09.12.2015
Ein Ort, um Kirche zu gestalten
LIMBURG.- Knapp eineinhalb Jahre lang ist das Bischöfliche Priesterseminar in Limburg renoviert, saniert und restauriert worden. Nun erstrahlt das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1931 in neuem Glanz. Am Dienstag, 8. Dezember, wurde das von Dominikus Böhm im Bauhausstil errichtete Seminar neu eröffnet. Insgesamt 5,26 Millionen Euro hat die Diözese in die Sanierung des bedeutenden Hauses investiert.
Auf den ersten Blick hat sich an dem prägnanten Gebäude in der Weilburger Straße nicht viel geändert. Dabei ist während der "Sanierung im Haus wirklich alles in die Hand genommen worden", erklärt Tilmann Staudt, Diözesanbaumeister im Bistum Limburg. Das Priesterseminar sei aus dem Gestern ins Heute geholt worden. Dabei ist darauf geachtet worden, dass das Gebäude seine Atmosphäre und seine denkmalgeschützte Architektur bewahrt. Das Gebäude erfülle nun die Anforderungen, die an ein Pastoralkolleg und Tagungshaus gestellt werden.
Viel Neues unter den Decken und in den Wänden
Insgesamt 300 neue, energetische Fenster hat das Priesterseminar bekommen. Schimmelbefall, Feuchtigkeit und weitere bauphysikalische Mängel wurden ausgemerzt. Architekten und Handwerker haben die Herausforderung gemeistert, das 84 Jahre alte Haus barrierefreundlich zu machen. An der Nordseite wurde dafür ein Aufzug installiert, der alle vier Etagen erschließt. Zudem gibt es im Gebäude einen Treppenlift. "Vieles von dem, was saniert und erneuert wurde, befindet sich unter den Decken und in den Wänden", sagt der Diözesanbaumeister. Im gesamten Priesterseminar sind die Haustechnik sowie Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen erneuert worden. Es gibt eine neue Lüftungsanlage und eine moderne Brennwertheizung, die helfen wird, die Energiekosten zu senken.
Verschwunden sind die Etagentoiletten und Etagenduschen, da die 27 Gästezimmer nun mit eigener Nasszelle und WC ausgestattet sind. Auch die Möblierung ist dem heutigen Standard angepasst worden. Die Zahl der Tagungsräume hat sich auf insgesamt acht verdoppelt. In den Tagungsräumen sowie im großen Speisesaal ist eine Akustikdecke eingebaut worden, was die Raumakustik erfahrbar verändert hat. "Wir haben auch die Funktionsbereiche neu geordnet, damit das, was zusammengehört, auch zusammen ist und das Haus von Gruppen optimal genutzt werden kann", erklärt Marco Gasparini, Geschäftsführer des kirchlichen Eigenbetriebes für Tagungshäuser im Bistum Limburg. Am sichtbarsten wird diese neue Aufteilung im Küchenbereich und bei der Speisenausgabe.
Ein Haus, das Bistumsgeschichte atmet
"Das Priesterseminar war die erste Immobilie, die das Bistum Limburg bauen ließ. Hier treffen sich die Gremien, hier wird Begegnung gelebt und hier finden Aus-, Fort- und Weiterbildung von Seelsorgerinnen und Seelsorgern statt", sagt Regens Dr. Christof Strüder. Für ihn "atmet das Haus Bistumsgeschichte". Daher freut er sich auch darüber, dass sich im Gebäude Altes und Neues so gut miteinander verbindet. Den neugeschaffenen Meditationsraum etwa zieren ein schlichtes historisches Kreuz und ein Tabernakel, die bei der Sanierung im Keller wiedergefunden wurden. Wiederentdeckt wurde auch ein großes Wandgemälde, das die Heilige Familie bei der Rast auf der Flucht nach Ägypten zeigt. "Das Bild passt gut in das geistliche Programm des Priesterseminars. Die Heilige Familie ist auf der Flucht und sucht nach einer neuen Heimat. Unser Priesterseminar ist genau das für viele in unserem Bistum. Es ist Heimat und Raststätte im persönlichen, im beruflichen und im Glaubensleben", so Strüder.
Die große Bedeutung und den "identitäts- sowie gemeinschaftsstiftenden Charakter" des Gebäudes hob auch Weihbischof Manfred Grothe bei der Neueinweihung hervor. "Das Priesterseminar ist neben dem Dom das zweitwichtigste Gebäude eines Bistums", so Grothe. Im Dom werde der Glauben gefeiert. In der Liturgie soll ein Abglanz des himmlischen Jerusalems erfahrbar werden. Das Priesterseminar sei eine "Werkstatt", in der täglich daran gearbeitet werde, dass die Botschaft vom Reich Gottes überall im Bistum verkündet und gelebt werden könne. "Das Priesterseminar einer Diözese ist ein Ort, an dem Kirche gestaltet wird", so Grothe. (StS)