Sehnsucht nach Zuflucht und innerer Ruhe in der Ostukraine
Am Freitag, 11. Oktober 2024, ist Bischof Dmytro Hryhorak OSBM von Buchach in der Ukraine in Limburg zu Gast gewesen. Die griechisch-katholische Eparchie Buchach in der Westukraine ist seit vielen Jahren mit dem Erzexarchat Kharkiv in der Ostukraine verbunden, in dem insbesondere die Pfarrei in Isjum mit regelmäßigen Hilfstransporten unterstützt wird.
In Isjum, das vor der russischen Invasion doppelt so viele Einwohner zählte, leben heute noch rund 20.000 Menschen. Die Stadt war während des Krieges weitgehend zerstört worden, konnte jedoch im Oktober 2022 von ukrainischen Truppen zurückerobert werden. Die griechisch-katholische Gemeinde, die einst auf 50 Gläubige geschrumpft war, ist dank der kontinuierlichen seelsorgerischen Arbeit und neuen Aktivitäten auf etwa 200 Personen angewachsen. „Die Menschen sehnen sich nach einem Ort der Zuflucht und wollen innerlich zur Ruhe kommen“, unterstreicht Bischof Hryhorak die Lage vor Ort. „Sie schätzen die Begleitung, benennen keine Forderungen oder Erwartungen, sondern wollen der permanenten Anspannung durch neue Angriffe entkommen“. Die Gewalt und Brutalität des Krieges zeigt der Bischof mit Fotos eines Hochhauses, in dem bei einem Angriff 60 Menschen starben und eines entdeckten Massengrabes mit etwa 500 Leichen. Die Pfarrei konnte in einem Wohnblock eine Wohnung kaufen und zu einem Gemeinde- und Gottesdienstraum umbauen. Anfangs begegneten die Mitbewohnerinnen und -bewohner den Katholikinnen und Katholiken mit Skepsis, doch inzwischen sei ein vertrauensvolles Miteinander entstanden, und viele der Bewohner nähmen aktiv am Gemeindeleben teil.
Wanderfriedenskerze spendet Hoffnung
Ein besonderes Zeichen der Hoffnung bringt die Wanderfriedenskerze, die Bischof Hryhorak im Dezember 2022 aus Limburg mitnahm. In der Kathedrale von Buchach, in Chortkiv und zuletzt in Isjum spendete die Kerze bei vielen Gebeten Licht und Trost. Sie ist mittlerweile zur Hälfte abgebrannt, doch mit großer Freude nahm der Bischof eine neue Wanderfriedenskerze entgegen. Diese wurde von Karin Seck von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Oberselters gestaltet und trägt den Titel „Frauen brauchen Frieden – Frieden braucht Frauen“. Überreicht wurde sie von Winfried Montz vom Fachteam Gesellschaftliche Verantwortung. „Diese Kerze wird ihren Weg über Chortkiv nach Isjum finden und die Verbundenheit im Gebet stärken“, bekräftigte Hryhorak, der von Pfr. Volodymyr Hrabyk und Anton Krushelnytskyj begleitet wurde.
Auch in der Eparchie Buchach spüren die Menschen die Auswirkungen des Krieges, obwohl die Region bislang weniger stark betroffen ist. „Wir haben 50 Familien aus Isjum eine neue Heimat gegeben und planen derzeit ein Sozialzentrum für eine psychische, physische und geistliche Begleitung von Geflüchteten. Der Schwerpunkt liegt auf Kindern, unvollständigen Soldatenfamilien und Menschen mit Beeinträchtigungen“, berichtet Pfr. Hrabyk. Die Stadt hat der Kirche nach der Covid-Pandemie ein geschlossenes Krankenhaus überschrieben, das nun für die Betreuung von bedürftigen Menschen genutzt wird.