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19.09.2015

Von Gott sprechen und schweigen

Bischof Wanke spricht zum Tag der Orden

LIMBURG. Über 200 Ordensleute und Gäste sind zum Tag der Orden in der Kreuzwoche des Bistums Limburg am Freitag, 18. September, unter dem Motto "Von Gott sprechen-von Gott schweigen?!" zusammengekommen.

"Heute bringt uns das Kreuz zusammen", begrüßte Domkapitular Wolfgang Rösch die Gäste zum morgendlichen Gottesdienst im Limburger Dom. Besonders hieß er die Referenten des Tages, den emeritierten Erfurter Bischof Joachim Wanke sowie den evangelischen Pfarrer Sven-Joachim Haack, willkommen. Nach der Eucharistiefeier kamen die Teilnehmer am Tag der Orden in der Stadthalle zusammen.

Kennen wir Christus?

In seiner Predigt stellte Bischof Wanke die Frage, wann wir einen Menschen wirklich kennen - und wann wir Christus wirklich kennen. Dies sei eine der elementaren Fragen, die sich Getaufte - insbesondere "Berufsgläubige" wie Ordensleute - zu stellen hätten. "Um jemanden wirklich zu kennen, muss man Erfahrungen mit ihm gemacht haben, muss einen Weg mit ihm gegangen sein", so Wanke. Echte Verbundenheit könne nur da entstehen, wo beide Seiten sich öffneten, daher gehöre zum Ordensdasein auch immer, die Nähe Gottes zu suchen: "Der Herr sagte: Wenn ihr mich sucht, werde ich mich finden lassen. Diese Erfahrung hat jeder von uns gemacht."

Er sprach den Orden auch eine "qualitätssichernde" Aufgabe zu: "In dem Sinne, dass in eurer Existenz, eurem Wirken etwas aufleuchte von der Nachfolge des Herr." Mit Blick auf die Herausforderung durch die Flüchtlingsdramatik sei es wichtig, dass es Menschen gebe, die aufmerksam machten auf die Willkommenskultur und darauf dass alle Menschen in Christus eins seien.

Den Gottesdienst gestalteten Ordensleute mit: Das Kyrie untermalten zwei Missionsärztliche Schwestern aus Frankfurt mit einer Kreuz-Pantomime, zur Gabenprozession trug Bruder Elmar Mossbrugger -der Limburger Domküster - das Lampedusa-Kreuz herein. Dieses Kreuz, gefertigt aus den Holzplanken vor Italien gestrandeter Flüchtlingsboote ist das Symbol der diesjährigen Kreuzwoche und des Kreuzfestes. Indische Schwestern brachten nach der Wandlung blumengeschmückte Teller mit Räucherstäbchen und Kerzen vor den Altar - ursprünglich ein Brauchtum aus dem Hinduismus.

Werte des Evangeliums sind allen Menschen nah

Gebannt lauschten die Teilnehmer den Ausführungen Wankes, den der Moderator, Pater Helmut Schlegel OFM, als "profunden Kenner des Neuen Testaments und begeisterten Seelsorger" vorstellte. Seine Sicht auf das Thema "Von Gott sprechen" schilderte Wanke vornehmlich unter dem Eindruck als Bischof in einem Diaspora-Bistum. "Von Gott reden ist - nach christlichem Verständnis - nicht belehrend, ist nicht Indoktrination, sondern eine Aufdeckung der bewussten oder unbewussten Gottesbeziehung", so Wanke. Denn auch die nicht-religiösen Menschen seien offen für die Werte des Evangelium: Solidarität, Selbstlosigkeit, tätige Nächstenliebe.

Dabei könnten Worte nur ein Versuch sein, sich der Sache zu nähern: "Gottesrede von Menschen ist vergleichbar mit dem Versuch von Primaten, sich über die Grundlagen der Mathematik zu verständigen". Dennoch sei es wichtig, die anhaltende Bereitschaft zu haben, sich von Gott finden zu lassen: "Für mich ist die Welt Gottes weder fern noch verworren. Sie ist eine Sache täglicher und stündlicher Erfahrung, wie das Atmen."

Still sein heißt ansprechbar sein

Sven-Joachim Haack, Seelsorger in der Friedrichsdorfer Klinik für Psychiatrie, referierte über die grundsätzliche Schwierigkeit der Rede von Gott: "Die Sprache ist ein festlegender Vorgang". Er bekräftigte dies mit dem Gedicht "Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort" von Rainer Maria Rilke. Stille sei der Weg, dem Wort Gottes Gehör zu schenken. "So still werden, dass das Schweigen zu reden beginnt, dass Dinge hörbar werden, die sonst das Alltagsgetöse unhörbar macht", schilderte er seinen meditativen Weg der Gotteserfahrung.

Am Nachmittag konnten die Ordensleute in einem von neun Workshops verschiedene Wege erfahren, mit Gott ins Gespräch zu kommen - unter anderem in Pantomime, in Gebärdensprache, in Musik, Tanz oder kreativem Schreiben.

Info: Zum Abschluss der Kreuzwoche feiert die Diözese am Sonntag, 20. September, das Kreuzfest auf dem Domberg. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

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