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24.07.2015

Auf dem Weg zu einer partizipativen Kirche

50 Teilnehmer bei der 2. Limburger Summerschool in Waldbreitbach.

WALDBREITBACH. - Eine Bibel für die Bibelarbeit? "Wir machen das heute einmal anders", sagt Jacqueline Schlesinger, Mitorganisatorin und missio-Referentin im Bistum Limburg. Wenig später kommt Bewegung ins Spiel. Die Teilnehmer der Summerschool schreiten den Franziskus-Tagungsraum ab. Hier und da bilden sich kleine Grüppchen, die über die ausgedruckten Bibelverse auf dem Boden ins Gespräch kommen. Leise schallt Klaviermusik durch den Raum.

Kirche mal anders - darum geht es bei der 2. Summerschool des Bistums Limburg. 50 Personen sind vom 17. bis 21. Juli nach Waldbreitbach gekommen, um im Rosa-Flesch-Tagungszentrum zu proben, wie Kirche vor Ort neu gedacht und gestaltet werden kann und wie sie dabei möglichst viele Menschen miteinbinden und ansprechen können. Unter den Teilnehmern sind Priester, Hauptamtliche Pastorale Mitarbeiter, Ehrenamtliche aus verschiedenen Pfarreien. Sie kommen nicht nur aus dem Bistum Limburg, sondern auch aus Essen und Erfurt. Begleitet werden sie von Mitarbeitern des philippinischen Pastoralinstituts "Bukal ng Tipan" in Manila und einem Team des Bistums Limburg.

Zündfunken für die Pfarrei

"Es geht bei der Summerschool nicht darum, ein Konzept zu vermitteln, sondern dass sich die eigene Haltung verändert", versucht Schlesinger das Ziel der Summerschool zu beschreiben. "Besonders in den ersten Tagen der Summerschool wollen wir in den Menschen ein Feuer zum Brennen bringen." Die Teilnehmer dürften hier die Erfahrung machen, dass Kirche auch anders sein und Spaß machen könne. "Mit dieser Haltungsänderung können wir viel mehr bewegen, wenn die Teams zurück in die Pfarreien gehen, weil sie dann Feuer gefangen haben", hofft Schlesinger. Wie "Zündfunken" könnten sie später in den eigenen Pfarreien Neues anstoßen.

Spiritualität spielt bei der Summerschool eine zentrale Rolle, denn Kirchenentwicklung wird nicht als rein struktureller, sondern auch als geistlicher Prozess erlebt. Aus dem Glauben soll die Motivation kommen, Menschen stärker in Entscheidungs- und Gestaltungsprozesse einzubinden und so nachhaltig Veränderungen vor Ort anzustoßen. Spirituelle Impulse, Gebet und Gottesdienst gehören deshalb fest zum Programm dazu. Mit Frömmelei hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil: Es spricht an: "Diese Tage waren für mich ganz besonders, weil ich hier Menschen kennenlernen konnte, mit denen es sehr leicht war, über Gott zu reden. Mich hat dieser spirituelle Aspekt und das Zusammenwachsen der Gemeinschaft sehr beeindruckt", sagt der 20-jährige Tony Keller, ein Ehrenamtlicher aus der Pfarrei St. Anna in Herschbach.

Summerschool ermutigt, vor Ort eigene Wege zu gehen

Dass in diesem Jahr viele Priester dabei sind, freut Mitorganisatorin Schlesinger besonders. "Ich sehe das sehr positiv." Priester könnten hier erleben, dass die Summerschool nichts ist, was von Limburg vorgegeben oder von oben herab verordnet worden ist. "Wir möchten hier ermutigen vor Ort eigene Wege zu gehen, die auf einer gemeinsamen geteilten Vision des Kirchenseins basieren. Es wird niemals in der Lokalen Kirchenentwicklung ein Konzept geben, das von allen irgendwie umzusetzen ist. Es ist immer entscheidend, auf den lokalen Nahbereich zu schauen", sagt Schlesinger.

Von Ehrenamtlichen aus seiner Pfarrei St. Peter und Paul im Kannenbäckerland, Höhr-Grenzhausen, hat Pfarrer Alfred Much von der Summerschool erfahren. Er ist mit drei Ehrenamtlichen und einer Mitarbeiterin aus dem Pastoralteam der im Februar gegründeten Pfarrei neuen Typs hier. "Ich bin mit der Erwartung hergekommen, hier viel lernen zu können. Und das hat sich bestätigt", sagt Much. "Die Summerschool ist gut aufgemacht und das Leitungsteam sehr kompetent." Dass die Tage nicht einfach abgehakt werden, ist für Much und sein Team sicher. Wohin der Weg geht, ist aber noch nicht klar. "Wir sind uns einig, dass die Summerschool Konsequenzen haben darf und soll. Ideen habe ich ganz viele. Partizipative Kirche heißt aber, dass wir gemeinsam im Team überlegen, wie wir die Impulse der Summerschool in den Alltag der Pfarrei hineinnehmen."

Die Ideen der Summerschool mit nach Hause nehmen: Darüber macht sich auch Ayline Plachta Gedanken. Plachta ist missio-Referentin im Bistum Erfurt, für den Bereich "Weltkirchliches Lernen" zuständig und begeistert von der Summerschool. "Ich halte sehr viel von der Idee einer Visionsentwicklung, besonders einer geteilten Vision, die verdeutlicht, dass jeder, der zur Kirche gehört, auch teilhaben kann, Kirche mitzugestalten mit den Talenten, Gaben und Charismen, die ihm gegeben sind." In einem ersten Schritt will Plachta nun Menschen sensibilisieren und im Gespräch mit interessierten Gruppen Lust auf diese Art von Visionsprozess machen. Plachta will außerdem Bibelteilen anbieten, um Erfahrungsräume gelebten Glaubens zu schaffen. Ob es irgendwann auch eine Summerschool im Bistum Erfurt geben wird? "Das kann ich mir sehr gut vorstellen", sagt Plachta und fügt hinzu: "Vielleicht auch mit der Unterstützung aus dem Bistum Limburg. Die wurde uns schon angeboten." (CLM)

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