11.07.2015
Weg der Aufarbeitung und Versöhnung geht weiter
WIESBADEN/LIMBURG. Der Weg der Aufarbeitung und der Neuausrichtung der Diözese Limburg stand im Zentrum der gemeinsamen Sitzung des Diözesansynodalrates (DSR) und des ehemaligen Priesterrates am Samstag, 11. Juli, im Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod.
Weihbischof Manfred Grothe, der Apostolische Administrator im Bistum Limburg, stellte den Mandatsträgern die Auswertung der Gesprächsangebote mit Haupt- und Ehrenamtlichen vor. "Die Ergebnisse ermahnen uns zu einer Leitungskultur, die den umsichtigen Umgang miteinander fordert und fördert", sagte Weihbischof Manfred Grothe. Dies soll zur Richtschnur auf dem Weg der Versöhnung dienen. Aus den Begegnungen, aus den seelsorglichen Telefongesprächen im Rahmen der Gesprächsinitiative, aber auch den Erkenntnissen anderer Arbeitsgruppen, konnten Handlungsfelder herauskristallisiert werden, an denen weiter gearbeitet werden wird. "Konkrete Anregungen sind unter anderem die Forderung nach verlässlicher, ordnungsgemäßer Beteiligung der diözesanen Gremien, der Wunsch nach mehr struktureller Transparenz in organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Fragen, nach einer offenen Kommunikation innerhalb und außerhalb des Bistums sowie nach einer verstärkten Personalförderung. Eine noch zu lösende Aufgabe wird im Umgang mit den Fragen eines Strafprozesses und des Problems der Schadensfeststellung sowie der Wiedergutmachung gesehen: "Wir können diese Fragen nur im Zusammenwirken mit den verschiedenen vatikanischen Kongregationen klären. Diese Klärung ist noch nicht abgeschlossen", erklärte Grothe und bat um Verständnis. Die Gespräche und Begegnungen waren Teil der Initiativen, die nach Einsetzung des Apostolischen Administrators von der Bistumsleitung zur Aufarbeitung und Versöhnung angestoßen wurden und ab April 2014 geführt wurden.
Bericht der AG Dialog und Beteiligung
Intensiv befasst mit dem Weg der Aufarbeitung hat sich auch die AG Dialog und Beteiligung, die im Herbst 2013 auf Empfehlung des DSR eingerichtet worden war. In der Sitzung stellte die AG ihren Bericht vor, der der Bistumsleitung viele Anknüpfungspunkte für das Weitergehen des eingeschlagenen Weges gibt. Die AG konstatiert in einem Bericht eine grundlegende Veränderung der Atmosphäre in der Diözese. Vertrauen sei gewachsen, müsse aber noch vielmehr auf breiter Basis erfahren werden. Es müsse noch mehr erlebt werden, dass Zusagen von der Bistumsleitung eingelöst werden und es einen echten Neuanfang im Bistum geben kann.
Grothe dankte den Mitgliedern der Arbeitsgruppe für die Beratungen und den Bericht. "Es sind viele Anknüpfungspunkte festzumachen, die sich in den Gesprächen und Beratungen der kurialen und synodalen Gremien Beachtung wiederfinden müssen", so Grothe. Der Weg der Aufarbeitung und Neuausrichtung des Bistums Limburg müsse weiter gehen. "Ich danke allen, die den Prozess der Aufarbeitung und Versöhnung in der Diözese mit Engagement in und außerhalb der Gremien unserer Gemeinde begleiten", sagte Weihbischof Grothe.
Perspektive: Prozess der Kirchenentwicklung im Bistum Limburg
Der DSR hat sich auch mit einem Prozess der "Kirchenentwicklung im Bistum Limburg" befasst. Der Apostolische Administrator hatte darum gebeten, sich mit diesen wichtigen Fragen zu beschäftigen und warf in seinen einleitenden Worten einen Blick auf die Veränderungen der kirchlichen und gesellschaftlichen Realität. Neue Wege und ein wirklicher Paradigmenwechseln seien hier notwendig. Diese Auffassung teilte auch das Gremium. Es hat dem Apostolischen Administrator empfohlen einen partizipativ angelegten Gesamtprozess zur Kirchenentwicklung im Bistum Limburg anzustoßen, in dem es zentrale und dezentrale Elemente geben soll. Ausgehend von einer Pastoralwerkstatt, die für Anfang des kommenden Jahres geplant werden soll, sollen Erfahrungen der Lokalen Kirchenentwicklung in einem dezentral angelegten Gesamtprozess gemacht werden. Und zwar durch Pfarreien und Pastorale Räumen, die sich ausgehend vom Evangelium auf den Weg einer Weiterentwicklung kirchlichen Lebens angesichts der heutigen Lebenswirklichkeit machen wollen.
Bereits die Vorbereitung des Prozesses soll partizipativ gestaltet werden, empfiehlt der DSR. Aus Personen, die von den verschiedenen kurialen und synodalen Gremien vorgeschlagen werden, soll eine sogenannte "Perspektivgruppe" gegründet werden. Sie soll möglichst breit aufgestellt sein und den Prozess vorbereiten und dauerhaft begleiten. Der DSR empfiehlt zudem eine pastoraltheologisch und systemisch Begleitung von außen. Der gesamte Prozess wird über mehrere Jahre andauern und soll auch Erfahrungen der Weltkirche mit einbinden. Bei seiner Planung soll eine Zäsur mitgedacht werden, die es einem neuen Bischof erlaubt, sich in den Prozess hineinzugeben. Ein solcher Prozess wird auch als eine spirituelle Herausforderung gesehen, der sich das Bistum zu stellen habe, da neue Wege gefunden werden müssen, um das Evangelium in der heutigen Zeit zu verkünden.
Ein Votum, dass es einen solchen Prozess der "Kirchenentwicklung im Bistum Limburg" geben soll, hatten auch im Vorfeld der Sitzung die Dezernenten- und die Plenarkonferenz sowie der ehemalige Priesterrat abgegeben. (StS)