Das Bischof-Blum-Kolleg ist eröffnet
LIMBURG. Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst hat das Bischof-Blum-Kolleg am Sonntag, dem Tag der Pfarrgemeinderäte und dem Beginn der 53. Kreuzwoche, eröffnet. Symbolisch überreichte er Pfarrer Dr. Christof May, dem Geistlichen Rektor des Kollegs, das offizielle Logo: „Tragen Sie es auch in tieferem Sinne“, so der Bischof.
Gerade am zehnjährigen Jahrestag des Anschlages auf das New Yorker World Trade Center werde die „Aufforderung zum unbedingten Frieden als eines direkten Auftrages aus dem Evangelium deutlich“, so Tebartz-van Elst in seiner Ansprache. Der Bischof nannte den Terroranschlag eine „Signatur des Bösen“, die offensichtlich mache, wie sehr „Vergewisserung im Glauben Not tut“. Gegenwärtig erleben die Christen in Deutschland, wie volkskirchliche Prägungen verblassen. Die sozialen Milieus fielen auseinander, der Glaube werde nicht mehr auf vertraute Weise weitergegeben. „Nähe vor Ort“ als pastorales Leitprinzip könne es zukünftig nachhaltig nur da geben, wo „Christen nah am Kern des Glaubens“ seien, so der Bischof. Deshalb müsse es ein stärkeres „Stützen, Fördern und Begleiten“ von engagierten Christen geben, damit die „gewachsenen und bewährten Strukturen“ im Bistum zukunftsfähig werden. Der Namensgeber des Kollegs, Bischof Peter Joseph Blum, sei in seiner Zeit den Umbrüchen in der Gesellschaft und den Herausforderungen für die Kirche innovativ begegnet. Deshalb lohne es, ihn als Zeugen für eine „Wachsamkeit für die Zustände der Zeit“ neu in den Blick zu nehmen. Er gebe Impulse für die heutige „Suche nach Orientierung in einer säkularen und nach Sinn fragenden Gesellschaft“, so der Bischof von Limburg. Domdekan Prälat Dr. Günther Geis, Bischofsvikar für den synodalen Bereich, begrüßte am Sonntag über 100 in Pfarrgemeinderäten engagierte Frauen und Männer in der Limburger Stadthalle. Die anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen „finden in einer Zeit der Veränderungen statt“, so Geis. Er bat die Pfarrgemeinderäte „nach Kräften und von Herzen bei der Kandidatensuche“ zu helfen. Die jedem gegebenen Charismen seien „nicht nur zur Veredelung der eigenen Seele gedacht, sondern sollten der Gemeinschaft zugute kommen“, sagte er. Beatrix Schlausch, Präsidentin der Diözesanversammlung im Bistum Limburg, betonte in ihrem Grußwort, dass gerade der 11. September zeige, welchen Stellenwert Religion habe. Das Bischof-Blum-Kolleg könne den gemeinsamen Erfahrungsaustausch anregen.
Selbstverständnis, Absicht und Aufbau des Bischof-Blum-Kollegs als Schule des Glaubens, des Gebets und der Gemeinschaft präsentierte Pfarrer May in seinem Vortrag „Glaube-Gebet-Gemeinschaft“. „Will Kirche mit der vorherrschenden Lebensform der Gegenwart in Dialog treten, so muss sie zunächst das ihr eigene, vermeintlich sichere Terrain verlassen“, stellte er fest. „In dem Maße, wie sich Mobilität in allen Lebensbereichen der Menschen erhöht“, müsse Kirche sowohl „Beheimatung bieten“ als auch „Wegbegleiterin“ sein. May stellte klar: „Die bischöfliche Schule bietet keine Patentrezepte für neue pastorale Aktionen, vielmehr lädt sie ein, zuerst in das Gebet und in die Kontemplation zu gehen, das Erlebte gedanklich zu durchdringen, um daraus Kraft und Motivation für den christlichen Alltag zu gewinnen“. Auch für das neue Kolleg werden konkrete Erfahrung und aktive Gemeinschaft maßgebend sein, denn „Gefühle verändern sich nicht über die Vernunft und den guten Willen, sondern nur durch intensiveres Erleben“, machte er deutlich.
Am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer in fünf Arbeitsgruppen intensiv mit einzelnen Aspekten der anstehenden Veränderungen in den pastoralen Strukturen auseinandersetzen und das Konzept des Bischof-Blum-Kollegs genauer kennen lernen. Pfarrer Dr. Christof May, der Geistliche Rektor des Kollegs, stand den Teilnehmern in der Arbeitsgruppe „Glauben erfahren ? der mystagogische Ansatz des Bischof-Blum-Kollegs“ als Ansprechpartner zur Verfügung. Der Frankfurter Pastoralreferent Rolf Müller führte durch eine Ausstellung, die die historische Situation des Bistums in der Zeit von Bischof Blum und sein Wirken beleuchtet.
Über die „Synodalen Strukturen in der Pfarrei neuen Typs“ konnten sich die Teilnehmenden in dem gleichnamigen Arbeitskreis mit Domdekan Geis und Dorothea Heinrichs, Geschäftsführerin der Diözesanversammlung, informieren. Die Bibelarbeit widmete sich einem Satz aus dem Korintherbrief: „Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will“. Johannes Weuthen, Daniel Rick und Stefan Herok vom Dezernat Pastorale Dienste im Bischöflichen Ordinariat waren Ansprechpartner für Interessierte zum Thema „Lebendige Kirche vor Ort in der Pfarrei neuen Typs“. (pa)