24.05.2015
Lernprozesse mit Blick auf den Anfang
LIMBURG. - "Unsere dichteste Gotteserfahrung machen wir in der Eucharistie - lassen wir uns heute von ihr begeistern", begrüßte Weihbischof Manfred Grothe mehrere hundert Gläubige zum Pfingstfest am Sonntag, 24. Mai. Im vollen Dom zu Limburg feierte er ein Pontifikalamt. Neben den Domsingknaben unter der Leitung von Klaus Knubben sangen auch die Solisten Martin Nyvall und Simon Bailey vom Frankfurter Opern- und Museumsorchester.
Keine gewalttätige Revolution
In seiner Predigt betonte Grothe, dass das Pfingstwunder als Beginn der Kirche auch heute noch Vorbild für moderne Kirchenarbeit sein könne: "Nicht die Jünger tun den ersten Schritt zur Ausbreitung des Evangeliums. Es findet keine gewalttätige Revolution statt. Vielmehr kommen die Menschen zu ihnen, weil bei ihnen etwas geschah, das sie neugierig, fragend machte - sozusagen im Innenraum der Kirche." Er distanzierte sich damit von modernen Pfingstbildern, in denen der Heilige Geist auf die verängstigten, ratlosen Jünger niederkam und diese wie in einer Explosion "in großer Begeisterung die Botschaft des Auferstandenen in alle Himmelsrichtungen" verkünden. Zwar wirke dieses moderne Bild von Verkündigung "dynamisch und modern angesichts einer oft abgestandenen, müde gewordenen Christenheit" - aber oftmals wenig verlockend auf Außenstehende: "Wirkt eine derart ekstatische Verkündigung nicht doch eher befremdend? Am Ende werden manche sagen: Jetzt verstehen wir sie gar nicht mehr, die Christen."
Der Kindheit nachlaufen ist kein Fehler
Wie auch viele Menschen ihrer Kindheit hinterherlaufen, so dürfe auch die Kirche sich auf ihre eigene "Kindheit" berufen. "Denn die Kindheit prägt ganz entscheidend das Leben; zwar nicht ausschließlich, aber doch ganz erheblich", so Grothe. Pfingsten würde die Kirche darum immer wieder motivieren und mit Impulsen versehen: "Nicht so sehr wegen der verlorenen Unschuld des Anfangs, sondern wohl eher im Blick auf die dort bereits angelegten Möglichkeiten."
Christen müssten ihren Glauben im Innenraum der Kirche "so überzeugend, glaubwürdig und befreiend leben", dass er auch andere Menschen fasziniere. Hierzu brauche es Gläubige, die durch ihr Leben vom zugewandten, menschenfreundlichen Gott Zeugnis geben, "einfach, weil ihr Herz von ihm entbrannt ist". Dabei bezog sich Grothe ausdrücklich auf Papst Franziskus, der sich spürbar dafür einsetze, dass "Getrenntes verknüpft, Erstarrtes erwärmt, Erhitztes gekühlt und Müdes erfrischt" werde. Auch in der Kirche müssten sich Lernprozesse am Anfang orientieren - weshalb Pfingstlieder auch nie vom Besitz des Heiligen Geistes sprächen, sondern ihn unermüdlich herabriefen.
Credo von Puccini
Musikalisch prägte die "Messa di Gloria" von Giacomo Puccini das Pontifikalamt. Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Benedictus sowie Agnus Dei zeigten die Dramatik der Gemütsbewegungen von menschlicher Leidenschaft, Liebe und Schmerz, Tränen und innerer Freude. Durch die wechselnden Interpreten - Domsingknaben, Männerchor, Tutti-Chor und Solisten - und die orchestrale Begleitung wurde dies deutlich spürbar. Als Schlusschor stimmten die Musiker Mozarts "Veni Sancte Spiritus" an. (hm)
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