Keine Angst vor Flüchtlingen
OBERURSEL. ? In Oberursel ist die aktuell in den Medien benannte neue Angst vor Flüchtlingen zwar ein Thema für die Diskussion, aber kein wahrnehmbares Gefühl: Von einem eventuellen Stimmungsumschwung war am Freitag, 2. Oktober, bei einer interkulturellen Veranstaltung des Netzwerks Flüchtlingshilfe Oberursel nichts zu spüren. Bis zum Abschluss, als viele bunte Luftballons mit der programmatischen Botschaft „Refugees welcome“ in den Himmel stiegen, verfolgten auf dem gut gefüllten Epinay Platz zahlreiche interessierte Teilnehmer Vorführungen und Gesprächsrunden zum Tag des Flüchtlings. Ängsten könne man am besten begegnen, wenn aus der „Flüchtlingswelle“ Gesichter würden und man einzelnen Menschen begegne, brachte Sandra Anker die Erfahrungen der langjährig in der Flüchtlingshilfe engagierten Ehrenamtlichen auf den Punkt. Die Gemeindereferentin von St. Ursula hatte das Programm mit Ursula Wölki von der Stadt Oberursel vorbereitet.
Sozialen Wohungsbau fördern
„Begegnung organisieren“ antwortete auch die Kreisbeigeordnete Katrin Hechler auf dem Podium, als Moderator Christian Palm (FAZ) nach Rezepten für die Beibehaltung einer Willkommenskultur fragte. Projekte fördern, die dem ganzen Gemeinwesen dienen, sagte Dr. Tobias Krohmer, Koordinator des Arbeitskreises Flüchtlingshilfe Hochtaunus. Endlich in den sozialen Wohnungsbau investieren, forderte in diesem Sinne auch Fritz Rickert vom hessischen Flüchtlingsrat. Die Wohnraumsituation gerade im Rhein-Main-Gebiet sei auch ohne die Flüchtlinge schon schwierig, sagte er und merkte kritisch an, dass die Politik nicht nur auf diesem Feld die Entwicklung verschlafen habe.
Ehrenamtliche unterstützen
Bürgermeister Hans-Georg Brum erklärte ausdrücklich, in Oberursel nehme er keine Ängste im Blick auf die Flüchtlinge wahr, die Welle der Hilfsbereitschaft sei bemerkenswert. Er und Katrin Hechler verwiesen auf die enormen Herausforderungen und darauf, was in den letzten Wochen mit „Mut und Power“ geleistet worden sei. Die Kreisbeigeordnete hob in diesem Zusammenhang das große Engagement der Kirchen hervor. Welche Anstrengungen das Bistum Limburg konkret unternimmt, stellte die Bistumsbeauftragte für Willkommenskultur, Annegret Huchler, vor. Als Säulen dieser Arbeit nannte sie politische Anwaltschaft, Öffentlichkeitsarbeit, die Bemühungen, Wohnraum zu beschaffen, Aufstockung von Stellen und Fonds sowie die Unterstützung des Ehrenamts, unter anderem durch Qualifizierungskurse. Wie groß das Interesse daran sei, belegten nicht nur die Anmeldezahlen, sondern auch die Nachfrage nach der jetzt aufgelegten Broschüre, die fundiert praktische Tipps und alle Informationen rund um das Thema aufliste.
Interreligiöses Gebet
Dass Begegnung in Oberursel mit seiner langen Tradition in der Flüchtlingshilfe nicht nur eine theoretische Forderung ist, sondern erprobter Alltag, war auf vielfache Weise in der Veranstaltung erlebbar. In den Gesprächsrunden berichteten Flüchtlinge von ihren Erfahrungen und ihren Wünschen, zum bunten Programm trugen Teilnehmerinnen der „Internationalen Fraueninsel“ bei und die Kleinen aus dem Kinderprogramm des Internationalen Bundes (IB) bezauberten und berührten die Besucher mit ihrer Präsentation der „Kinder einer Welt“. International besetzt war auch das Interreligiöse Gebet, souverän von Pfarrer Andreas Unfried auf der Gitarre begleitet, bei dem in vielen verschiedenen Sprache gebetet, aber gemeinsam in der Weltsprache Englisch gesungen wurde. „He´s got the whole world in his hands.“ (rei)