23.11.2015
Glücksgefühle in der Kirche
BAD HOMBURG. "Das ist ja cool, dass wir hier pokern dürfen": Die Achtklässler aus Bad Homburg und Oberursel freuen sich über die unerwartete Überraschung im Kirchenraum. Sie sind die ersten Besucher der zweiwöchigen Tour der Katholischen Fachstelle für Jugendarbeit Taunus (KFJ), die zum Auftakt zwei Tage lang in der Bad Homburger St. Marien-Kirche ein Gastspiel hat. „Zum Glück ? Die Tour“ heißt das Projekt, das an diesem Montagmorgen seinem Namen alle Ehre macht. Die 14-Jährigen jedenfalls, die voller Spannung durch die mit dunklen Vorhängen abgeschirmte und mit Schwarzlicht beleuchtete Pforte herein kommen, entwickeln an den verschiedenen Stationen schnell Glücksgefühle.
Gewinnen und Verlieren
Eine Runde „zocken“ und am Roulettetisch sein Glück versuchen, lustige Videos schauen und über die besten Witze lachen ? so haben die Schüler Kirche noch nie erlebt. Für Fachstellenleiter Thorsten Klug ist damit eines der Ziele der Aktion schon erreicht: „Wir wollen den Jugendlichen positive und neue Erfahrungen mit Kirche ermöglichen“, sagt er. Glücksspiele im Kirchenraum könnten auf den ersten Blick provozieren, aber sie gehörten zum Thema einfach dazu, auch im Sinne von Gewinnen und Verlieren. Wie an allen Stationen gibt es darüber hinaus auch hier ein paar handfeste Informationen zum Nachlesen, zum Beispiel über die Schattenseiten des Spiels um Geld.
Ein Foto in der Wüste
An vielen Stationen ist Mitarbeit und Kreativität angesagt. Da können mit Henna Glückssymbole auf die Haut tätowiert, in Zinn gegossen oder mit dem Gravurstift auf ein Teelichtglas aufgebracht werden. Am Marktstand der Gefühle ertasten die Besucher Wolle und Moos, riechen an Apfelsinenschalen und Zimt. Über die Kopfhörer kommen Kinderlachen, Meeresrauschen und das Krähen von Hähnen und erinnern vielleicht manch einen an glückliche Momente. Ein Renner ist die Fotosession: Das Foto samt originellem Hintergrund wird mit einer entsprechenden App bearbeitet und zum Mitnehmen an den Drucker gesandt. „Voll cool, ich habe mich in der Wüste fotografieren lassen“, ruft ein Junge seinen Klassenkameraden zu.
Gott als Zuhörer
Zum Glück gehört auch, dass es mal weg bleibt: Wer das Gefühl kennt, ist auf der Empore richtig. Hier kann man sich in der Riesenhängematte genau durch den Kopf gehen lassen, wer in solchen Situationen noch zu einem hält und „wer mich nicht weg drückt, wenn ich anrufe“. Vielleicht hilft es auch, ein kleines Zettelchen mit der Unglückserfahrung in der Klagemauer zurück zu lassen und eine Taizé-Kerze zu entzünden. Und einen weiteren Tipp gibt es auch noch. „Dich kotzt gerade alles an? Erzähle Gott davon, oft fühlst du dich danach besser“, ist hier zu lesen. „Für uns Christen ist es ein großes Glück, dass wir unser Leben unter Gottes Segen, unter seine Glücks-Zusage für uns Menschen stellen können“, heißt es später beim gemeinsamen Abschluss am Altar.
So tolle Stationen
Die Dankesworte der Schüler beim Abschied klingen überzeugend: „So tolle Stationen“, heißt es immer wieder. Lehrerin Kathrin Kron von der Bad Homburger Humboldt-Schule ist angetan von den vielen Möglichkeiten zur Interaktion: „Das hatte ich mir so nicht vorgestellt.“ Sehr zufrieden mit dem Besuch ist auch Annette Hanses, die mit einer Kollegin und zwei Religionskursen von der IGS Stierstadt gekommen ist. „Hier können die Schüler den Kirchenraum einmal ganz anders erleben.“ (rei)
Weitere Informationen bei der Fachstelle für Jugendarbeit Taunus (KFJ), Telefon: Tel.: 06171 6942-10, per Mail: <link>kfj.taunus@bistum-limburg.de, im Internet unter <link http: www.jugendimtaunus.de _blank>www.jugendimtaunus.de.
Zum Glück ? Die Tour: St. Marien, Bad Homburg (23./24. November), St. Marien, Königstein (26./27. November), St. Pankratius, Schwalbach (30. November/1. Dezember), St. Peter und Paul, Hofheim (3./4. Dezember).
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