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Bischof Bätzing würdigt neues Lehrschreiben

Enzyklika Dilexit nos von Papst Franziskus
Bischof Bätzing würdigt neues Lehrschreiben
Bischof Bätzing würdigt neues Lehrschreiben
© Deutsche Bischofskonferenz

Am Donnerstag, 24. Oktober 2024, ist im Vatikan die Enzyklika „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“ veröffentlicht worden. Papst Franziskus hat damit seine vierte Enzyklika vorgelegt. Der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, würdigt das Lehrschreiben und erklärt:

„Der Titel der Enzyklika Dilexit nos ‚er hat uns geliebt‘ verweist auf ein Wort aus dem Römerbrief des Apostels Paulus (Röm 8,37) und bezieht sich auf die Liebe Christi. Man mag sich fragen, was ein solches Lehrschreiben über die Herz-Jesu-Frömmigkeit dem heutigen Menschen in der Postmoderne sagen kann. In der Tat wirkt der Durchgang durch die verschiedenen Quellen und Traditionen der Herz-Jesu-Spiritualität, den das Schreiben in seinem Mittelteil bietet, auf Leserinnen und Leser, die mit solchem Denken und Formulieren nicht vertraut sind, eher fremd und zumindest vermittlungsbedürftig. Doch es geht nicht in erster Linie um eine Aufzählung spiritueller Texte und Autoren unter dem Schlagwort ‚Herz Jesu‘, sondern um die Liebe. Damit macht das Schreiben zugleich deutlich, welche zentrale Aussage Papst Franziskus mit dieser Thematik verbindet.

Der Papst wählt als Zugang zu diesem Thema das Sprechen über das Herz. Das Herz, so erläutert er, ist nicht nur Symbol für die Liebe, es verkörpert zugleich das körperliche, seelische und geistige Zentrum des Menschen, den Ort der Aufrichtigkeit und den Ort der Gottesbegegnung. Franziskus spricht vom Herzen ‚als dem Ort, wo in jedem Menschen, gleich welcher Herkunft und Lebensbedingung, alles zusammenkommt, wo all die anderen Kräfte, Überzeugungen, Leidenschaften und Entscheidungen der konkreten Menschen entspringen und verwurzelt sind‘ (Nr. 9).

Angesichts einer schnelllebigen Welt und eines zielorientierten Denkens, das uns oft daran hindert, zu ‚sehen‘, wirbt Papst Franziskus dafür, bewusst wieder vom Herzen zu sprechen und mit dem Herzen zu sehen. Er gibt zu bedenken, ‚dass wir eine Wirklichkeit besser und vollständiger erkennen, wenn wir sie mit dem Herzen erfassen‘ (Nr. 16). Dies führt unweigerlich zu der Liebe, zu der das Herz fähig ist, da, wie er mit einem Wort Karl Rahners sagt, ‚das Innerste der Wirklichkeit Liebe ist‘ (Nr. 16). Die christliche Rede vom Herzen Jesu ist letztlich immer wieder dem Bemühen geschuldet, die Liebe Gottes zu den Menschen zu verdeutlichen, die in Christus mitten unter uns erschienen ist. Darum kreisen viele der aus der spirituellen Tradition der Kirche erwähnten Gedanken in der Enzyklika. So sind menschlich-irdische und göttliche Liebe im Herzen Christi eins und prägen den christlichen Glauben. Diese Prägung hat Auswirkungen auf das Leben und die Sendung der Kirche: ‚In dieser Dynamik der Liebe gibt es keinen Proselytismus […] Mit größtem Respekt vor der Freiheit und der Würde des anderen hofft der Liebende einfach darauf, dass er von dieser Freundschaft erzählen darf, die sein Leben erfüllt.‘ (Nr. 210)

Dabei weist Papst Franziskus selbst darauf hin, dass diese schlechthin zentrale Bedeutung der Liebe die große Klammer ist, die die bedeutenden Aussagen seines Lehramts umfasst und verbindet. Denn so sehr viele Betrachtungen dieser Enzyklika auf die Innerlichkeit gerichtet sind, so gilt doch andererseits auch: ‚Die Aussagen dieses Dokuments lassen uns entdecken, dass das, was in den Sozialenzykliken Laudato siʼ und Fratelli tutti geschrieben steht, unserer Begegnung mit der Liebe Christi nicht fremd ist. Denn wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen.‘ (Nr. 217) Die Liebe Christi ist die Quelle der Hoffnung für uns und für diese oft so hoffnungsarme Welt. ‚Er ist in der Lage, dieser Erde ein Herz zu verleihen und die Liebe neu zu beleben, wo wir meinen, die Fähigkeit zu lieben sei für immer tot.‘ (Nr. 218) So erweist sich die Aktualität eines Textes, der unter dem Aspekt der Herz-Jesu-Frömmigkeit zunächst aus der Zeit gefallen scheint. Papst Franziskus gibt uns mit diesem Blick auf Jesus Christus das Wort mit auf den Weg: ‚Nur seine Liebe wird eine neue Menschheit ermöglichen.‘ (Nr. 219)“

Hintergrund

Eine Enzyklika (gr. kyklos = Kreis) ist ein Päpstliches Rundschreiben an einen Teil oder an alle Bischöfe sowie an alle Gläubigen, oft auch an alle Menschen guten Willens. Sie befasst sich mit Gegenständen der Glaubens- und Sittenlehre, der Philosophie, der Sozial-, Staats- und Wirtschaftslehre sowie der Disziplin und der Kirchenpolitik. Päpstliche Rundschreiben sind Ausdruck oberster Lehrgewalt des Papstes, aber keine „unfehlbaren“ Lehräußerungen. Sie wurden von Papst Benedikt XIV. (1740–1758) eingeführt. Die meist lateinischen Anfangsworte bilden den Titel der Enzyklika.

Papst Franziskus hat bisher drei Enzykliken veröffentlicht: Am 29. Juni 2013 erschien die Enzyklika Lumen fidei – Über den Glauben, am 24. Mai 2015 die Enzyklika Laudato siʼ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus und am 4. Oktober 2020 die Enzyklika Fratelli tutti – Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft.

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