Kirchen der Romanik
Kirchengebäude sind besondere, dem Alltag enthobene Räume. Es sind Orte des Gottesdienstes, der Einkehr und Stille. Aber welche Geschichten stecken hinter den Mauern, Fenstern und Säulen? Das erläutern Kirchenführende. Sie begleiten durch die Kirche und erklären die Entstehung, die Architektur und die dortigen Kunstwerke.
Die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) bietet eine Qualifizierung zum Kirchenführenden an. Das Kursmodul im Frühjahr 2024 wendet sich den Kirchräumen der Romanik zu.
Dr. Kornelia Siedlaczek und Roland Büskens sind Referentin und Referent der KEB. Sie begleiten die Qualifizierungsmodule und leiten die Interessentinnen und Interesenten an.
Herr Büskens, Sie sind schon seit 2014 in der Ausbildung von Kirchenführenden in Wiesbaden engagiert. Was lernen die Kirchenführenden während der Qualifizierung?
Roland Büskens: Neben der angeleiteten persönlichen Auseinandersetzung mit Themen zu Theologie, Liturgie, Geschichte, Kunst und Architektur der Romanik wird viel geübt. Fragen wie: „Wie baue ich eine kurzweilige Führung auf, wie gehe ich mit Störungen um, welche Hilfsmittel kann ich benutzen?“ werden behandelt. Nicht zu unterschätzen ist auch die Frage, wie setze ich meine Stimme ein? Neben dem medial aufgearbeiteten „Fachwissen“ legen wir Wert auf die Übungspraxis und das eigene Üben.
An wen richtet sich das Angebot?
Kornelia Siedlaczek: An ehrenamtliche Kirchenführer*innen in Kirchorten und Pfarreien, an Gästeführende, an Menschen, die Freude an sakralen Räumen haben und gerne mehr über Kirchen und die Zeit, der sie jeweils entstammen, erfahren wollen. Das Angebot ist nicht konfessionell gebunden und offen für alle Interessierten.
Was sollte man „mitbringen“? Sind Vorkenntnisse notwendig?
Roland Büskens: Zum einen Freude und Enthusiasmus, anderen Menschen unsere wirklich wunderbaren Kirchen im Bistum näher zu bringen. Der Spaß an Religion und Kunst kommt bei uns nicht zu kurz. Dann müssen Teilnehmende einen sicheren Umgang mit PC und Internet haben, da online ein großer Teil des Kursgeschehens stattfindet.
Wie läuft die Qualifizierung konkret ab? Es gibt Online-Angebote und Präsenztermine?
Roland Büskens: Die Teilnehmenden erhalten vor Kursbeginn den Zugang zu einer digitalen Lernplattform. Dort finden sie alle Studien- und Kursmaterialien als Texte, Audio oder auch Videodatei. Bei den Präsenztreffen in verschiedenen romanischen Kirchen der Rhein-Main Region zeigen wir, wie die Romanik sich konkret ausgestaltet hat. Zwischen den Treffen arbeiten die Kursteilnehmenden daheim am Computer zu unterschiedlichen Themen aus Religion, Architektur und Kunstgeschichte der Romanik.
Wieviel Zeit kann man einplanen – vom Beginn des Kursmoduls bis man das Zertifikat in den Händen hält?
Roland Büskens: Für die Zulassung zur Zertifikatsprüfung müssen Interessierte an vier Modulen und einem Studientag teilgenommen haben. In der Regel hat ein Modul drei Treffen und dauert mit den dazwischen liegenden Online Phasen 3-4 Monate. In nicht stressigen zwei Jahren ist man also durch.
Das Zertifikat erhalten die Teilnehmenden nach Ausfertigung einer abschließenden Hausarbeit sowie einer erfolgreich durchgeführten Prüfungsführung. Ist da schon mal jemand durchgefallen?
Roland Büskens: Bisher nicht. Alle Kandidatinnen und Kandidaten waren vom Kurskonzept mit seinen Modulen und der Möglichkeit, immer wieder Übungsführungen mit Rückmeldung – auch durch die anderen Mitmachenden in Kirchen zu machen – so angetan, dass wir immer überzeugende „Zertifikatsführungen“ gesehen haben. Unser Kurs ist zudem vom Bundesverband Kirchenpädagogik e.V. anerkannt und zertifiziert – ein Ansporn für alle!
Wie kann man diesen Kurs praktisch nutzen? Wo sind die Einsatzgebiete?
Kornelia Siedlaczek: In der Erwachsenenbildung, der Jugendarbeit, der Schule; in der Tätigkeit als Reiseleiterin und Reiseleiter oder Kirchenführerinnen und Kirchenführer; in der Gemeindearbeit vor Ort (etwa kurze Andachten in der Fasten- und/oder Adventszeit vor bestimmten Elementen im Kirchenraum; Maiandachten vor Mariendarstellungen); Bild- oder Skulpturmeditationen; in der Bibelarbeit: Welche biblischen Gestalten und/oder Erzählungen entdecken wir in unserem Kirchort? Und natürlich kann und soll man diesen Kurs für den persönlichen Lustgewinn nutzen. Und für die Orientierung beispielsweise auf Reisen beim Besuch von fremden Kirchen.
Wie verändert sich der eigene Blick auf Kirchräume durch diese Qualifizierung? Fühlt man sich den alten Mauern näher, verbundener? Ändert sich die enthobene Ehrfurcht in irgendeiner Weise?
Kornelia Siedlaczek: Ich persönlich habe mich schon als Kind in Kirchen geborgen und zu Hause gefühlt. Und suche auch im Urlaub immer die Kirchen an den entsprechenden Orten auf. Die „alten Mauern“ sind mir als gute Freunde auch heute lieb und vertraut. Je mehr man aber über eine Kirche und ihre Zeit erfährt, umso verbundener wird man ihr. Der Bau und der Raum, den dieser Bau eröffnet, erzählt viel von den Menschen der Zeit in der er erbaut wurde, von ihren Hoffnungen, Ängsten, Glaubensvorstellungen, ihrem Alltag und ihren Festen. Eine Kirche kann zu einer „Zeitmaschine“ für eine sinnenhafte Reise in die Vergangenheit werden.
Hintergrund:
Die Katholische Erwachsenenbildung bietet seit 2018 jährlich zwei inhaltlich abgeschlossene Themenmodule an, die Wissenswertes über die Architektur, die kunstgeschichtliche Bedeutung der Kirchen und ihre Ausstattung, ihre Symbolwelt und die Liturgie vermitteln. Dem diesjährigen Qualifizierungsteam gehören ergänzend auch Dr. Simone Husemann und Paula Martin an.
Die Qualifizierung zur/zum Kirchenführenden erfolgt als modulares und zugleich internetgestütztes Angebot.
Für das Zertifikat zur/zum Kirchenführenden ist die Teilnahme an mindestens vier Modulen sowie die Teilnahme an einem Studientag verpflichtende Voraussetzung. Das Zertifikat erhalten die Teilnehmenden nach Ausfertigung einer abschließenden Hausarbeit sowie einer erfolgreich durchgeführten Prüfungsführung.
Die Teilnahmegebühr beträgt 75 Euro. Die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung ist möglich direkt hier im Link oder per E-Mail an keb.wiesbaden@ bistumlimburg .de bis 15. Februar 2024.