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19.06.2015

Eine himmelschreiende Katastrophe

Bistum und Diözesancaritas fordern mehr Schutz für Flüchtlinge

LIMBURG/LESBOS.- "Es schreit zum Himmel - aber der Himmel antwortet nicht!", so beschreibt Ursula Hasenburg die Situation der syrischen Flüchtlinge, die auf der griechischen Ägäis-Insel Lesbos vor dem Bürgerkrieg in Syrien und dem IS-Terror Schutz suchen. Hasenburg, langjährige Referentin des Limburger Exerzitien- und Bildungshauses der Pallottinerinnen, lebt seit über zwanzig Jahren in Griechenland - und ist "hautnah dran". Angesichts des Weltflüchtlingstags am 20. Juni machen nun das Bistum Limburg und der Diözesancaritasverband aufmerksam auf diese Katastrophe, die weitestgehend unbeachtet ist - und appellieren an die Bundesregierung und das Europäische Parlament, die Augen nicht zu verschließen vor dem Elend der Menschen, das sich im ganzen Mittelmeerraum abspielt, und das das hochverschuldete Griechenland vor unüberwindbare Probleme stellt.

"Bis zu 2.000 Flüchtlinge kommen täglich mit Booten auf Lesbos an - und werden nach ihrer Registrierung zu einer Unterkunft in der Inselhauptstadt Mythilini gebracht, die aus allen Nähten platzt, denn sie ist nur für 350 Menschen ausgelegt", so Hasenburg. Und das heißt auch, dass es große hygienische Probleme gibt und die Schutzsuchenden mit einer extrem schwierigen Wasserversorgung zu kämpfen haben. Zwar ist geplant, neue Flüchtlingscamps zu errichten, allerdings geht das nicht von Heute auf Morgen, wie Ursula Hasenburg berichtet. Und eine Verteilung der Flüchtlinge aufs griechische Festland funktioniert nicht, da die Schiffe, die die Menschen weiter nach Athen bringen sollen, nicht kommen. "In den deutschen Nachrichten hören wir, dass das Parlament in Brüssel eine Lösung vorbereitet. Es dauert viel zu lange! Die Insel und ihre Bewohner und auch die Regierung in Athen sind überfordert!" sagt Hasenburg. "Dies ist ein Appell und ein nicht mehr zu überhörendender Hilferuf an Gesamt-Europa."

Angesichts der aktuellen Debatte über verbindliche Verteilungsquoten zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) fordern Bistum und Caritasverband die Bundesregierung und das EU-Parlament auf, endlich zu handeln und so das Geschachere um Aufnahmezahlen zu beenden. "Gerade mit Blick auf die Überforderung der Mittelmeer-Anrainerstaaten ist hier dringender Handlungsbedarf. Die EU muss über die abstrakte Zuständigkeitsbestimmung - Dublin-III Verordnung - hinaus ein System entwickeln, das sowohl die Verantwortung zwischen den EU-Mitgliedsstaaten gerecht verteilt und zugleich die Flüchtlinge wirksam schützt", sagt Diözesancaritasdirektor Dr. Hejo Manderscheid. Domkapitular Wolfgang Rösch, Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators, ergänzt: "Die Schutzsuchenden dürfen nicht in Europa hin- und hergeschoben werden, das gebietet die unveräußerliche Menschenwürde." Manderscheid und Rösch betonen, dass zu einer menschenwürdigen Behandlung auch die entsprechende Unterbringung gehört: "Die Zustände, die derzeit auf der Insel Lesbos wie auch in den anderen Auffangcamps auf dem griechischen und italienischen Festland oder auf Lampedusa herrschen, sind unsäglich, denn sie sind heillos überfüllt, die hygienische, medizinische, Lebensmittel- und Wasserversorgung sind besorgniserregend."

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Die Bistumsleitung und die Beauftragte des Bistums für das Projekt "Willkommenskultur für Flüchtlinge", Annegret Huchler, bitten darum, das Schicksal der internationalen Flüchtlinge an und um dem Gedenktag im Gottesdienst zu thematisieren.


Der Hilferuf von Sr. Ursula Hasenburg können Sie <link file:41583 hilferuf-brief ursula>hier lesen.

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