Für eine Ökumene des Lernens
BAD HOMBURG. ? Für eine neue Haltung im Blick auf die Ökumene hat sich Weihbischof Dr. Thomas Löhr ausgesprochen. Auf dem Jahresempfang des Bezirks Hochtaunus am Donnerstag, 10. September, in Bad Homburg plädierte er vor rund 90 Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft für eine Ökumene des Lernens und des Verstehenwollens, „die nicht in erster Linie den anderen belehren, überzeugen oder gar überreden will.“ Am Anfang müsse das Fragen stehen, sagte Löhr, der seinem Vortrag den Leitsatz „Was uns eint, ist unendlich viel mehr, als was uns trennt“ voran gestellt hatte.
Dr. Paul-Stefan Freiling, Vorsitzender der Bezirksversammlung Hochtaunus, unterstrich in seiner Begrüßung die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik und dankte, wie auch Bezirksdekan Paul Lawatsch, für das bewährte konstruktive Miteinander.
Viele Gemeinsamkeiten
Als Wendepunkt in der langen Geschichte der Spaltung und Verhärtung zwischen den Konfessionen bezeichnete der Weihbischof in seiner Festansprache das Ökumenismus-Dekret des II. Vatikanischen Konzils, dessen 50-jähriges Jubiläum im vergangenen Jahr gefeiert werden konnte. Als einen der weiteren bedeutsamen Schritte nannte er die gegenseitige Taufanerkennung von 2007, die von elf christlichen Kirchen unterzeichnet worden war. Die erreichten Gemeinsamkeiten seien in vielfacher Form auf Gemeindeebene erfahrbar, aber auch in der Öffentlichkeit, in der die christlichen Kirchen in politischen Debatten und konkreten Aktionen wie dem aktuellen Engagement für Flüchtlinge gemeinsam aufträten.
2017 wird spannend
Nachdrücklich protestierte Löhr allerdings gegen eine „pragmatische Verkürzung“ der Ökumene auf gemeinsames soziales und politisches Handeln. Dagegen spreche die weit gehende Übereinstimmung in den wesentlichen Glaubensinhalten: „Unsere Welt braucht unser gemeinsames Eintreten in der Verkündigung des einen Gottes und unserer Verantwortung vor Gott: für die Würde und Freiheit der Menschen, für die Erhaltung der Schöpfung. In allen Inhalten unseres Glaubens“, betonte er. Im Blick auf das Reformationsjahr 2017 werde es im Bistum Limburg Gespräche des Diözesansynodalrates mit Propst Oliver Albrecht geben, um Gemeinsames zu überlegen und zu gemeinsamen Veranstaltungen anzuregen. „2017 ? das kann spannend werden!“, versprach der Weihbischof.
Dank für gute Zusammenarbeit
Der 2013 anlässlich des Kreuzfestes im Bezirk eingeführte Jahresempfang soll eine Möglichkeit bieten, „als katholische Kirche im Hochtaunus Dank zu sagen all denjenigen, mit denen wir zu tun haben“, erklärte Dr. Freiling. So gebe es im Bereich Caritas und Sozialpastoral eine enge Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche, als deren Vertreter er Präses Joachim Nagel und Dekan Michael Tönges-Braungart willkommen hieß. Dass „Kirche und Politik im Dialog“ eines der Schwerpunktthemen im Bezirk ist, war ebenfalls an der Gästeliste erkennbar, darunter die Kreisbeigeordneten Uwe Kraft und Katrin Hechler, Staatsminister a.D. Jürgen Banzer, Kreisbeigeordneter Hans Leimeister und Beate Denfeld vom Kreistag. Die Schulleiter und Lehrer unter den Gästen standen für die Bedeutung des dritten Schwerpunktthemas „Kirche und Schule“. (rei)