Die im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen am Diözesanen Zentrum St. Nikolaus genannten Kosten von 9,85 Millionen Euro beziehen sich auf die Arbeiten am historischen Bestand des Komplexes, nämlich an der historischen Stadtmauer, dem ehemaligen Küsterhaus und der Alten Vikarie mit den zusätzlichen Räumen für Verwaltung. Herr Diözesanbaumeister Tilmann Staudt hat hier leider eine unzutreffende Aussage gemacht. Die Kosten für das gesamte Ensemble werden deutlich höher liegen. Diese können jedoch erst beziffert werden, wenn Schlussrechnung und endgültige Kostenfeststellung vorliegen.
Zu den Bauarbeiten äußert sich Diözesanbaumeister Tilmann Staudt im Interview mit der Pressestelle des Bistums Limburg.
"Alte Vikarie" in Limburg: Sanierung trieb Kosten in die Höhe
Pressestelle: Herr Diözesanbaumeister Staudt, anlässlich seiner Einweihung Ende Juni haben Sie zusammen mit dem leitenden Architekten Michael Frielinghaus das sanierte Gebäude "Alte Vikarie" am Domberg in Limburg vorgestellt. Stimmt der Eindruck, dass die Sanierung dieses Baus aus dem späten 15. Jahrhundert für Sie eines der anspruchsvollsten Bauprojekte des Bistums in den vergangenen Jahren ist? Was macht dieses Haus und die Arbeiten an ihm so besonders?
Tilmann Staudt: "In der Tat, die Sanierung der Alten Vikarie war unter denkmalpflegerischen und technischen Gesichtspunkten eine der größten baulichen Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Aufgrund der Baugeschichte und des vorgefundenen Zustands war es die wichtigste Aufgabe, die historischen Bauteile zu sichern und zu erhalten und so weit wie möglich substanzschonend auf den Zustand des 15. Jahrhunderts zurückzuführen."
Pressestelle: Limburger Anwohner und Besucher des Doms haben sich monatelang gefragt, was hinter den Bauplanen und Bauzäunen vor sich geht. Die Arbeiten waren langwierig und hoch sensibel. Können Sie die Probleme im Einzelnen schildern?
Tilmann Staudt: "Ein-, Um- und Anbauten aus rund fünf Jahrhunderten, mit jeweils neuen Materialien, hatten zu gravierenden Schäden in Dachkonstruktion, Fachwerk und Natursteinelementen geführt. Diese mussten behoben und der Baubestand für Gegenwart und Zukunft erhalten werden - mit Materialien und Handwerkstechniken, die der jeweiligen Bauzeit entsprechen. Und das alles in Handarbeit in einem 500 Jahre alten Gebäude, das durch Sicherungsmaßnahmen vor und während der Bauzeit vor dem drohenden Einsturz bewahrt werden musste. Nicht zu vergessen, die Lage: Die Baustelle lag bzw. liegt an einer der meistfrequentierten Stellen der Limburger Altstadt und musste deshalb zum Schutz der Passanten besonders gesichert werden."
Pressestelle: War der desolate Zustand des Gebäudes vor Beginn der Bauarbeiten bekannt? Anders gefragt: Wussten Sie, worauf sich das Bistum da einlässt?
Tilmann Staudt: "Nein, der Umfang der Schäden war im Vorfeld in keiner Weise abzusehen. Mit Voruntersuchungen, bei denen die Bausubstanz nicht zerstört wird, waren diese nicht zu erkennen. Gemeinsam mit dem Team von Planung und Bauleitung musste ich bei dem Rückbau und der Entkernung dann viele gravierende Schäden sanieren. Alleine in den Holzbauarbeiten in Dachstuhl und Fachwerk musste jeder eingebaute Balken überprüft und durch geeignete im Alter entsprechende Balken ersetzt werden. Schäden in der Schieferdeckung und Wasserführung hatten zu erheblichen Schäden an der Substanz geführt. Die Bruchsteinmauern waren ungenügend gegründet und nicht standsicher. Diese wurden zunächst stabilisiert, anschließend nachgegründet und nach umfassenden Ausbesserungen denkmalgerecht verfugt."
Pressestelle: Die zahlreichen im Vorfeld nicht absehbaren Sanierungsarbeiten haben die Kosten der Baumaßnahmen am Domberg maßgeblich beeinflusst. Können Sie die Gesamtkosten bereits beziffern?
Tilman Staudt: "Wegen der großen Anzahl der einzelnen ineinander greifenden Bauteile des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus kann ich einen abschließenden Kostenrahmen noch nicht benennen. Aktuell beläuft sich das Kostenvolumen für die in die historischer Substanz eingebundenen Teilprojekte "Alte Vikarie" aus dem 15. Jahrhundert mit angrenzenden Räumen für Verwaltung, die Teile der mittelalterlichen Stadtmauer und das ehemalige Küsterhaus von 1904 auf knapp unter 10 Millionen Euro. Der derzeitige Zwischenstand von 9,85 Millionen Euro ist eine Zwischensumme der Abschlagsrechnungen für diese Einzelprojekte. Doch vor dem endgültigen Abschluss der Rechnungsstellung der Einzelgewerke sind keine Kostenangaben möglich."