"Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig"
LIMBURG - Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst weiht am Pfingstsonntag, 19. Mai, die fünf Diakone Robin Baier, Tobias Blechschmidt, Manfred Döbbeler, Jan Gerrit Engelmann und Steffen Henrich zu Priestern. Die festliche Weiheliturgie, die musikalisch von den Limburger Domsingknaben (Leitung: Domkantor Klaus Knubben) gestaltet wird, beginnt um 15 Uhr im Hohen Dom zu Limburg. Als Leitwort der Weihe und ihres künftigen Dienstes haben die Kandidaten ein Zitat von Papst Benedikt XVI. gewählt: "Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig".
Die Priesterweihe ist für die fünf Theologen ein ganz besonderes Ereignis und ein großes Ziel, auf das sie sich lange vorbereitet haben. Für sie ist Priester werden, das wird im Gespräch schnell deutlich, keine "fixe Idee", sondern eine Berufung, ein Geschenk Gottes, auf das sie Antwort geben. Priester sein gehe nicht allein und sei auch kein privates Anliegen. Es sei ein "sich in den Dienst stellen" und "ein mit Gott und den Menschen verbunden sein". Letztlich gehe es immer auch um Heiligkeit, um das Streben nach einem Leben aus dem Glauben, das Gott gefällt. Auf diesem Weg wollen die Fünf mit den Menschen im Bistum gehen.
Für Robin Baier (32) war das Diakonat, das er in der Dompfarrei St. Georg in Limburg verbrachte, eine Vorstufe zur Priesterweihe und eine Zeit des Einübens. "Die Aufgaben des Priesters sind zu allen Zeiten das Volk Gottes zu leiten, es zu heiligen und ihm das Evangelium zu verkünden", erklärt Baier. Bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und bei Predigten konnten er und seine Mitbrüder sich darauf vorbereiten. Einen zentralen Aspekt des Priestertums sieht Baier auch in der Feier der Liturgie. "Liturgie ist kein Privateigentum, sondern gehört der Kirche. Sie muss den kirchlichen Vorschriften entsprechend gefeiert werden. Gleichzeitig muss man selbst eine Form finden, die nicht im Widerspruch zur Botschaft steht, sondern ihr dient", sagt Robin Baier. Der Priester sei immer herausgefordert letztlich nicht bloß etwas von sich zu geben, sondern etwas, dass größer ist als er selbst, nämlich Jesus Christus und sein Heilswirken. Dies zeige sich in der Spendung der Sakramente.
Gemeinsam im Glaubensleben unterwegs
Seelsorglicher Dienst ist für Tobias Blechschmidt (27) immer ein Dienst, der aus Beziehungen zu Menschen entsteht, mit denen man gemeinsam im Glaubensleben unterwegs ist. Deshalb waren ihm auch in seiner Diakonatszeit, die er in der Pfarrei St. Anna in Herschbach im Westerwald verbracht hat, die Begegnungen mit den Menschen vor Ort besonders wichtig. Als Diakon hat er einen großen Akzent im Bereich der Firmvorbereitung gesetzt. Auf Basis des Jugendkatechismus "Youcat" und erlebnispädagogischer Elemente entwickelte er zusammen mit dem Katechetenteam ein neues Firmkonzept und vernetzte die Firmlinge aus mehr als zehn Orten miteinander über das soziale Netzwerk "Facebook". Der junge Theologe brachte sich auch bei der Planung eines innovativen Projektes zum weltweiten "Jahr des Glaubens" ein: In der sogenannten Glaubenswerkstatt, drei Abenden, die in großen Unternehmen, die im Bereich der Pfarrei lagen, fanden Glaubensgespräche statt, die sich theoretisch und praktisch mit Fragen des Glaubens auseinandersetzten. Als Priester möchte Tobias Blechschmidt Menschen aller Generationen für ein aktives Glaubens- und Gemeindeleben begeistern.
Der Weihespruch (Wer nicht Gott gibt, gibt zu wenig) steht für Manfred Döbbeler (62) sogar für den Beginn des Entscheidungsprozesses, der nun in der Priesterweihe einmündet. Als er den Satz vor einigen Jahren zum ersten Mal las, sei er wie elektrisiert gewesen. Er habe sein Leben wie gebündelt im Licht dieser Herausforderung vor sich gesehen. Als Diakon wirkte Döbbeler in den Pastoralen Räumen Usinger Land und Schmitten. "Ich durfte Kinder taufen, Verstorbenen das letzte Geleit geben, das Wort Gottes verkünden und immer wieder den Gottesdienst mitfeiern", beschreibt der Weihekandidat seinen Dienst. Unvergessen bleiben ihm die Krankenbesuche und die damit verbundenen Lebens- und Glaubensgeschichten, die ihm oft unter die Haut gegangen seien. Döbbeler hielt Vorträge über das Zweite Vatikanische Konzil und startete gemeinsam mit vielen Helfern in Neu-Anspach die Initiative "Gemeinsam statt einsam - Miteinander essen". Überrascht war er über die Glaubenskraft in den Gemeinden. "Wir sind natürlich nicht mehr die große Schar, deswegen habe ich Mut gemacht und ich weiß, dass unser Glaubenszeugnis heute anders aussehen muss als das unserer Eltern oder Großeltern", so Manfred Döbbeler. Es gelte jedoch am Ball zu bleiben, dem Zeugnis Farbe zu geben und auch nicht davor zurückzuschrecken, den Kopf mal aus der Masse emporzuheben und auf keinen Fall den Mut zu verlieren. Nach der Priesterweihe wird er in St. Marien in Königstein zum ersten Mal Eucharistie feiern. "Ich werde dann vor allem darum bitten, dass mein Tun und Sein vom Herrn gesegnet und dem Primat der Liebe unterstellt bleibt. Andernfalls wäre unser Tun kaum mehr als heiße Luft", erklärt Döbbeler.
Ein Bote der Hoffnung
Auch für Jan Gerrit Engelmann (27) geht mit der Weihe ein langer Weg der Vorbereitung zu Ende. Er war ein Jahr lang als Diakon im Pastoralen Raum Königstein-Kronberg-Schloßborn tätig. "Es war eine sehr schöne und prägende Zeit in diesen neun Pfarreien, für die ich sehr dankbar bin und sie als Unterstützung und Hilfe auf meinem Weg zum Priester erfahren habe", so Engelmann. Die zahlreichen Begegnungen und Gespräche mit Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen haben seine Motivation zum geistlichen Dienst gestärkt und belebt. "Bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Hausbesuchen konnte ich Menschen begleiten. Ich konnte ihnen die Nähe und Barmherzigkeit Gottes bringen und davon Zeugnis geben", sagt Engelmann. Wie seine Mitbrüder konnte er sich in den Predigtdienst und in die Feier verschiedener Gottesdienste einüben. Er gewann Einblicke in Veränderungsprozesse und begleitete Gläubige bei ihrer Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie wohl alles in der Pfarrei neuen Typs werden wird. "Ich bin gewiss: Bei allen Veränderungen in unseren Pfarreien bleibt für mich Sendung und Herausforderung zugleich, fest in Christus verwurzelt zu sein und bei allem fest den Blick auf ihn gerichtet zu haben und von ihm als der Mitte her zu leben. Deshalb gehe ich auch mit großer Freude und Zuversicht in den vor mir liegenden priesterlichen Dienst, um Gott und den Menschen mit meinem Leben zu dienen", so Jan Gerrit Engelmann. Als Priester will er Bote der Hoffnung sein, der Menschen mit Gott verbindet und ihnen Wegbereiter und Wegbegleiter zur eigenen Christusbegegnung ist.
Steffen Henrich (28) schrieb bereits mit neun Jahren dem damaligen Bischof von Limburg einen Brief, indem er ihm mitteilte, dass er Pfarrer werden wolle. Seitdem sind 19 Jahre vergangen und der junge Theologe hat seinen Wunsch, der ihm zur Berufung wurde, verwirklicht. Als Diakon in der Pfarrei St. Bonifatius in Wiesbaden hat er viele interessante Erfahrungen gemacht. Kurz nach der Weihe zum Diakon, habe er sich Gedanken gemacht, wie es mit dem Beerdigungsdienst sein wird, weil er zum einen noch nicht so viele Beerdigungen erlebt, und zum anderen Sorgen hatte, ob er den Menschen wirklich beistehen könne und die richtigen Worte fände. "Als ich dann mit diesem Dienst anfing, erlebte ich, wie hilfreich und gut er ist. Bereits mit dem Trauergespräch, in dem ich wirklich sehr nah an die Angehörigen und auch an den Verstorbenen gekommen bin, merkte ich, , wie sehr mein Dienst eine Hilfe ist", so Henrich. Er habe auch erfahren, dass der Ritus an sich, die gute Form einer Beerdigung, den Menschen Halt und Kraft geben kann. So wurde die vermeintlich nicht so tolle Aufgabe, für den jungen Diakon zu einer wirklich guten Erfahrung und zu einem Dienst, den er nicht mehr missen möchte. Ein Aufgabenschwerpunkt des Diakons war auch die Ministrantenarbeit. "Ich konnte hier erleben, wie gut und hilfreich es war, mit den Ministranten den Weg zur Pfarrei neuen Typs zu gehen", sagt Steffen Henrich. Bei Erwachsenen höre man oft von Schwierigkeiten und von Problemen, die eine so große Pfarrei mit sich bringe. Für Ministranten spiele das eine geringere Rolle und sie verstünden die Pfarrei neuen Typs als eine wirkliche Chance. "Die jungen Menschen sind ohnehin in der ganzen Stadt unterwegs, schon die Schulen sind oft nicht mehr auf dem Gebiet ehemaliger Pfarreien, wo sie wohnen. Von daher war es kein Problem, die Gruppenleiter an den unterschiedlichsten Orten der Pfarrei zu versammeln", erklärt der Weihekandidat. Durch diese Treffen hätten die Gruppenleiter erlebt, dass es an den einzelnen Kirchorten vielleicht nur wenige Ministranten gibt, aber in der neuen Pfarrei sehr viele. "Wenn es gelingt, bei Ministranten ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, dann kann auch die Pfarrei neuen Typs zur Pfarrei werden, in der Menschen eine wahre Glaubensgemeinschaft leben", so Henrich. (StS)