Mit Gott überspringe ich Mauern
FRANKFURT. Beim Bürgerfest zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit beteiligen sich vom 2. bis 4. Oktober in Frankfurt auch christliche Kirchen und Gemeinden mit vielfältigen Aktivitäten: Unter dem Motto „Mit Gott überspringe ich Mauern“ (Psalm 18) wollen die Frankfurter Christen gemeinsam daran erinnern, dass vor 25 Jahren ein einzigartiges Geschenk der Freiheit und Einheit zur Überwindung von 40 Jahren Trennung in zwei deutsche Staaten geführt hat. Gerade auch Christen hatten in der ehemaligen DDR großen Anteil an der friedlichen Revolution.
Während des gesamten Festes ? von Freitagnachmittag bis Sonntagabend ? wird der Frankfurter Römerberg Schauplatz des kirchlichen Programmes sein, das die evangelische und katholische Stadtkirche sowie die Evangelische Allianz Frankfurt verantworten. Auf der Bühne vor der Alten Nikolaikirche laden Musik, Gespräche und Performance zum Verweilen ein: Gospelchöre und unterschiedliche Musikgruppen, Gesprächsrunden mit Zeitzeugen der friedlichen Revolution wie mit Akteuren in Flüchtlingsprojekten.
Mahnmal für tote Flüchtlinge
In Erinnerung an all die Menschen, die ihr Leben bei Fluchtversuchen an der innerdeutschen Grenze verloren haben oder unter Einsatz ihres Lebens fliehen konnten, ist einer der Schwerpunkte der Veranstaltungen die aktuelle Flüchtlingslage. Dazu gibt es ein Mahnmal, das an die Toten der Fluchtboote über das Mittelmeer erinnert, eine Ausstellung mit Porträts von Flüchtlingen und die Vorstellung diverser Flüchtlingsprojekte.
„Der Weg in die Freiheit war über Jahrzehnte hinweg in der DDR nur durch Flucht zu gewinnen. Nicht wenige sind dabei ums Leben gekommen oder haben Hab und Gut verloren,“ betonte der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz bei der Vorstellung des Gesamtprogramms am Dienstag, 8. September. Von daher setze das Schwerpunktthema Flucht einen „prophetischen Impuls“. Dass heute Menschen aus Ostberlin mit dem Zug in drei Stunden in Frankfurt sein könnten, sei ein "Wunder und Grund genug, auch an die zu denken, die vor den unmöglich gewordenen Zuständen in ihren Heimatländern fliehen,“ unterstrich zu Eltz.
Auf dem Programm stehen aber auch: die Nacht der Kirchen am Freitag, 2. Oktober, von 18 bis 24 Uhr in den Frankfurter Innenstadtkirchen, der Jugendkreuzweg am 3. Oktober von 15 bis 18 Uhr mit Stationen zum Thema „Mauern heute überwinden“, gestaltet von den kirchlichen Jugendorganisationen, Erzählcafés am 3. Oktober in unterschiedlichen Cafés mit Geschichten von Zeitzeugen, Dankgottesdienste mit Zeitzeugen und Gospelchören in Krankenhäusern und Altenheimen, Zeitzeugen-Gespräche in Schulen am 2. Oktober. Außerdem gibt es auf dem Römerberg eine Mal-Aktion für Erwachsene, eine Karikaturenausstellung, Produkte „mit Migrationshintergrund“ aus dem Eine-Welt-Handel sowie Kaffee und Kuchen für die Passanten.
Friedensgebete und Kerzenprozessionen
Am Tag der Deutschen Einheit finden ab 17:30 Uhr in zahlreichen Innenstadtkirchen Friedensgebete mit DDR-Zeitzeugen statt, die an den Friedensgebeten vor der Wende beteiligt waren. Von allen Orten führen anschließend Kerzenprozessionen zum zentralen ökumenischen Dank- und Fürbittgottesdienst auf dem Römerberg (19 Uhr). Hier wird es Impulse von Pfarrer Rainer Eppelmann geben, dem ehemalige DDR-Oppositionellen, dann CDU-Politiker und Minister für Abrüstung und Verteidigung der ersten frei gewählten DDR-Regierung. Für die musikalische Begleitung sorgt Judy Bailey und Band. Der Gottesdienst wird von Bibel TV direkt übertragen. (dw)