LIMBURG, 16.09.2024
Hüpfburg, Zuckerwatte und viele Sprachen
Festgottesdienst, Familientag, Wallfahrt und Politisches: Auch der Kreuzfestsonntag, 15. September 2024, hat den Besucherinnen und Besuchern des Bistumsfestes viel geboten.
Festgottesdienst mit Bischof Gerber
Den Festgottesdienst am Kreuzfestsonntag feierte Bischof Dr. Michael Gerber mit hunderten Gläubigen im Limburger Dom. In seiner Predigt hob der Bischof von Fulda die Bedeutung des Kreuzes für das Leben der Gläubigen und die Kirche hervor. Er griff das Jesuswort „Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten“ auf und setzte sich mit aktuellen Herausforderungen der Kirche auseinander. Besonders betonte er die Notwendigkeit einer tiefen, inneren Freiheit.
Bischof Gerber zeigte die Spannung zwischen der Selbstverwirklichung des Einzelnen und der Anerkennung der Freiheit anderer auf. Er verwies auf die Bedeutung, sich nicht nur auf persönliche Ziele zu fokussieren, sondern auch offen für die Realität und die Bedürfnisse der Mitmenschen zu bleiben. „Freiheit und Selbstentfaltung gelingen nicht als Egotrip“, so der Bischof.
Mit Blick auf den Apostel Petrus verdeutlichte Gerber die Zerbrechlichkeit menschlicher Selbstbilder. Er betonte, dass Wachstum oft aus Krisen hervorgehe. „Petrus ist ein Beispiel dafür, wie wir als Kirche mit unseren eigenen Begrenzungen umgehen müssen“, sagte Gerber. Das Kreuz sei für ihn daher nicht nur als ein Symbol des Leidens zu sehen, sondern auch ein Ausdruck der Spannung zwischen hohen Idealen und menschlichen Schwächen. „Es geht darum, diese Spannung auszuhalten und in eine tiefe innere Freiheit zu wachsen“, so Bischof Gerber.
Bildergalerie
Mitmachaktionen für Jung und Alt
Bildergalerie
Im Anschluss an den Gottesdienst bot die Bistumsmeile im Bischofsgarten zahlreiche Mitmachaktionen und Infostände, die die Vielfalt des Bistums Limburg auf lebendige Weise präsentierten. Die kleinen Gäste konnten sich über Glitzertattoos freuen, sich auf der Hüpfburg der Malteser austoben, Spiele der Phantasiothek ausprobieren oder beim „Fun & Dance“-Programm der Tanzschule Schöffl das Tanzbein schwingen. Für die nötige Ruhe zwischendurch sorgte eine eigens eingerichtete Ruhe-Oase im hinteren Teil des Bischofsgartens. Zwischendurch gab es Shows mit dem Puppentheater Donato oder Bauchredner Querni auf der Open-Air-Bühne.
Eines von vielen Highlights war die Aktion der Stabstelle Inklusion, die zusammen mit Kindern und Erwachsenen die „Ink-City“, eine Inklusionsstadt aus Legosteinen, baute. Am Stand des Bistums Limburg unter dem Motto „Wir machen Zukunft“ hatten Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, sich mit den „Zukunftsheldinnen und -helden“ fotografieren zu lassen, während es am Stand des Diözesancaritasverbands (DICV) und Bezirkscaritasverbands kleine Spiel- und Erlebnisaktionen rund um das Jahresthema der Caritas „Frieden beginnt bei mir!" sowie Kinderschminken, Basteln und frische Zuckerwatte gab. Die Fachstelle gegen Gewalt informierte über Präventionsarbeit, das Fachzentrum Kita stellte seine Arbeit vor und am Stand der Pilgerstelle und Tobit Reisen konnten Kinder und Erwachsene erfahren, was alles in einen Pilgerrucksack gehört. Weitere Stände gab es von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) Diözesanverband Limburg, den Orden und geistlichen Gemeinschaften, der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung (KAB) des Bistums, dem Kolpingwerk und der Kolpingjugend betreut.
Kirche muss politisch sein
Bildergalerie
Auch wichtige gesellschaftliche Themen kamen nicht zu kurz: Am Stand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Limburg tauschten sich der Limburger Bürgermeister Dr. Marius Hahn und Bischof Dr. Georg Bätzing über das Thema Demokratie aus – ein Thema, das in der heutigen Zeit von großer Bedeutung ist. Dabei sagte Bischof Bätzing: „Ich habe öfter gehört: ,Kirche soll nicht politisch sein‘ – das kann ich nicht, denn das Evangelium ist politisch. Das Evangelium hat Optionen für Menschen, die in der Gesellschaft am Rande stehen. Jesus will, dass wir diesen Menschen eine Stimme und einen Ort geben. Das bedeutet für uns: Wir müssen uns für die Ärmsten der Armen, für die Benachteiligten und für eine Kultur der Freundlichkeit aller Menschen, egal, wo sie herkommen, welches Geschlecht sie haben, welcher Nationalität oder Religion sie sind, einsetzen. Denn wir haben nur eine Erde, wir haben einen Gott und der ist der Gott aller Menschen und deshalb bleiben wir politisch und müssen es sein.“ Bürgermeister Hahn unterstrich ebenfalls die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche: „Kirche muss politisch sein. Da, wo es Ungerechtigkeiten gibt, da, wo es um die Bewahrung der Schöpfung geht, wo es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt geht, da muss Kirche sich einmischen“, sagte er. Er nehme mit großem Wohlwollen war, dass dies in letzter Zeit auch geschehe. „Zum Beispiel, indem man sagt: Es ist mit dem Glauben nicht vereinbar, dass man gesichert rechtsextremistische Parteien wählt. Das halte ich für eine sehr wichtige Aussage und die kann man nicht oft genug sagen“, betonte Hahn. Das Bistum Limburg hatte im Februar 2024 unter dem Leitwort „Nie wieder! – Gemeinsam stark für Demokratie und gegen Rechtsextremismus!“ die Pfarreien und Einrichtungen in der Diözese eingeladen, sichtbar Position zu beziehen.
Viele verschiedene Sprachen im Limburger Dom
Bildergalerie
International wurde es am Nachmittag im Limburger Dom. Die Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprache feierten dort eine Abschlussandacht nach der Sternwallfahrt, die sie am Kreuzfestsonntag gemacht hatten. „Dieser Dom gehört uns allen und uns allen gehört auch diese Kostbarkeit, das Heilige Kreuz unseres Herrn Jesus Christus“, sagte Bischof Georg Bätzing zur Eröffnung. Er unterstrich das Miteinander und dass die Gemeinden trotz unterschiedlicher Sprache und Kultur zusammengehörten. Die Christinnen und Christen seien Teil von der Geschichte Jesu, die weitergehe. Durch die Öffnung des Herzens für die, die in Not sind, wachse die neue Welt des Reiches Gottes, die Jesus versprochen habe. „Wir alle sind schon ein Teil der neuen Welt, für die Jesus ans Kreuz gegangen ist“, so der Bischof.
Die Seligpreisungen als Personalausweis von Christinnen und Christen
In der Gebetszeit „Mit Euch wollen wir beten“, die vom Präsidium der Limburger Diözesanversammlung vorbereitet wurde, erinnerte Jutta Nieswand, dass die Zusage Jesu „Ich bin mit Euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20) allen Menschen gälte. Die Andacht endete mit den Seligpreisungen und den Segenswunsch für eine starke, sich umeinander sorgende Gemeinschaft.
Rückblick in der Kreuzfeier
In der Kreuzfeier am Schluss des Kreuzfestes am Sonntagabend blickte Bischof Georg Bätzing dankbar auf hunderte Begegnungen und tolle Erlebnisse zurück. „Mit Euch! Wir haben das Motto des Kreuzfestes lebendig werden lassen und erlebt, welche Kraft in unserem Miteinander liegen kann“, sagte der Bischof. Mit Euch! Das seien in diesem Jahr mehr als zweihundert Mädchen und Jungen aus den Kitas in der Region an der Lahn, hunderte Ehepaare, die in diesem Jahr ein Ehejubiläum feierten, hunderte von Ministrantinnen und Ministranten, die sich zum Nachtreffen der Rom-Wallfahrt wiedergetroffen haben und eine ganz besondere Pop-Liturgie im Dom feierten sowie hunderte Katholikinnen und Katholiken aus den muttersprachlichen Gemeinden, die zur Verehrung des Heiligen Kreuzes auf den Limburger Domberg kamen. Mit Euch! Das seien auch hunderte Familien, die den Familientag in den Bischofsgarten feierten und sich über die Angebote der Verbände und Fachstellen in der Diözese informierten. Mit Euch! Das seien auch die Musikerinnen und Musiker der Dommusik, die Mitarbeitenden, die Religionslehrerinnen und Religionslehrer, die Synodalen und ganz viele, die zufällig oder ganz bewusst in die Domstadt gekommen seien und sich ansprechen ließen von den vielfältigen Angeboten der Kreuzfesttage. „Es sind tausende Menschen, die das Kreuzfest in diesen Tagen feierten. Ihnen allen wollte der Herr seine Güte, seinen Frieden schenken. Gnade und der Friede des Herrn sei mit Euch. Gnade und Friede ist Gott selbst. Und er schenkt sich uns. Dafür sind wir dankbar und so gestärkt dürfen wir in den Alltag gehen“, sagte Bischof Georg Bätzing zum Abschluss des Kreuzfestes.