Pura Vida – pralles Leben
Mit den Worten „Pura Vida – Weniger ist mehr“ hat Marco Rocco, Pastoralreferent und Leiter der katholischen Fachstelle für Jugendarbeit Westerwald/Rhein-Lahn, seine Fastenpredigt überschrieben. „Pura Vida – pralles Leben bedeutet dieser Slogan, den ich bei den Tagen der Begegnung vor dem Weltjugendtag in Panama und Costa Rica das erste Mal hörte“, sagte Rocco am Sonntag, 17. März. Er sprach davon, wie – seiner Meinung nach – dieser Slogan für die Christen zu einer inneren Haltung für die Fastenzeit werden kann.
Als Getaufte bedeutet Pura Vida weniger Ego, ein mehr an Gefühl für das Wir.
Pastoralreferent Marco Rocco
Zunächst ging es in seiner Predigt um Hierarchien. Diese seien kein Problem, weder in der Arbeitswelt, noch im Privatleben, aber Jesus wolle Hierarchie anders verstanden wissen. „Der Mächtige, der Boss soll mitdienen. Er soll von seinem Thron herunterkommen und etwas von seinem Lebensschatz für andere hingeben“, so Rocco. „Er oder sie wird so zum Vorbild, das nachgebildet werden kann. Pura Vida ist also in erster Linie nicht etwas nur für mich, was ich mir aus sonniger Ausgangslage heraus zu meinem Mehrwert auf dem Rücken anderer verschaffen soll. Als Getaufte bedeutet Pura Vida weniger Ego, ein mehr an Gefühl für das Wir.“
Vor allem auch junge Menschen könnten etwas zu diesem prallen Leben beitragen. In Costa Rica beispielsweise hätten der Pfarrer und die Gemeinschaft viel inhaltliche Verantwortung in die Hände der Jugendlichen vor Ort gelegt. „Sie haben die Möglichkeit der Gestaltung verantwortungsvoll genutzt und es für uns zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht“, sagte Rocco.
Entscheider als Vorbilder
Überall gebe es trotzdem weiter die Versuchung des Verhaltensmusters, sich über andere zu erheben. Davon müssten die Menschen sich immer wieder ein Stück frei machen und Gott den Platz auf dem Thron überlassen. „Ich will damit nicht sagen, dass es keine Entscheider, Lenker oder Leader-Typen geben soll. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen sie. Aber als Vorbilder, die mit leuchtendem Beispiel vorangehen“, sagte Rocco. „Und anderen mit ihrer Macht, die sie als Gestaltungsmacht nutzen, Möglichkeiten und Beteiligung eröffnen.“
Für ihn definiere Jesus Macht als eine positive Option. Es sei an den Menschen zu unterscheiden und die Macht nicht zu nutzen, um sich abzugrenzen. „Leader-Typen braucht es, die dabei sind, wenn es um alles geht. Dann entsteht was Neues. Dann entsteht ein Wir im Geiste Jesu“, so Rocco. Die Fastenzeit sei daher nicht nur Verzicht, sondern auch immer wieder Befreiung von einem überhöhten Menschenbild und die Befreiung von Dingen, die man zu brauchen meine.
Vater unser – Vater mein
„Pura Vida – das ist kein besonderer Luxus oder Status. Das ist Beziehung, die Freude und Angenommen sein schenkt und Gott als gemeinsamen Vater anerkennt. In der Fastenzeit haben wir eben die Chance unsere zwischenmenschlichen Beziehungen so auf diese Art und Weise wieder neu zu entdecken und mit Gottes Hilfe auch zu verändern“, so Rocco. Nicht umsonst beteten die Christen „Vater unser“ und nicht „Vater mein“.
Zu Beginn der Feier stellte Domkapitular Dr. Wolfgang Pax Marco Rocco als Prediger vor. Er ordnete seine Predigt in die Thematik „Wofür Christen sich einsetzen: Pro und Kontra“ ein. Laut Pax seien viele Menschen in unserer Zeit schnell gegen etwas. Christen würden anders denken, da Christus für sie gelebt habe. Das sei ein großes Pro. „Leben für die Menschen, mit allem was menschliches Leben schön und mühsam, leicht und schwer macht“, sagte Pax. „Wer für etwas ist, steht in der Konsequenz auch oft gegen etwas. Jedes Pro bedingt ein Kontra. Wenn wir für ein gutes Leben aller sind, setzen wir ein Contra gegen Ausbeutung von Menschen und Schöpfung.“
Nächste Fastenpredigt am 24. März
Die Reihe der Fastenpredigten mit dem Titel „Wofür Christen sich einsetzen: Pro und Kontra“ geht weiter: Am Sonntag, 24. März 2019, ist Karin Kortmann zu Gast. Sie ist die Vize-Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und predigt zum Thema „Grundgesetz und Evangelium“. Domkapitular Georg Franz wird die Liturgie feiern.