendung zu allen Menschen, mit der Botschaft von Barmherzigkeit, Leben in Fülle, Nächstenliebe – für alle. Gott möchte bei den Menschen sein, sodass Mission/Sendung bedeutet herauszufinden, was Gott tut, und sich dem anzuschließen. Ein doppeltes Hören geht dem voraus: auf Gott in der Stille und auf Gott in meinem Gegenüber. Mit dieser Brille habe ich an der Exkursion „Missionarisch Kirche sein“ teilgenommen. Ich wollte entdecken, wie andere das Mit- schwimmen auf dieser Welle leben. Begegnet ist mir im Gebetshaus Augsburg ein Schwerpunkt auf persönlicher Anbetung, weil Gott es wert sei. Aber braucht Gott das? Wir brauchen das ganz sicher, um zur Ruhe zu kommen, um uns immer wieder von Gott erfüllen zu lassen, um seinen Geist, seine Sendung zu atmen. Das kann mit Jesus als Vorbild aber nicht alles sein. In München kamen Menschen in den Blick – wer lebt hier? Um uns herum? Was brauchen diese Menschen? Was hat Kirche und wie können wir das in den Dienst für alle stellen? Wir wollen Men- schen im Stadtteil dienen. An dieses Verständnis von Mission kann ich mich sehr gut anhängen, denn hier lebt Kirche ihre Sendung, hinaus in alle Welt zu gehen und mit den Menschen zusammen zu leben. Es geht nicht darum, Kirche, so wie sie ist, aufrechtzuerhal- ten, es geht darum, einen Blick, Raum dafür zu eröffnen, dass Gott in meinem Leben, um mich herum ist. Das geht hinter (Kirchen) Mauern, aber – heute viel wichtiger – auch im Stadtteil, in Cafés, beim Joggen, durch Guerilla und urbane Intervention, auf dem Spielplatz, im Tattoostudio, am Lagerfeuer ... Mission – „Geht hinaus in alle Welt!“ – nachfolgen – seid wie ich bei den Menschen – los geht’s! Stefanie Matulla ist Referentin für Mädchen- und Frauenarbeit und gehört seit September 2019 auch zum Team Berufe der Kirche.