Erneuerung braucht Freiheit der Menschen
Ohne ganz und gar auf die Freiheit der Menschen zu setzen, könne eine Erneuerung in Kirche und Gesellschaft nicht gelingen. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing in seiner Predigt am Hochfest Mariä Empfängnis am 9. Dezember deutlich gemacht. „Gott will die Erneuerung von innen her und von Grund auf“, so der Bischof.
Gott habe nach der großen Flut und dem Bund mit Noah entschieden, erneut in die Geschichte seines Volkes einzugreifen, um es zu einer Keimzelle einer großen, friedvollen Vereinigungsbewegung zwischen Menschen und Gott aufzustellen. Daher habe er seinen Sohn auf die Welt geschickt und in Jesus Mensch werden lassen. „Gott will seinem Sohn als Bild des neuen Menschen den Weg zu uns bahnen. Wir sollen ihn als Bruder erkennen, als Mensch wie wir, der uns bewegt, uns seiner Botschaft und seinem Weg aus freien Stücken anzuschließen“, erklärte der Bischof. Jesus wuchs im Mutterleib von Maria, wie jeder Mensch. Um den Plan der Erneuerung und Erlösung seines Volkes umsetzen zu können, habe Gott die freie Zustimmung einer Frau, die Bereitschaft Mariens, gebraucht. Sie habe ihr „Ja“ geben müssen und sie habe es gegeben, ohne die Folgen absehen zu können. „Würden wir das je schaffen, wir Bedenkenträger, die nach Sicherheiten fragen und vor Unkalkulierbarem eher zurückschrecken“, fragte Bischof Georg Bätzing. Gott habe Maria ganz am Anfang an die Hand genommen. Gott habe freigeräumt und weggenommen, was die Freiheit dieser Frau hätte einschränken und hindern können. Er habe ihr im Voraus geschenkt, was Jesus allen Menschen durch sein Sterben und Auferstehen eröffnet habe. Ganz frei zu sein. „Im ‚Gremium‘ einer Frau im Mutterschoß wird er als Mensch empfangen und ausgetragen, so wie jede und jeder von uns. Dazu also sind Gremien da, um dem Wachsen und Reifen des Neuen sicheren Raum zu geben, bis es geboren wird, frei gesetzt, um Gutes zu bewirken“, so der Bischof.
Offenbar werden Konzepte empfangen und geboren, sie haben mehr mit Lebendigkeit als mit Technik, mehr mit Schenken als mit Konstruieren zu tun.
Bischof Dr. Georg Bätzing
Maria ist Brückenbauerin
Maria sei zudem eine gute Brückenbauerin. Sie verstehe es, Verbindungen aufzuzeigen, damit Menschen ihren Weg zum Glauben finden. Genau solche Brücken brauche es heute. Jede Welt habe heute ihre eigene Sprache. Im Sport, in der Wissenschaft, in der Politik oder in der Wirtschaft gebe es Grundbegriffe, die man kennen müssen, um anschlussfähig zu bleiben. So gebe es auch eine unverkennbare „Kirchensprech“, eigene Sprachspiele, wenn Christen zusammenkämen, miteinander diskutierten, sich austauschten und gemeinsam Gottesdienst feierten. Diese Insidersprache nerve manchmal, so der Bischof und müsse überwunden werden. Eine besondere Sprache gebe es zudem in „kirchlichen Apparaten“, wie bischöflichen Ordinariaten. Dort bediene man sich sich gerne betriebswirtschaftlicher, soziologischer und organisationstheoretischer Fachwörter, die sich nahe legen, da in diesen Bereichen ähnliche Herausforderungen zu meistern sei. „Da beraten dann kuriale und synodale Gremien über gut vorstrukturierte Konzepte, nehmen Interventionen und externe Beratung auf, um die final abgestimmten Skizzen zur Beschlussfassung vorzulegen, damit die gewünschten Projekte gelingen und nicht Makulatur werden“, sagte Bätzing. Sprechen und Welten seien oft voneinander getrennt. Brücken zwischen diesen Kulturen seien eher selten. Es sei denn, man bilde selbst die Brücke, so wie es Maria getan habe.
Auch die Zeit vor Weihnachten und das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria böten ein paar erstaunliche Sprachbrücken an, so der Bischof. Er sagte: „Heute ehren wir Maria als die „immaculata conceptio“, die ohne Erblast Empfangene, wir könnten sagen, das fehlerfreie Konzept. Offenbar werden Konzepte empfangen und geboren, sie haben mehr mit Lebendigkeit als mit Technik, mehr mit Schenken als mit Konstruieren zu tun“.
Mariä Empfängnis
Das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ wird am 8. Dezember gefeiert. Wegen des Sonntags ist es um einen Tag verschoben worden. Das Fest wird fälschlicher Weise oft mit der Jungfrauengeburt Jesu in Verbindung gebracht. Es geht jedoch darum, dass Maria frei von jeder Sünde ist, auch von der Erbsünde. Dies unterscheidet sie von allen anderen Menschen und drückt ihre einzigartige Nähe zu Gott aus. Papst Pius IX. erhob diesen Glaubenssatz am 8. Dezember 1854 zum unfehlbaren Dogma.