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09.03.2015

Nicht warten, sondern sofort etwas tun

Rupert Neudeck ruft zu entschiedenem Engagement für Menschen in Not auf

LIMBURG - Dr. Rupert Neudeck, der Gründer des Friedenskorps Grünhelme e.V., hat dazu aufgefordert, sich entschieden und aktiv für Menschen in Not einzusetzen und die universale Menschenwürde durchzusetzen. "Es ist auch eine Botschaft des Evangeliums und von Jesus Christus: Nicht warten darauf, dass Regierungen etwas tun, nicht warten darauf, dass ein Zuständiger etwas tut, nicht warten darauf, dass diejenigen kommen, die zuständig sind, sondern sofort etwas tun", appellierte Neudeck an mehrere hundert Gottesdienstbesucher am dritten Fastensonntag, 9. März 2015. Seine Fastenpredigt stand unter dem Leitwort "Wir haben einen Traum, wir Christen". Der Liturgie im Limburger Dom stand Domdekan Dr. Günther Geis vor.

Immer eine helfende Hand reichen

Ausgehend vom Gleichnis des barmherzigen Samariters erinnerte der 75-Jährige an den ermordeten amerikanischen Bürgerrechtler und Pastor Martin Luther King. Dessen berühmte Rede müsse man sich als Christ zu eigen machen. "Wir haben einen Traum. Das Menschen nicht unter die Räuber fallen, ohne dass sie eine helfende Hand finden."

Angesichts zahlreicher Krisen - etwa in der Ukraine sowie dem IS-Terror in Syrien und dem Irak - stünden die freien westlichen Gesellschaften besonders in der Pflicht, Hilfe zu leisten. Humanitäre Herausforderungen müssten sowohl in den Krisenländern als auch in Deutschland angegangen werden. "Wir können das auch hier in unserer Gesellschaft tun", sagte Neudeck mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte und der Diskussion um das Kirchenasyl. Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte e.V. wies auch auf das Beispiel von Papst Franziskus hin. "Der Papst hat uns aufgefordert, nicht mehr wegzusehen. Er hat seinen ersten Besuch außerhalb römischer Mauern nicht in New York, nicht in Brüssel, nicht in Paris, nicht in London, nicht in Berlin, nicht in Jerusalem gemacht. Er hat ihn in Lampedusa gemacht. Dort, wo diese Menschen anlanden und hilflos sind, wenn ihnen nicht die helfende Hand eines Christen entgegenkommt."

Gott kennt keine Unterschiede

Ziel des Engagements müsse sein, die universale Menschenwürde aller zu verwirklichen und die Menschen bei der Verteidigung ihrer Rechte zu unterstützen. Davon sei man aber noch weit entfernt. "Wir müssen diesen Menschen sagen, dass sie ein Recht haben auf ein menschenwürdiges Leben, dass sie ein Recht haben auf ein Leben mit einer Zukunft für sich und für ihre Kinder", sagte Neudeck. Weil Gott keine Unterschiede beim Menschen kennt, gebe es keine Möglichkeit zu sagen, "der eine ist wichtiger oder wertvoller wie der andere".

Zugleich rief Neudeck dazu auf, sich aktiv für den Frieden in der Welt einzusetzen. "Den Traum, den uns das Evangelium und Jesus Christus empfohlen hat, ist, dass die Religionen miteinander Frieden machen". Neudeck erinnerte in diesem Kontext an die kleine römische Gemeinde Sant Egidio, die in 1992 durch geduldige Verhandlungen den Bürgerkrieg im ostafrikanischen Mosambik beenden konnten. Dies sei immer wieder machbar. "Es ist möglich, Parteien, Feinde, an einen Tisch zu bringen."

Christen müssen keine Angst haben

Seine Mitchristen ermutigte Neudeck zu konsequenten, angstfreiem Engagement: "Jesus Christus hat uns versprochen, dass wir bei dieser Arbeit keine Angst haben müssen." Die Verheißung Christi "Fürchtet euch nicht" müsse wahr werden. "Jesus Christus will nicht, dass wir Memmen sind, er will nicht, dass wir Feiglinge sind, er will nicht, dass wir den Kopf in den Sand stecken, er will, dass wir ein bisschen mutiger sind bei der Arbeit für Menschen in Not."

Schwester Dr. Dr. h.c. Lea Ackermann - Gründerin der Hilfsorganisation SOLWODI ("Solidarity with Women in Distress", Solidarität mit Frauen in Not) und Trägerin des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland - spricht am vierten Fastensonntag, 15. März. Ihr Thema: "Ohne Gerechtigkeit keinen Frieden". Die Liturgie leitet Domkapitular Gereon Rehberg. Die Kollekte kommt Migrantinnen und deren Kindern zugute.

 

Den Audiomitschnitt der Fastenpredigt finden Sie <link file:36978 fastenpredigt>hier.

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