in der Ehe- und Familienberatung weiß ich, dass viele hier auf der Suche sind. Gerade für Familien, die in keiner Pfarrei beheimatet sind, müssen wir neue, freiere Formen anbieten. Da soll es keine Schwellenangst geben, wenn jemand beispielsweise nicht weiß, wie die Gebete lauten. Und warum wir gut daran tun, uns für Familien stark zu machen, einzusetzen, liegt auf der Hand: Wir dürfen als Kirche Familien nicht alleinlassen, gerade junge Familien sind unter großem Druck. Wohnungsnot, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, die Teilzeitfalle, getrennt lebende Eltern oder das Armutsrisiko vor allem bei getrennt Erziehenden – da gibt es viele Gründe. Wir wollen Fami- lien unterstützen und dabei Religion und Spiritualität als Ressource anbieten. Und da kann ich nicht warten, bis sich die Familien sonntags um 9 oder um 11 Uhr zu uns aufmachen. Zumal da vielleicht die Kinder getrennt lebender Eltern beim Vater in einer anderen Stadt sind. Getrennt lebende Eltern als Stichwort: Wie gehen Sie damit um, dass immer mehr Menschen in Beziehungen oder Familien leben, die die Kirche rechtlich und moralisch nicht gutheißt – sprich: Sie leben verpartnert, wiederverheiratet, oder in Patchwork-Familien? Viele verstehen die Hal- tung der Kirche diesen Familien gegenüber nicht. Wir sind als Kirche, also auch als Fachstelle, grundsätzlich für alle Familien da. Mir ist doch eine Patchwork-Familie genauso lieb wie eine sogenannte traditionelle Familie. Aber meine Erfahrung zeigt, dass viele Familien sich da emanzipiert haben und zum Beispiel Patchwork-Familien ganz selbstverständlich bei uns teilnehmen. Was aber auch klar ist: Es kann natürlich sein, dass viele Familien deshalb gar nicht erst zu uns kommen. Wir möchten Familien bestärken, genau so, wie sie sind. Da ist „Amoris laetitia“ wegweisend für mich. In diesem Papier von Papst Franziskus wird die Lebenswirklichkeit der Familien ernsthaft in den Blick genommen. Was sollte das Ziel einer guten Familienpastoral sein? Natürlich ist ein Hauptziel, erfahrbar zu machen, dass es heilsam ist, gemeinsam an Gott zu glau- ben, Jesus in sein Leben zu lassen. Dazu sollten wir Familien viel häufiger untereinander in ein Gespräch über ihren Glauben bringen. Eine Frage, die mich täglich beschäftigt und die ich gerne allen Mitarbeitern in der Pastoral mitgeben möchte, ist: Wodurch schaffen wir genau das? Wie können wir dazu einladen, sich zusammen als Familie mit Lebens- und Glaubensfragen auseinan- derzusetzen, wie wird Glaube gemeinsam erfahrbar? Ich denke, es ist unsere Aufgabe als Kirche, hier Anstöße zu geben und gute Angebote zu machen. Den Glauben ernst und spielerisch und in Freude „rüberzubringen“, das ist mein Traum von Kirche für Familie. Das Interview führte Dr. Friederike Lanz FACHSTELLE FAMILIENPASTORAL Bernardusweg 6; 65589 Hadamar FON: 06433 887-710 FAX: 06433 887- 82 MAIL: familienpastoral@bistumlimburg.de EDWIN BORG Leiter der Fachstelle, Pastoralreferent FON: 06433 887-710 MAIL: e.borg@bistumlimburg.de Das Team der Fachstelle Familienpastoral in Hadamar: Edwin Borg, Therese Weleda und Heiko Dörr (v.l.n.r) 17