24.09.2015
Ortsauschüsse als Gremium ernst nehmen
WIESBADEN. ? Im Wiesbadener Westen ist zweieinhalb Jahre nach der Zusammenlegung von acht Kirchorten zur Pfarrei St. Peter und Paul eine erste Bilanz gezogen worden. Die Befragung der Mitglieder der Gremien und Ausschüsse der Pfarrei ergab dabei ein Stimmungsbild, bei dem die positiven Aspekte leicht überwiegen. Einiges an Zündstoff ist zu erkennen, wie zum Beispiel bei der Klage über fehlende Bezugspersonen und „zunehmende Anonymität“. Auf der anderen Seite werden mehr Gemeinsamkeit und bessere Vernetzung ins Feld geführt. Die gesamten Ergebnisse der von Pfarrgemeinderatsmitglied Marcus Krüger unter dem Titel „Dem Willen Gottes auf der Spur“ verantworteten Evaluation wurden jetzt im Rahmen einer Pfarrversammlung in Schierstein vorgestellt.
Mehr Transparenz
Die gute Resonanz auf diese Einladung zeigte, dass der von den Befragten mehrfach geäußerte Wunsch nach mehr Transparenz und verbesserter Kommunikation von vielen Gemeindemitgliedern geteilt wird. Im gut gefüllten Pfarrsaal waren auf dem Podium neben Pfarrer Knud W. Schmitt und Mitgliedern des Pfarrgemeinderates auch Ingeborg Schillai, Präsidentin der Diözesanversammlung, Referenten aus dem Bischöflichen Ordinariat, und Bezirksreferent Thomas Weinert vom Katholischen Stadtbüro vertreten. Außerdem waren auch der neue Wiesbadener Stadtdekan Klaus Nebel und Pfarrer Stephan Gras gekommen und verdeutlichten damit die Bedeutung des Anliegens.
Zufrieden mit Engagement
Dass die Zusammenlegung der einzelnen Kirchorte zu einer großen Pfarrei dem Priestermangel und dem Mangel an pastoralen Mitarbeitern geschuldet ist, davon ist ein Großteil der insgesamt 50 ehrenamtlich Engagierten überzeugt, die sich an der Befragung beteiligt haben. Allerdings sind 30 von ihnen skeptisch beziehungsweise unsicher, ob damit auch das Ziel, eine Bündelung der Gottesdienste und der seelsorgerischen Arbeit, erreicht worden ist. Immerhin ist knapp die Mehrzahl der Mitglieder der Gremien „sehr zufrieden“, wenn sie auf ihr Engagement in den letzten vier Jahren zurück schaut. Knapp die Hälfte von ihnen ist auch bereit, sich in der nächsten Wahlperiode wieder zu engagieren, fast genauso viele sind noch unentschieden.
Ortsausschüsse ernst nehmen
In der Diskussion stand mit der Situation der Kirche vor Ort und der Rolle der Ortsausschüsse ein Thema im Mittelpunkt, das auch im Rahmen der Befragung kritisch betrachtet wird. Es gehe nicht ohne ein Gremien, das Verantwortung für den Kirchort übernehme, sagte Daniel Rick, zuständig für Pastoral in den Bezirken, der in diesem Zusammenhang von der „Praxis Partizipation“ und von „neuen Aufbrüchen“ sprach. Er räumte allerdings ein, dass es an der Aufgabendefinition für die Ortsausschüsse hapere. Dieses Gremium dürfe nicht als Festausschuss angesehen, sondern müsse ernst genommen werden, forderte Marcus Krüger, Als „Bewegung gegen die Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Glauben“ bezeichnete Thomas Weinert die Aktivitäten an den einzelnen Pfarrorten: „Alles, was in den Vororten passiert, trägt zur Lebendigkeit des Glaubens bei.“
Zeugnis abgeben
Vor einer allzu großen Beschäftigung allein mit Strukturen warnte Stadtdekan Nebel, der die Verantwortung aller Gläubigen unterstrich, Zeugnis abzugeben. Um Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, müsse man sich selbst von Gott berühren lassen: „Wir müssen uns vom Glauben wieder erschüttern lassen“, sagte er. (rei)
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