An Allerseelen niemanden vergessen
Das Gedenken aller Verstorbenen feiert die Katholische Kirche an Allerseelen. Dazu predigte Bischof Georg Bätzing am Samstag, 2. November 2024, im Hohen Dom zu Limburg. Er nahm in seiner Ansprache Bezug auf den Roman „Heimsuchung“ von Jenny Erpenbeck und ein Zitat Georg Büchners: „Dieweil der Tag lang und die Welt alt ist, können viel Menschen an einem Platz stehn, einer nach dem andern.“ Viele Menschen hätten demnach vor den heute Lebenden gelebt, viele Menschen würden auch nach ihnen leben. Jede Person habe in ihrer Zeit mit ihren eigenen Herausforderungen zu kämpfen und hätte Wege gebahnt, an die die heute Lebenden anknüpfen könnten. „Heute, liebe Schwestern und Brüder, ist der Tag im Kalender, daran zu denken und für die Verstorbenen zu beten“, sagte Bätzing.
Es sei der Tag, um die Frage zu stellen, was aus all den Menschen geworden ist, die in der Vergangenheit gelebt haben. „ Solange ihr Tun Auswirkungen zeigt, […] bleiben sie präsent“, sagte Bätzing. „Und unsere Erinnerung bewahrt ein Bild dieser Menschen mit aller Emotionalität, die mit den gemeinsamen Erfahrungen verbunden ist.“ Auch wenn es für viele Menschen nicht ungewöhnlich sei, im Tod in den natürlichen Kreislauf von Werden und Vergehen zurückzukehren und in Zukunft vielleicht in Vergessenheit zu geraten, gebe es die christliche Hoffnung, dass Gott um die Menschen wisse. „Wer in der Erinnerung Gottes lebt, der lebt für immer“, sagte Bätzing. Das sei für ihn unglaublich tröstlich. „Gerade weil immer mehr Menschen es ganz anders sehen, wird es für mich zum Kriterium, das den christlichen Glauben so außergewöhnlich und besonders macht in unserer Zeit. Denn, wer glauben kann, dass jeder Mensch mit seiner Geschichte einmalig und unverwechselbar ist – und wert und würdig, auf immer vor Gott zu leben, für den bekommen auch die wenigen Jahre und Jahrzehnte seiner Lebenszeit eine besondere Prägung“, betonte Bätzing.
Der Bischof von Limburg rief dazu auf, auch an die vielen vergessenen Opfer von Kriegen zu denken und für sie zu beten. „Aller-Seelen: Ja, liebe Geschwister im Glauben, wir wollen heute niemand vergessen – so wie Gott niemand vergisst“, sagte Bätzing.