EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, die Kirche steht an einem Wendepunkt. So hat es unser Bischof an Pfings- ten benannt und damit ausgesprochen, was viele in und außerhalb der Kirche wahrnehmen. Aus Enttäuschung, Empörung und Wut haben nicht wenige die Kirche verlassen. Im Sommer wird die „Kirchliche Statistik“ ver- öffentlicht und uns die entsprechenden Zahlen vor Augen führen. Viele, die der Kirche treu bleiben, haben den Wunsch mitzugestalten und Partizipation zu erleben. Sie erwarten von Bischöfen und Verantwortlichen, dass Fragen, die seit langem auf der Agenda stehen, angegangen und ver- bindlich geklärt werden. Sie erwarten, dass ihre Lebenswirklichkeiten wahr- genommen und wertgeschätzt werden, und dass die Blase, in der Kirche viel zu oft lebt, endlich platzt. Ich persönlich bin dankbar für die Debatten, die zurzeit geführt werden und teile die Erwartungen vieler. Ich spüre, dass wir die „Fragen der Zeit“ in unserem Bistum aufgreifen und dass wir nach Antworten suchen. Dieser Weg ist nicht leicht, aber alternativlos. Wir haben Pfingsten gefeiert und vom Wirken des Heiligen Geistes gehört. Er war es, der die Schar der Jünger mit einem neuen Geist beseelte. Der er- mutigte, damit sie in allen Ländern und unter allen Völkern Zeugnis über das Wort und Beispiel Jesu Christi geben. Und er war es, der letztlich den An- stoß gab, ein wanderndes Volk Gottes auf dem Weg, eben Kirche, zu sein. Pfingsten ist das ganze Jahr. Pfingsten ereignet sich dort, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Damals wie heute. Manchmal heimlich, still und leise. Manchmal unerwartet, überraschend und plötzlich. Dies gilt besonders für unseren Prozess der Kirchenentwicklung. Ich bin überzeugt: Wenn wir um Wege für die Zukunft unserer Kirche suchen und um Stand- punkte und Themen ringen, dann ist der Heilige Geist mit von der Partie. Er ist es, der Herz und Denken weitet, neue Perspektiven eröffnet, Menschen begeistert, Charismen schenkt und auf vielfältige Art und Weise beruft. In dieser Ausgabe von NETZ steckt viel Heiliger Geist. In Fulda haben wir Christen getroffen, die sich zusammengetan haben, aus einer Vision leben und Jugendliche für Christus begeistern wollen (S.30 bis 33). Sie können in dieser Ausgabe nachlesen, wie Pfarreien mit ihren Immobilien umgehen. Wir stellen das Projekt „Kirchliche Immobilien Strategie“ vor (S.6 und 7). Zudem haben wir uns in Wirges und in Frankfurt erkundigt, welche Erfah- rungen Pfarreien vor Ort damit machen (S.43 bis 45). Wir müssen den Grundauftrag der Kirche vielfältiger und weiter denken als bisher: Das ist eine zentrale Aussage unseres NETZ-Interviews mit Professor Jan Loffeld und Pastoralreferentin Monika Stanossek (S.24 bis 27). Von der Wirklichkeit her denken, ein eucharistiezentriertes Kirchenbild aufbrechen und Evangelium und menschliche Existenz neu zusammenbringen. Wir hoffen, dass der Funke überspringt und wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen. Ihr Stephan Schnelle 30NETZWERK ALL FOR ONE Zum Titelbild: Die Singer-Songwriterin Daniela May begeisterte Besucher beim B.A.S.E- Gottesdienst in Fulda. NETZ war zu Gast beim Netzwerk ALL FOR ONE, das Christus auf frische Art und Weise bei jungen Menschen verkünden will.