Die Perspektive Betroffener einbringen
Barbara Koepper, Mitarbeiterin des Limburger Vereins „Gegen unseren Willen e.V.“ , ist zum 1. Januar 2019 als weiteres externes Mitglied in den diözesanen Beraterstab sexueller Missbrauch berufen worden. Sie soll die Perspektive von sexueller Gewalt betroffener Menschen in das Beratergremium einbringen.
Koepper ist studierte Sozialpädagogin und hat sich im Bereich der Psychotherapie weitergebildet. Seit 1991 ist die 57-Jährige bei dem Limburger Verein beschäftigt. Neben der Beratung von Betroffenen und der Präventionsarbeit ist die Arbeit in Netzwerken – etwa mit Behörden und Ministerien - wichtiger Bestandteil ihrer Tätigkeit. Seit 2010 arbeitet Koepper auch mit verschiedenen Abteilungen des Bischöflichen Ordinariats in Fragen der Prävention zusammen und leitet als Fachkraft Fortbildungen für Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Schulen.
„Ich bin eine externe Beraterin und vertrete eine unabhängige Position“, unterstreicht Koepper. „Es ist wichtig auf die Bedürfnisse von Opfern zu achten.“ Opfer passten nicht in Interventionsschemata. Es gebe beispielsweise Betroffene, die an die Öffentlichkeit gehen und Betroffene, die ihre Anonymität wahren wollten. Es sei ihr wichtig „jeden Menschen individuell zu sehen, mit seinem Schicksal, mit seinen Stärken und mit dem, was er braucht“. Ziel ihrer Arbeit sei, Prävention überflüssig zu machen, das Leiden Betroffener von Missbrauch zu verkürzen und die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. „Wie kann ich trotz der Gewalterfahrung, die ich gemacht habe, ein gutes Leben führen?“, beschreibt Koepper eine Leitfrage für Ihr Tun.
Nach Veröffentlichung der Missbrauchsstudie im vergangenen Jahr hatten die deutschen Bischöfe angekündigt, dass der Schutz der Opfer bei der Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche oberste Priorität haben muss. Dazu sollen die Perspektive Betroffener stärker als bisher berücksichtigt und der Kontakt zu Betroffenen intensiviert werden.
Beraterstab sexueller Missbrauch
Die Mitglieder des Beraterstabs werden abhängig vom jeweiligen Einzelfall beratend tätig. Darüber hinaus hat der Beraterstab die Aufgabe, Strukturen und Abläufe des Bistums bei der Aufklärung und Prävention von Missbrauch systematisch zu reflektieren. Zu dem Gremium, das gemäß der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz gegen Missbrauch in der katholischen Kirche eingesetzt wurde, gehören neben Vertretern der Bistumsleitung die Beauftragten des Bistums bei Missbrauchsverdacht, der Leiter der Koordinationsstelle Prävention vor sexualisierter Gewalt, externe psychiatrische sowie supervisorische Sachverständige, Vertreter pastoraler Berufe im Bistum und eine von der Haupt-Mitarbeitervertretung benannte Person an. Der Beraterstab tagt vertraulich.
Verein „Gegen unseren Willen e.V.“
Der Verein „Gegen unseren Willen“ wurde 1989 gegründet. Er ist Anlauf- und Beratungsstelle für weibliche und männliche Betroffene von sexueller Gewalt sowie deren Unterstützer-Umfeld. Neben der Beratungsarbeit engagiert sich der Verein in der Präventionsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dazu bietet er Fortbildungen, Elternabende, Selbstverteidigungskurse und Vorträge an. Der Verein wird durch das Land Hessen, den Landkreis Limburg-Weilburg sowie verschiedene Städte und Gemeinden finanziell gefördert. Für seine Arbeit ist der Verein auf Spenden angewiesen.
Betroffene von sexualisierter Gewalt und deren Angehörige können sich an den von der katholischen Kirche unabhängigen Verein wenden. Der Verein bietet eine anonyme und kostenlose Beratung an:
Gegen unseren Willen e.V.
Beratungs- und Präventionsstelle zu sexueller Gewalt im Landkreis Limburg-Weilburg
Werner-Senger-Straße 19
65549 Limburg
Tel. 06431/92343
Fax. 06431/92345