Nicht einigeln, sondern Türen öffnen
Nach Auffassung von Bischof Dr. Georg Bätzing steht die Kirche an einem entscheidenden Wendepunkt. „Viele nehmen das wahr. Viel zu viele haben in den vergangenen Jahren und Monaten aus Enttäuschung, Empörung und Wut ihre Kirchenmitgliedschaft aufgekündigt und sind ausgetreten“, sagte der Limburger Bischof in seiner Predigt an Pfingstsonntag, 9. Juni, im Hohen Dom zu Limburg.
Für eine gemeinsame Vergewisserung
Es gebe jedoch auch viele, die blieben und die eine gute Zukunft in der Kirche mitgestalten wollen. Sie erwarteten jedoch, dass Fragen miteinander verbindlich angegangen und geklärt würden, die seit langem auf der Agenda stehen. „Solche zur Geschlechtergerechtigkeit und zur Teilhabe an Entscheidungen, solche zum Dienst und zur Lebensform der Priester, solche zu einer sinnvollen Verteilung und Kontrolle von Macht in der Kirche. Und solche, die den tiefen Graben beschreiben, der zwischen der kirchlichen Lehre und den persönlich erlebten Herausforderungen von Sexualität und menschlichen Beziehungen klafft“, so Bätzing. Eine so tiefgehende Zäsur fordere von allen Einsichtigen „eine Klausur als Zumutung“. Dabei dürfe es nicht darum gehen, dass sich die Kirche noch weiter einigle in eine Sonderwelt, die kaum mehr verstanden und mitgetragen werden, sondern darum, sich miteinander zu vergewissern und die Türen aufzustoßen, damit die Botschaft von der Freude und der Freiheit des Glaubens Menschen wieder erreiche.
Die schleichende Spaltung überwinden
Bischof Bätzing stellte sich ganz klar hinter den synodalen Weg, den die deutschen Bischöfe beschlossen haben und der Antworten auf die Fragen der Zeit bringen soll. „Dieser synodale Weg in der Kirche soll zu größeren Einheit in der Kirche und zum Hören auf Gottes Willen für unsere Zeit führen. Denn beides ist ja bereits gefährdet und verletzt“, sagte der Bischof. Seit Jahrzehnten breite sich schleichend Spaltung aus zwischen denen, die in der Kirche bleiben und den vielen, die stumm oder lautstark ihre Kirchenbindung aufgegeben haben. Unter denen, die blieben, seien viele, die die kirchliche Weisung ignorierten oder ausblendeten. „Ich verspreche mir viel vom gemeinsamen Gehen, Hören, Suchen, Sich-Verständigen und Antworten von Laien und Amtsträgern in der Kirche“, so Bätzing.
Katholische Kirche bleiben und auf Zeitgenossen zugehen
Beim synodalen Weg gehe es um sehr viel. Es gehe darum, ob die Kirche auf Dauer zu einer „kleinen Sekte der Beharrlichen und Beharrenden werden oder weiter katholische Kirche bleiben will und mit Elan und missionarischem Eifer auf unsere Zeitgenossen zugehen“.
Wie an Pfingsten müssten dabei zwei Kräfte miteinander ins Spiel gebracht werden. Der Glaube und die Lebenserfahrung, die zum heiligen Volk Gottes gehöre und Gott, dessen Verheißungen nicht trügen und der durch seinen Heiligen Geist immer wieder und auch heute Wunder vollbringe.