"Einmaliges Glaubenszeugnis und Baudenkmal"
OBERNHOF/ NASSAU/ LIMBURG. - Die Arnsteiner Klosterkirche St. Maria und Nikolaus zwischen Obernhof und Nassau soll in den Jahren 2017 bis 2025 grundlegend ? außen wie innen - saniert werden. Beteiligt an der Maßnahme sind das Land Rheinland-Pfalz, das Bistum Limburg und die Pfarrei St. Martin Bad Ems-Nassau. Die Vorplanungen sind bereits in vollem Gang. Dabei haben die beteiligten Bau-Experten einen Sensationsfund gemacht. Unter den Bankpodesten im Langhaus der Klosterkirche kam ein Großteil des romanischen Fußbodens aus der Entstehungszeit der Kirche wieder zum Vorschein.
Die romanische Klosterkirche St. Maria und Nikolaus hoch über der Lahn stammt aus dem 12. bis 14. Jahrhundert. Ihre Bedeutung als Baudenkmal und Glaubenszeugnis ist laut Gabriel Hefele, Kunsthistoriker im Dienst des Bistums Limburg, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Er stellt sie in eine Reihe mit dem Limburger Dom und der Lubentius-Basilika in Dietkirchen. Deshalb begrüßt er es sehr, dass das Land Rheinland-Pfalz zusammen mit Bistum und Pfarrei die Sanierung plant. Auch lobt er das gute Miteinander der beteiligten Parteien. „Wir haben schon zusammen die Sanierung des Klosters Schönau in Strüth gemeistert, das war eine sehr gute Zusammenarbeit und das Ergebnis kann sich sehen lassen,“ erklärt Hefele.
Arnsteiner Kirche gehört zu Patronatsbauten
Da die Arnsteiner Klosterkirche zu den 18 Patronatsbauten in Rheinland-Pfalz zählt, ist das Land zum Erhalt dieses Bauwerks verpflichtet. Die Patronatsverpflichtung beinhaltet die Sanierung des Dachs, des Dachstuhls, der Fassade und des Mauerwerks, gewissermaßen der „Außenhülle“ des Gebäudes. Aus einem statischen Gutachten hat sich bereits vor zwei Jahren ein dringender Handlungsbedarf für das Gebäude ergeben. Daraufhin wurde das Baudenkmal von mehreren Fachgutachtern untersucht, um ein umfassendes Sanierungskonzept zu erarbeiten. Das Land plant mit Kosten von 12 Millionen. Das Bistum Limburg wiederum wird die ebenfalls aufwändige Restaurierung der technischen, liturgischen und künstlerischen Kirchenausstattung übernehmen. Dazu zählen unter anderem die Altäre, das Chorgestühl, die Kanzel, der Fußboden, die Glocken, Skulpturen und die Raumfassung. Und auch die Eigentümerin der Kirche, die Pfarrei St. Martin, wird sich finanziell an der Sanierung des Innenraums beteiligen. Den Großteil übernimmt aber das Bistum.
Alle an einen Tisch
„Für die Vorplanungen müssen alle an einen Tisch“, sagt der leitende Architekt Stefan Zeyen, der die Maßnahmen im kirchlichen Auftrag koordiniert. „Je minutiöser die Sanierung im Vorfeld geplant ist, desto reibungsloser laufen nachher die Arbeiten“, erklärt Zeyen. Auch für eine seriöse und verlässliche Kostenkalkulation sei die lange Planungszeit immens wichtig. Restauratoren verschiedener Fachrichtung sind in die Beratungen miteinbezogen. Beispielsweise für Skulpturen, die Kanzel und die Altäre, aber auch für Wandgemälde oder liturgisches Gerät braucht es Profis, die im Vorfeld die Objekte sichten, den Arbeitsaufwand erläutern und dann Arbeitsprofile als Grundlage für die Ausschreibungen erstellen.
Historischer Fußboden und Rokoko-Kanzel
Neben dem historischen Fußboden gibt es weitere bedeutende Objekte wie das Chorgestühl aus dem 13. Jahrhundert oder die Kanzel aus dem 18. Jahrhundert. „Es geht ja nicht immer nur ums Alter, sondern vor allem um die Qualität und eine Rokoko-Kanzel mit dieser Qualität sucht ihresgleichen bei uns in der Diözese“, erzählt Hefele, der das Bistum und seine Kunstschätze seit langem kennt. Da der Innenraum zuletzt in den Jahren 1969/1970 saniert wurde, besteht mittlerweile ein auch für den Laien sichtbarer Handlungsbedarf.
Für Pater Peter Egenolf von den Arnsteiner Patres ist bei der Sanierung vor allem wichtig, dass die Kirche weiter genutzt und besucht werden kann. Denn neben den Gläubigen aus der Region kommen auch viele Wallfahrer und Touristen hierher. Deshalb soll der Kirchenraum als ein spiritueller Raum, wenn es die Bauarbeiten zulassen, für Besucher offen stehen. Und das Herz-Jesu-Gnadenbild werde die ganze Zeit zugänglich sein, erklärt Pater Egenolf. Wenn nicht in der Kirche, dann im Pilgersaal des Kloster. Er freut sich, dass die Kirche „wieder zum Leuchten“ gebracht werden solle.
Drei Bauabschnitte geplant
In einem ersten Bauabschnitt sollen die westlichen Gebäudeteile, die Westtürme, die Dächer und Außenwände des Westchors und der Vorhalle saniert werden. Im zweiten Schritt ist geplant, die mittleren Gebäudeteile zu sanieren, das Langhaus und ein Großteil der Dachkonstruktion. In dieser Bauphase wird die Kirche nur sehr eingeschränkt nutzbar sein. Im dritten und letzten Bauabschnitt soll dann der östliche Gebäudeteil saniert werden. (fl)