Suchwort eingeben

FREIBURG/LIMBURG, 03.05.2019

„Zahlen fordern uns heraus“

Das Bistum Limburg hat sich zur bundesweiten Studie zur Mitgliederentwicklung der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland geäußert.

Der Bischof von Limburg, Dr. Georg Bätzing, hat sich zu der heute veröffentlichten Studie der Freiburger Wissenschaftler „Langfristige Projektion der Kirchenmitglieder und des Kirchensteueraufkommens in Deutschland“ geäußert, wonach sich im Jahr 2060 die Zahl der Mitglieder der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland halbiert haben werde. „Die Zahlen fordern uns als Bistum heraus, realistisch auf unsere Zeit zu blicken und eine entschiedene Antwort auf die Erfahrungen der Menschen von Entfremdung, Enttäuschung und Empörung zu geben. Wir haben als Kirche vielfach den Kontakt zu Menschen und zu deren Lebensrealitäten verloren. Menschen sanktionieren Kirche heute aber auch häufiger als früher durch einen Austritt und setzen damit ein Zeichen, dass sie mit Grundlinien oder Einzelentscheidungen nicht einverstanden sind. Diesem Trend etwas entgegen zu setzen, ist nicht einfach“, erklärt Bätzing. „Am ehesten gelinge es noch durch einen persönlichen Kontakt zu den Menschen.“

Christen seien aufgerufen, sich auf die Botschaft Jesu zu besinnen und aktiv missionarische Wege zu gehen. „Das Evangelium berichtet vom Wachstum des Glaubens und der Ausbreitung des Christentums. Diese Erfahrungen können Christen auch heute machen – beispielsweise im Kleinen oder auch abseits der gewachsenen Strukturen der Volkskirche. Wir brauchen Gottvertrauen und dürfen uns sicher sein, dass Gott seine Kirche tragen wird.“  

Den Berechnungen zufolge werden die Mitgliederzahlen beider Kirchen bis 2060 von 44 Millionen auf 22,7 Millionen Mitglieder zurückgehen. Im Bistum Limburg sehen die Prognosen im Jahr 2060 297.502 Mitglieder voraus, ausgehend von 623.956 (Jahr 2017). Das entspricht einem erwarteten Rückgang von etwa 52 Prozent in den kommenden gut vierzig Jahren. Damit einher geht auch eine erwartete Reduzierung der Kirchensteuereinnahmen. Bis zum Jahr 2035 muss mit einem Rückgang des realen Kirchensteueraufkommens um 31 Prozent und bis zum Jahr 2060 um 60 Prozent gerechnet werden.

Vorbereitet auf geringere Ressourcen

Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen im Kern Annahmen, die das Bistum Limburg zuletzt im Dezember 2013 aus einer ebenfalls durch das Forschungszentrum Generationenverträge erstellten langfristigen Projektion der Katholikenpopulation und des Kirchensteueraufkommens abgeleitet hat. „Die Kirchensteuer ist und bleibt auf lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle der Kirche. Es gibt keine ernsthafte Alternative zur Kirchensteuer, die eine gute, gerechte und planbare Finanzierung ermöglicht. Im Bistum Limburg haben wir uns bereits über einen sehr langen Zeitraum auf stagnierende und künftig geringere Ressourcen vorbereitet“, erläutert Gordon Sobbeck, Finanzdezernent des Bistums Limburg. „Wie auch in zahlreichen anderen Diözesen erfolgt mit dem Prozess der Kirchenentwicklung einerseits eine inhaltliche Profilierung der pastoralen Arbeit. Andererseits ist ein nachhaltiger Umgang mit den finanziellen Mitteln Leitlinie. Dies betrifft in erster Linie die große Verantwortung im Umgang mit dem Personal sowie der Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Gebäude. Das erfordert sparsames Wirtschaften, die Priorisierung von Aufgaben und letzten Endes auch die Bereitschaft, bisherige inhaltliche Angebote und Aufgaben von Kirche auf den Prüfstand zu stellen.“ Zuletzt im Jahresbericht 2017 wurden die erwarteten Entwicklungen und daraus abgeleitete Maßnahmen der wirtschaftlichen Vorsorge dargestellt.

Die Studie 

Das Forschungszentrum Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg hat eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die katholische und evangelische Kirche in Deutschland erstellt. Für die 20 evangelischen Landeskirchen und die 27 (Erz-)Bistümer der katholischen Kirche wurde ermittelt, wie sich Kirchenmitgliederzahlen und Kirchensteueraufkommen bis 2060 entwickeln werden, wenn das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten der vergangenen Jahre auch für die Zukunft repräsentativ ist. Die von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegebene Arbeit sieht aber auch Optionen zum Gegensteuern. So böten sich der Studie zufolge bei der Taufe und bei den aktuell überproportional hohen Austrittszahlen der 20 bis 35 Jahre alten Mitglieder wichtige Ansatzpunkte für die Kirchen.

Zum Anfang der Seite springen