Endlich sein, endlich leben
Nach zwei Pandemie-Wintern sind wir im Kriegs-Winter angekommen. Und schon wieder ist es nichts mit unbeschwertem Feiern, mit sorglosem Zusammensein. Stattdessen sind erneut Solidarität und Verzicht gefragt. Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach der vor-pandemischen, vermeintlich heilen Welt immer stärker wird. Denn wir alle wollen doch nur … „endlich leben“.
Diese beiden Worte hat die Katholische Akademie Rabanus Maurus sich über das erste Halbjahr 2023 geschrieben. Und sie sind bewusst doppeldeutig zu verstehen. Zunächst wirkt der Titel wie eine befreiende Botschaft nach verschiedenen Krisen, nach Pandemie, Krieg oder Krankheit: endlich leben! Damit wird er zum Motto für ein befreiendes, aufatmendes, neues, unmittelbares Lebensgefühl. In einer zweiten Lesart verweist er aber auch bewusst auf die Endlichkeit unseres Lebens: Es ist endlich und nicht unendlich!
„Wenn die Endlichkeit unseres Lebens so verstanden wird, hat auch die zweite Lesart unseres Halbjahresthemas ihre Geltung. Aber nicht in dem Sinne, dass nach mehr als zwei Jahren Corona-Beschränkungen endlich wieder ordentlich auf die Pauke gehauen werden und möglichst schnell wieder die Geschwindigkeit des Rekord-Jahres 2019 erreicht werden muss“, schreibt Akademie-Direktor Prof. Joachim Valentin in seinem Editorial zum neuen Halbjahresprogramm. „Vielmehr können die erneuten Begrenzungen durch Inflation und Energieknappheit sowie ein neues Bewusstsein für die Katastrophe des Kriegs und die Erfordernisse der Klimakatastrophe als Anfrage an unseren Lebensstil als ganzen gelesen werden. Das Leben in der Pandemie hat gezeigt, dass weniger oft mehr und die Begegnung mit Menschen so besonders kostbar ist.“
Wie wir unsere Endlichkeit begreifen
Das Thema öffnet den Raum für Vorträge und Gespräche, Diskussionen und Betrachtungen. Wir sprechen darüber, wie Christen, Juden und Buddhisten die eigene Endlichkeit begreifen (Seite 8) – und wie iranische Autorinnen und Autoren die Aufstände in ihrem Land erleben (Seite 17). Die Reihe „Philosophie trifft Kunst online“ stellt in Vorträgen und Gesprächen Fragen nach be- und entgrenztem Leben (Seiten 6 und 7). Die evangelische Theologin Dr. Margot Käßmann spricht über die theologische Schriftstellerin Dorothee Sölle (Seite 11); die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan diskutiert mit Theologe und Historiker Dr. Thomas Seiterich über dessen Buch „Letzte Wege in die Freiheit“ (Seite 12). Der 15. Ärztetag fragt nach den Folgen der Pandemie und erarbeitet Ansätze im Umgang mit Einsamkeit (Seite 18), eine Soirée am Dom betrachtet das Metaversum und sucht dort nach der Zukunft des Menschen (Seite 20). Darum geht es auch beim Filmabend "Ich bin Dein Mensch! Werden Roboter künftig unsere Partner sein?" (Seite 22).
Es gibt Veranstaltungen zu Körper- und Identitätskonzepten in der Mode (Seite 23), zu Massentierhaltung (Seite 26), Menschenrechtsverletzungen (Seite 29) und Kopftuchverboten (Seite 27). Pater Anselm Grün spricht über das Wachsen im Wandel und darüber, wie wir freier, authentischer, gelassener und hoffnungsvoller werden können (Seite 17). Für den Frieden radeln wir von Erfurt nach Leipzig (Seite 32) oder erleben hier vor Ort in der Region Literatur, Theater und Kunst (ab Seite 35) – zum Beispiel den „atlantischen Gesang“ von Gert Heidenreich in seinem Langgedicht „Das Meer“ (Seite 39). Die beliebte Filmreihe „KULTURBRÜCKE KINO - Islamisch und christlich geprägte Kulturen im Gespräch“ (Seite 14) ist genauso wieder dabei wie die stets gut besuchten Museumsführungen von „Kunst&Religion“.
Das Programm der Katholischen Akademie umfasst für die zweite Jahreshälfte wieder mehr als 150 Veranstaltungen, von denen viele hybrid stattfinden. Das neue Halbjahresprogramm 1/23 kann auf dieser Seite als PDF heruntergeladen werden. Das gedruckte Heft können Sie per Mail an hausamdom@bistumlimburg.de oder telefonisch unter (069) 8008718400 kostenlos bestellen.
Die Katholische Akademie im Netz
Tagesaktuelle Hinweise zu unserem Programm finden Sie auf unserer Webseite www.hausamdom-frankfurt.de sowie auf unserem Facebook-Kanal www.facebook.com/hausamdom.frankfurt. Einblicke ins tägliche Akademie-Leben gibt es auf www.instagram.com/hausamdom.
Viele unserer Veranstaltungen laufen hybrid, das heißt, mit Präsenz-Publikum im Haus am Dom und zeitgleicher digitaler Übertragung. Die Videos werden live auf www.youtube.com/hausamdom gestreamt, dort steht auch eine umfangreiche Mediathek zur Verfügung.
Der Podcast-Kanal „Haus am Dom“ ist kostenlos und frei zugänglich zu finden …