Begegnung auf Augenhöhe schaffen
WEILBURG. - Mit einem Gottesdienst und orchestraler Musik haben etwa 200 Gäste aus Kirche und Gesellschaft am Dienstag, 23. Juni, den Start der Modellregion "Kirchen und Inklusion" gefeiert. In den kommenden zwei Jahren sollen im Landkreis Limburg-Weilburg mit Hilfe kirchlicher Partner zahlreiche inklusive Projekte und Initiativen besonders im Raum der Kirchen angestoßen und umgesetzt werden. Unter den Gästen waren neben zahlreichen Vertretern der Kommunen, der Kirchengemeinden und gesellschaftlicher Institutionen auch der Landrat des Landkreises Limburg-Weilburg, Manfred Michel, und ein Vertreter des hessischen Sozialministeriums, Winfried Kron. Die Auftaktveranstaltung wurde musikalisch vom inklusiven Orchester der Kreismusikschule Limburg gestaltet. In dem etwa 45 Personen zählenden Orchester spielen viele Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen.
"Wir als katholische und evangelische Kirche möchten unseren Beitrag leisten, dass das christliche Menschenbild nicht von rassistischen Gruppierungen verdrängt wird", sagte Manfred Pollex, Dekan des evangelischen Dekanats Runkel, während des ökumenischen Gottesdienstes in der Schlosskirche in Weilburg. Die Kirchen dürften es diesen Gruppen nicht überlassen, darüber zu urteilen, wer dazu gehöre und wer nicht. Die Kirchen wollten sich "mit viel Energie und Motivation dieser Herausforderung stellen". Es gehe darum, nicht mehr nur über Inklusion zu reden, sondern sie selbstverständlich zu leben, so Pollex.
Kirchen müssen Barrieren wahrnehmen und abbauen
In seiner Predigt erinnerte Franz-Josef Kremer, Dekan des katholischen Kirchenbezirks Limburg, an das Beispiel Jesu Christi. Vielfach habe Jesus gesellschaftlich Ausgegrenzte ermutigt, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen. "Jesus startet kein Sofortprogramm, er gründet keine Projektgruppe, sondern schafft Begegnung auf Augenhöhe", sagte Kremer. Im Gespräch unterstrich der katholische Geistliche die wichtige Rolle der Kirchen: Aufgabe der Kirchen sei es nicht nur wahrzunehmen, wo es in Kirchen und Gesellschaft Barrieren gebe, sie müssten vielmehr zu Sprechern derjenigen werden, die ausgegrenzt würden, und aktiv dazu beitragen, dass Barrieren abgebaut werden. "Es gibt genügend zu tun. Wir müssen die Augen offen haben und hinschauen."
Der Landkreis Limburg-Weilburg ist eine von zehn Modellregionen, die vom hessischen Sozialministerium ausgewählt wurden, um das Thema Inklusion in verschiedenen Bereichen zu erproben. Projektpartner des Landkreises Limburg-Weilburg sind die evangelische Kirche, vertreten durch die Dekanate Runkel und Weilburg, und die katholische Kirche im Kirchenbezirk Limburg. Das Modellprojekt im Landkreis Limburg-Weilburg trägt den Namen "Kirchen und Inklusion". Das hessische Sozialministerium fördert die fünf Modellregionen mit insgesamt 400.000 Euro.
Winfried Kron, verantwortlicher Referent für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im hessischen Ministerium für Soziales und Integration, betonte angesichts rasanter gesellschaftlicher und demographischer Veränderungen, die Wichtigkeit, Inklusion zu erproben. Kron freute sich darüber, dass in der Modellregion zwei wichtige gesellschaftspolitische Akteure gemeinsam mit dem Landkreis zusammenarbeiten werden. Von den politischen Kommunen, den Kirchengemeinden und gesellschaftlichen Institution wünsche er sich, "dass sie viel üben und erproben". "Es gibt viele Wege, Barrieren abzubauen", sagte Kron. Dabei solle aber nicht alles allein unter dem Dogma des Erfolgs betrachtet werden.
Projekt will Gemeinden und Initiativen miteinander vernetzen
Die Aktivitäten in der Modellregion "Kirchen und Inklusion" sollen von einer Lenkungsgruppe mit Vertretern der Projektpartner geleitet werden. Mit dem Fördergeld wurde eine Koordinierungsstelle geschaffen, die für die Umsetzung geplanter Veranstaltungen sorgen und Angebote sowie Möglichkeiten zur Vernetzung schaffen soll. Über die Internetplattform www.inklusion-limburg-weilburg.de sollen sich Kommunen, Kirchengemeinden, Institutionen und Initiativen auf einer interaktiven "Netzwerkkarte" austauschen können. Projektleiterin Sabine Jost-Schmitt wolle durch "die netzwerkartige Struktur der Projekte, welche die verschiedensten Orte und Menschen verbindet", ein breites ästhetisch und kulturell interessiertes Publikum ansprechen. Jost-Schmitt ermutigte außerdem die anwesenden Vertreter der Kirchengemeinden und Kommunen, weitere Impulse und Vorschläge im eigenen Umfeld "aufzuspüren" und mit Unterstützung der Modellregion umzusetzen.
Zu diesem Zweck überreichte die Steuerungsgruppe den Vertretern und Repräsentanten Fußsymbole. Mit dem "inklusiven Fußabdruck" sollen sie Initiativen und Projekte vor Ort illustrieren. Bilder der verschiedenen Aktionen sollen später auf der Website der Modellregion gesammelt und veröffentlicht werden. (CLM)
Weitere Informationen und Ansprechpartner unter www.inklusion-limburg-weilburg.de