„Halte Deine Träume fest“
Im Rahmen der Interkulturellen Woche haben die Intensivklassen der Theodor-Heuss-Schule (THS) am Freitag, 1. Oktober, eine Kunstausstellung zum Thema „Halte Deine Träume fest“ eröffnet. Gezeigt werden Bilder der Schülerinnen und Schüler, die in den vergangenen drei Wochen gemeinsam mit der Elzer Maltherapeutin und Künstlerin Helga Werner entstanden sind. Noch bis Samstag, 9. Oktober, sind die Kunstwerke im Foyer der Limburger WERKStadt zu sehen.
„Wenn viele kleine und große Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann können wir das Gesicht der Welt verändern und es entstehen wunderbare Kunstwerke, die vom Leben erzählen“, sagte Martina Dehm bei der Eröffnung der Ausstellung. Dehm ist eine der vier Intensivklassenlehrerinnen an der THS. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Eva Dietrich, Rebecca Haupt und Odeta Weser hatte sie das „Malprojekt – buntes Atelier“ ins Leben gerufen. Eröffnet wurde die Ausstellung durch die Schülerinnen und Schüler selbst, die gemeinsam die Lieder „Frieden für mich, Frieden für Dich, Frieden für alle Menschen dieser Welt“ und „Wenn Du glücklich bist, dann klatsche in die Hand“ sangen.
Erinnern an die Abschiebung der syrischen Familie Zarzory
Hintergrund des Projektes ist das Schicksal der Familie Zarzory aus Frickhofen, auf das die Ausstellung aufmerksam machen möchte: Die aus Syrien stammende Familie ist im Juli dieses Jahres nach Madrid abgeschoben worden, da Spanien vor mehr als vier Jahren das Erstankunftsland der Familie war. Die vier Kinder der Familie waren Schülerinnen und Schüler der Theodor-Heuss-Schule. „Eigentlich wären wir noch vier Schüler mehr“, erklärte Schulleiter Stefan Reitz bei der Ausstellungseröffnung. An der Schule habe es eine große Betroffenheit über die Abschiebung gegeben und bis heute stehe die Schule in Kontakt mit der Familie, so Reitz.
Da der Vater der Familie, Abdalkarim Zarzory, selbst Künstler ist und während seiner Zeit in Deutschland viele Bilder gemalt hat, entstand bei den THS-Intensivklassenlehrerinnen die Idee, ein Malprojekt zu organisieren. Im September starteten sie mit den Schülerinnen und Schülern der vier Intensivklassen das „Malprojekt – buntes Atelier“. Unter der Anleitung der Maltherapeutin Helga Werner malten 45 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren aus 19 verschiedenen Herkunftsländern Bilder, die jetzt zusammen mit den Werken von Abdalkarim Zarzory in der WERKStadt gezeigt werden.
Woran hängt mein Herz?
Ziel des Projektes war es, dass die Kinder und Jugendlichen sich ihrer Selbst- und Fremdwahrnehmung bewusst werden, lernen, mit starken Gefühlen umzugehen und in ihrer Persönlichkeit gestärkt werden. Im Mittelpunkt standen dabei Fragestellungen wie „Woran hängt mein Herz?“ und „Was ist mir lieb und wichtig?“. Entstanden sind vielfältige Kunstwerke: Eine Collage bunter Handabdrücke gibt es ebenso zusehen, wie Wimpelketten, Puzzleteile, die ineinandergreifen und Segelboote – im Sonnenschein, aber auch bei Sturm.
Statement für ein Zusammenleben in Vielfalt
Den Termin für die Ausstellungseröffnung habe man ganz bewusst gewählt, erläuterte Martina Dehm: „Der Freitag der Interkulturellen Woche ist der Tag der Flüchtlinge. Und das Motto der Woche lautet in diesem Jahr #offengeht.“ Offen zu sein, Neues zu lernen und sich immer wieder neu einzubringen, sei ein wichtiges Statement für eine offene Gesellschaft und ein gutes und friedvolles Zusammenleben in Vielfalt, so Dehm weiter. Sie bedankte sich ganz besonders bei den Schülerinnen und Schülern „Ihr seid die wichtigsten, weil ihr die ganzen Bilder gemalt habt und das verdient einen großen Applaus“; aber auch bei Helga Werner, die die Kinder und Jugendlichen mit „ganz viel Engagement, mit Herz, Geduld und großem Einsatz“ in den drei Wochen des Projektes begleitet habe.
Bürgermeister Dr. Marius Hahn bedankte sich ebenfalls bei den Schülerinnen und Schülern für ihre Werke und die Ausstellung. „Ihr habt Eure Träume dargestellt und das sind ganz wunderschöne, tolle Bilder geworden, die viele Emotionen zeigen“, sagte Hahn. Er ermutigte die Kinder und Jugendlichen auch weiterhin an ihren Träumen festzuhalten. Träume seien oft mit Hoffnungen verbunden, erklärte Hahn und äußerte selbst die Hoffnung, dass die Familie Zarzory bald ihre Anerkennung erhalte und dann wieder nach Deutschland reisen könne.
Unterstützt wurde das Projekt vom Bistum Limburg. Die Jugendkirche Crossover stellte den Kindern und Jugendlichen zum Malen der Bilder die Räume des Cafés Jugendstil zur Verfügung. Das Referat Weltkirche förderte das Projekt finanziell.
Erfolgreiche schulische und soziale Integration: Die Intensivklassen der THS
Die Intensivklassen an der THS bieten jungen Zuwandererinnen und Zuwanderern die Möglichkeit, durch das Erlernen guter Deutschkenntnisse ihre Chancen einer erfolgreichen schulischen und sozialen Integration steigern zu können. Zu Beginn des Schuljahres 2009/2010 wurde an der THS erstmals eine Intensivklasse (Deutsch als Zweitsprache) für die Grund- und Sekundarstufe für den gesamten Raum Limburg-Weilburg eingerichtet. In speziellen Lerngruppen werden Kinder und Jugendliche dort unterrichtet, die in einer Regelklasse wegen fehlender Deutschkenntnisse nicht ausreichend gefördert werden können. Diese Lerngruppen dienen dem intensiven und systematischen Erwerb der deutschen Sprache als Unterrichtssprache und haben das Ziel, den Wechsel in eine Regelklasse vorzubereiten. Im Schuljahr 2013/2014 wurde eine weitere Intensivklasse ins Leben gerufen. Mittlerweile ist die Theodor-Heuss-Schule Standort von zwei Intensivklassen in der Sekundarstufe und einer Intensivklasse in der Grundschule.
Hintergrund zur Interkulturellen Woche
Die diesjährige Interkulturelle Woche steht unter dem Motto #offengeht. Sie wurde am Sonntag, 26. September, mit einem ökumenischen Gottesdienst in Rostock eröffnet und endet am Sonntag, 3. Oktober. Der Tag des Flüchtlings ist Teil der Interkulturellen Woche, einer bundesweiten Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie wird von Kirchen und Religionsgemeinschaften, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Integrationsbeiräten und -beauftragten und Migrantenorganisationen unterstützt und mitgetragen. In mehr als 500 Städten und Gemeinden werden rund 5.000 Veranstaltungen durchgeführt.