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18.07.2015

Wie sich Flucht anfühlt

Missio-Truck ist im Bistum Limburg unterwegs

OBERURSEL. - Mit dem Frieden kann es schlagartig vorbei sein und dann hilft nur noch Flucht, um das nackte Leben zu retten. Etwas von dieser Erfahrung will der Missio-Truck vermitteln, der am Samstag, 18. Juli, mit einer Station auf dem Oberurseler Rathausplatz seine knapp einwöchige Tour durch das Bistum Limburg begonnen hat. Ein paar Schritte vom samstäglichen Markttreiben in der Fußgängerzone entfernt, können die Passanten hier in eine ferne Welt eintauchen. Wer den Bus betritt, findet sich ebenfalls auf einem Markt wieder, im östlichen Teil des bürgerkriegsgeplagten Kongos. Da liegen Kürbisse, Sternfrucht und Nüsse, bunt leuchten die landestypischen Gewürze.

Pack dein Leben zusammen

Alles scheint friedlich, doch plötzlich geraten die Besucher, die zu Beginn in die Rolle junger Einheimischer vor Ort schlüpfen, in eine äußerst bedrohliche Situation. Sie sind in eine kleine Kirche geflüchtet, draußen vor dem Fenster sind Rebellen zu sehen, die in das Dorf eingefallen sind und wild um sich schießen. "Alle müssen weg von hier", drängt der Gemeindemitarbeiter zur Eile. "Pack dein Leben zusammen" ist die zweite Station des Multimedia-Busses anschaulich überschrieben. Per QR-Code eingeloggt, erscheinen auf dem Bildschirm Anweisungen. Ganz schön schwierig, unter Zeitdruck auszuwählen, was mitgenommen werden kann auf der überstürzten Flucht: das Adressbuch, Zeugnisse, Essensvorräte?

Millionen Menschen auf der Flucht

Bedrückende Enge wartet auf die Flüchtenden im nächsten Raum, der eindrücklich die Weiterreise auf einem heillos überfüllten Lastwagen suggeriert. Ziel ist Nairobi, doch dort warten auf die Neuankömmlinge viele weitere Probleme. Und willkommen sind die Fremden hier auch nicht. Wie soll es für sie weitergehen, wie finden sie Arbeit und Anschluss? Und wie, so die Frage an der letzten Station, sieht die Situation der Flüchtlinge in Deutschland aus. Eine bestürzende Zahl fällt ins Auge: Weltweit sind 51,2 Millionen Menschen im Jahr 2013 auf der ganzen Welt gewaltsam vertrieben worden.

Handysammelaktion

Und was ist mit dir? Und was machst du? - Mit diesen zwei Fragen sehen sich die Besucher des Trucks ganz zum Schluss angesichts ihres eigenen Spiegelbildes konfrontiert. Zumindest eine Antwort darauf liefert in Oberursel der Eine-Welt-Verein, der zusammen mit der Pfarrei St. Ursula den Missio-Truck eingeladen hat und an einem eigenen Stand über die Herstellungsbedingungen für Handys und IT Produkte informiert und Tipps zum verantwortlichen Umgang damit gibt. Viele der Rohstoffe dafür werden in Entwicklungsländern, gerade auch im Kongo, unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut. Vorstandsmitglied Elisabeth Bentrup freut sich über die gute Resonanz auf die damit verbundene Handysammelaktion: "Die rund 50 Handys, die wir seit Mai erhalten haben, werden jetzt recycelt." Weiterhin können Handys im Eine Welt-Laden in Oberursel oder bei der Kirchengemeinde abgegeben werden. (rei)

Der Missio-Bus ist am 19. Und 20. Juli auf dem Kellereiplatz in Hofheim, am 21. Juli an der Bischof-Neumann-Schule in Königstein, am 22. Juli an der Fürst-Johann-Ludwig-Schule, Hadamar, und am 23. Juli an der Carl-Kellner-Schule, Braunfels und Pfarrei St. Anna, Braunfels.

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