Abschied ohne Nachruf
Bischof em. Dr. Franz Kamphaus ist am Dienstag, 5. November 2024, im Hohen Dom zu Limburg beigesetzt worden. Der charismatische Altbischof, der am 28. Oktober im Alter von 92 Jahren verstorben war, fand seine letzte Ruhe in der Gruft im westlichen Querhaus der Bischofskirche. Zu den Trauerfeierlichkeiten kamen mehrere hundert Menschen, darunter zahlreiche Bischöfe, Weggefährten, Verwandte, Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie viele Gläubige aus dem gesamten Bistum. Das Pontifikalrequiem für den Verstorbenen, das von tiefer Dankbarkeit für das Wirken von Kamphaus geprägt war, feierte Bischof Dr. Georg Bätzing.
Keine Würdigung, sondern Verkündigung
Keine Würdigung, sondern Verkündigung sollte die Predigt im Gottesdienst sein. So hatte es Bischof Kamphaus mit Blick auf seine Beisetzung zu Lebzeiten verfügt. Nicht Nachruf, sondern eine Voranzeige, Hoffnung auf das ewige Leben! Bischof Georg Bätzing blickte auf die „Voranzeige des kommenden ewigen Lebens“, die Kamphaus für sich selbst und als Botschaft für alle Gläubigen verstanden wissen wollte. „Loslassen“ sei dabei ein zentraler Gedanke, der auch das Leben und die Spiritualität des Verstorbenen geprägt habe. Jesus Christus sei Vorbild im Loslassen und habe mit seiner Menschwerdung die Grundrichtung christlichen Handelns vorgegeben. „Raushalten aus schwierigen Fragen und möglicherweise kompromittierenden Zuständen ist uns nicht gestattet“, sagte Bätzing. Er zitierte einen Buchtitel von Kamphaus: „Mach´s wie Gott – werde Mensch!“ und blickte auf den Auftrag, der sich daraus ergebe. „Wenn wir untereinander so gesinnt sein wollen, wie es dem Leben in Christus entspricht, dann bedeutet das: hinein und hinunter in all die Verhältnisse, die Menschen belasten, bedrücken, ihnen die Luft zum Atmen und das Nötigste zum Überleben rauben“, so der Bischof von Limburg. Die Kirche habe hier noch viel zu lernen und auch Christinnen und Christen dürften keine Sonderwelt bilden, da sie sonst ihren Auftrag verfehlten. Vielleicht stecke auch in den vielen Krisen der Welt, die heute herrschten, die Chance zu einer Standortbestimmung näher bei den Menschen.
Sterben und Tod verlieren ihren Schrecken
„Loslassen lernen, bevor wir lassen müssen. Das könnte jetzt schon ein Stück Seligkeit bedeuten. Schwäche kann aus gläubiger Sicht in echte Stärke umgemünzt werden, wie es sich oft schon gezeigt hat. Sogar Sterben und Tod verlieren ihren Schrecken, wenn sie am Ende nur ein letzter Schritt sind, damit uns nichts mehr von Gott trennt“, sagte Bätzing. Bischof Kamphaus habe sich im Loslassen geübt. Er sei sich sicher gewesen, erwartet zu werden. Das sei seine Hoffnung gewesen und darauf sei er zugegangen. Kamphaus habe sich bewusst in die Nachfolge Jesu gestellt und sei von Kind auf bis ins hohe Alter fasziniert von ihm gewesen. Jetzt werde ihn der barmherzige Gott in seine Arme schließen und ihm zurufen: „Komm, Franz, mein treuer Freund!“
Ein Mann des Wortes
Bischof Bätzing blickte auch auf das Leitwort „Evangelizare pauperibus – den Armen die Frohe Botschaft verkünden“, das sich Franz Kamphaus für seinen Bischofsdienst gewählt hatte. Bereits in dem Leitwort drücke sich die Ausrichtung seines Wirkens aus. Bischof Kamphaus sei ein Mann des Wortes gewesen. Er habe auf das Wort Gottes gehört, sich davon inspirieren lassen und es dann verkündet. Wenn Kamphaus zur Predigt aufstand, dann habe man klare Worte und tiefe Einsichten erwarten können. „Mit seinem Charisma hat er nie gegeizt. Denn es geht ja wahrhaftig um viel. Unser Zeugnis in Worten und Taten ist die Weise, wie Jesus bis heute Menschen erreichen will, um ihre Herzen zu erneuern“, so Bätzing. Gott mache den Menschen immer sein Angebot, für sie da zu sein. Jesus Christus befreie. Sein Zeichen sei das Kreuz. „Hier in Limburg lassen wir uns jedes Jahr beim Kreuzfest daran erinnern. Mehr und Größeres als das Kreuz, Zeichen des demütigen Herrn, der unsere Not teilt, und Zeichen des in Herrlichkeit Auferstandenen, der uns vorangeht, mehr und Größeres haben wir nicht zu geben“, sagte der Bischof. Im Kreuz sei Heil, im Kreuz sei Leben, im Kreuz sei Hoffnung. „Das ist die Voranzeige des kommenden ewigen Lebens. Du, lieber Bischof Franz, darfst es nun kosten. Das ist dein Lohn“, so Bätzing.
Große Anteilnahme
Vor dem Requiem verlas Domdekan Dr. Wolfgang Pax ein Beileidsschreiben von Pietro Kardinal Parolin, dem Staatssekretär des Heiligen Vaters, das er im Namen von Papst Franziskus an Bischof Bätzing gerichtet hatte. Darin wird Kamphaus als Bischof gewürdigt, der sein Amt als charismatischer Verkünder der Frohen Botschaft, als engagierter Seelsorger und als demütiger, bescheidener Freund der Armen und Benachteiligten ausgeübt habe. Die Konzelebranten des Requiems waren Weihbischof Dr. Thomas Löhr (Limburg), Weihbischof em. Manfred Grothe (Paderborn), der im Bistum Limburg als Apostolischer Administrator wirkte, Bischof em. Cornelius Forten Esua aus Kamerun sowie Domdekan Dr. Wolfgang Pax und Pfarrer Benedikt Wach, der Sprecher des Limburger Priesterrates.
Der Tod von Altbischof Kamphaus führte bundesweit zu großer Anteilnahme. Das zeigte sich auch in der großen Trauergemeinde. Zu den Gästen gehörten die Bischöfe Genn (Münster), Timmerevers (Dresden), Wiesemann (Speyer), Meier (Osnabrück), Kohlgraf (Mainz), Overbeck (Essen) und Jung (Würzburg), die emeritierten Bischöfe Thissen (Hamburg), Nowak (Magdeburg), Bode (Osnabrück) sowie die Weihbischöfe Schwaderlapp (Köln) und Peters (Trier). Zudem nahmen die emeritierten Weihbischöfe Gebert (Trier), Schwerdtfeger (Hildesheim) und Berenbrinker (Paderborn), Generalvikar em. Stanke (Fulda) sowie die Domkapitulare Rudloff (Magdeburg) und Hübenthal (Erfurt) teil. Kirchenpräsident Dr. Volker Jung (EKHN) gehörte genauso zu den Gästen wie Superintendent Dr. Hartmut Sitzler (Evangelische Kirche im Rheinland).
Aus der Politik nahmen Hessens Kultusminister Armin Schwarz, Landtagsabgeordnete aus Hessen und Rheinland-Pfalz sowie der Landrat des Landkreises Limburg-Weilburg, Michael Köberle, teil. Der Bürgermeister von Limburg, Dr. Marius Hahn und sein Vorgänger im Amt Dr. Martin Richard erwiesen Kamphaus ebenso die letzte Ehre.
Das Pontifikalrequiem wurde live auf den Domplatz, in die Stadtkirche und im Internet übertragen. In den Partnerbistümern der Diözese Limburg wurden Requien für Bischof Kamphaus gefeiert. Im Bistum Kumbo in Kamerun sogar zeitgleich.
Hintergrund Bischof em. Dr. Franz Kamphaus:
Bischof em. Dr. Franz Kamphaus war am Montagmorgen, 28. Oktober, im Alter von 92 Jahren gestorben. Der 1932 in Lüdinghausen im Münsterland als jüngstes von fünf Kindern einer Bauernfamilie geborene Theologe war von 1982 bis 2007 Bischof von Limburg. Am 3. Mai 1982 ernannte Papst Johannes Paul II. Kamphaus zum Bischof. Die Bischofsweihe empfing er daraufhin am 13. Juni 1982 im Limburger Dom. Das Bischofsamt bekleidete Kamphaus 25 Jahre bis zu seinem 75. Geburtstag am 2. Februar 2007. Seinen Ruhestand verbrachte der emeritierte Bischof im Sankt Vincenzstift im Rüdesheimer Ortsteil Aulhausen, einer kirchlichen Einrichtung, in der er mit Menschen mit Behinderung lebte.
Hintergrund Bischofsgruft:
Unterhalb der Bischofskapelle im Limburger Dom im westlichen Querhaus befindet sich ein 1913 angelegter, unterirdischer Raum. Er ist von einer schweren Bronzeplatte bedeckt. Die Gruft dient als Ruhestätte für die verstorbenen Bischöfe des Bistums Limburg. Zum Schutz vor Feuchtigkeit sind die Verstorbenen in Metallsärgen bestattet. In der Gruft gibt es neun Plätze, von denen mit Kamphaus sieben belegt sind. Beigesetzt sind dort die Bischöfe Peter Joseph Blum, Karl Klein, Dominicus Willi, Augustinus Kilian, Antonius Hilfrich, Ferdinand Dirichs, Wilhelm Kempf und Franz Kamphaus.
Die sterblichen Überreste der Bischöfe Peter Joseph Blum und Karl Klein wurden nachträglich in die Bischofsgruft umgebettet und ruhen in nebeneinanderliegenden Metallquadern, die gemeinsam nur einen Platz belegen. Damit bleiben nach der Bestattung von Bischof Franz Kamphaus noch zwei der neun Plätze frei. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, im zentralen Bereich der Gruft bis zu drei weitere Grabstellen zu schaffen.
Einige Bischöfe der Diözese sind außerhalb der Bischofsgruft bestattet. Die ersten beiden Limburger Bischöfe, Jakob Brand und Johann Wilhelm Bausch, wurden im Mittelgang des Doms beigesetzt. Johann Christian Roos, der zunächst Bischof von Limburg war und anschließend zum Erzbischof von Freiburg berufen wurde, fand in Freiburg seine letzte Ruhe. Weihbischof Walther Kampe wurde auf eigenen Wunsch auf dem Domherrenfriedhof beigesetzt.
Die letzte Bestattung in der Bischofsgruft erfolgte 1982 mit der Beisetzung von Bischof Wilhelm Kempf.