08.04.2019
Ins Gespräch kommen
Eine Premiere: Drei ehemalige Seminaristen aus Eritrea, Kibrom, Tesfay und Filimon, waren zu Gast bei den Pallottinern in Limburg. Im Missionshaus der Pallottiner haben sie sich mit Medhanie Uqbamichael Yohanes, dem ersten Priester des Geez-Ritus, der im November 2017 in Frankfurt geweiht wurde, getroffen. Pater Norbert Possmann SAC, Referent für die Priester der Weltkirche in der Diözese Limburg, leitete das Treffen. Alle drei hatten den Sprachkurs für Priester der Weltkirche besucht.
Eingeladen hatte die Diözese, um mit den jungen Leuten ins Gespräch zu kommen, wie ihr Weg nach Deutschland war, wie es ihnen geht, was sie zurzeit machen und um sie über Zugangswege zum Priesteramt in Deutschland zu informieren. Dazu gab es ein Gespräch im Priesterseminar mit Regens Dr. Christof May. Er informierte sie über das Studium in St. Georgen in Frankfurt und die Studienmöglichkeiten im Priesterseminar in Lantershofen in der Diözese Trier.
Pater Possmann gab Einblicke in die Geschichte und Struktur der katholischen Kirche in Deutschland, in das bunte, belebende Miteinander in den Teams in den Pfarreien von pastoralen Mitarbeitern, Diakonen und Priestern, in die Herausforderungen der Seelsorge heute und was das heißt, wenn von „Kirchenentwicklung“ gesprochen wird. Für diese vier Männer aus Eritrea gehe Kirchenentwicklung ganz einfach: „Wir leben gemeinsam unseren Glauben. Froh darüber, frei zu sein. Glücklich darüber, zu dieser Kirche gehören zu dürfen. Dankbar, dass Gott mit uns unterwegs ist.“
Vom weiten Weg zu Fuß durch den Sudan
Auch ihre Flucht aus Eritrea und ihren Weg nach Europa war Thema: Sie erzählten von der Bedrohung durch die Diktatur in Eritrea, von dem weiten Weg zu Fuß durch den Sudan, davon, wie hart sie arbeiten mussten, um Geld für die Überfahrt zu haben, und von der Überfahrt im Boot nach Europa - immer bedroht durch den Tod. Dabei habe der Glaube an Gott und das Vertrauen auf ihn stark gemacht.
Die drei ehemaligen Seminaristen gehen zurzeit in die Schule, besuchen Sprachkurse, arbeiten in Pizzerien als 450-Euro-Kraft oder bei einer Fast-Food-Kette. Nebenbei sind sie als Missionare mitten unter ihren Landsleuten aktiv. Sie wirken mit in den Gemeinden, organisieren Treffen ihrer Landsleute zu Gebet und Gesang z.B. in St. Peter in Heppenheim an der Bergstraße und gestalten mit großer Freude die Liturgie in den eritreischen Gemeinden in Frankfurt und Mönchengladbach. Gleichzeitig sind sie auch oft im Gottesdienst der deutschen Gemeinde und erleben dort, dass sie werktags „die jüngsten in der Messe sind und angeschaut werden, als ob sie von einem anderen Stern kämen.“
„Ein spannendes Treffen“, resümiert Pater Possmann, „das neu bewusst machte, wie bunt inzwischen unsere Kirche in Deutschland ist, wie vielfältig und lebendig“.